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Wege zur BarrierefreiheitUn-Label unterstützt Kunst- und Kulturorganisationen bei der Inklusion

Lesezeit 3 Minuten
DGS und Darstellende Kuenste

Fachkräfte von Un-Label leiten Workshops und Schulungen zur inklusiven Förderung in Kunst- und Kulturorganisationen.

Das Kölner Sozialunternehmen Un-Label bietet Kulturorganisationen Qualifizierungsprogramme, um den Inklusionsgedanken zu verwirklichen.

Inklusion bedeutet Einbeziehung, Dazugehörigkeit, Teilhabe. Das Wort wird oftmals im Zusammenhang mit Personen verwendet, die eine körperliche oder geistige Beeinträchtigung haben. Unabhängig von Krankheit, Behinderung, sozialem Status, Hautfarbe, Geschlecht oder Religion sollen alle Menschen gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben partizipieren können.

Im Jahr 2006 verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen (UN) die „Behindertenrechtskonvention“, in der die Grundrechte von Betroffenen gestärkt werden. Deutschland ratifizierte das Übereinkommen 2009. Die Realisierung des Vorhabens stockt jedoch. Sowohl auf dem nationalen Arbeitsmarkt als auch im hiesigen Kulturwesen sind Menschen mit Behinderungen nach wie vor unterrepräsentiert.

Eine Frau sitzt auf einer Treppe

Un-Label-Leiterin Lisette Reuter und ihr Team begleiten Organisationen, Künstlerinnen und Künstler sowie Ensembles bei der Schaffung von Barrierefreiheit.

Das Kölner Sozialunternehmen Un-Label fördert seit über zehn Jahren die Umsetzung der internationalen Beschlüsse in Form von Beratungen, Fort- oder Weiterbildungen, Publikationen und Bühnen-Produktionen. Neben dem renommierten Comedia Theater profitierte auch die Orangerie im Volksgarten bereits von der Expertise des Teams um Gründerin Lisette Reuter. Letztere Spielstätte wird derzeit zum modernen, barrierefreien Theater umgebaut.

Mit der Initiative „access:maker – Innovationshub“ bietet Un-Label seit 2024 einen umfassenden Leitfaden für Organisationen, der die Verwirklichung von Inklusion auf dem Kultur- und Kunstsektor in Form eines Qualifizierungsprogramms verankern möchte. Das bundesweite Bildungsprogramm will ein Bewusstsein für die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen schaffen und zudem praxisnahe Ansätze, etwa bei der Beschäftigung von Personal sowie der Realisierung von kreativen Projekten, vermitteln. Dabei tritt Un-Label selbst als potenzieller Arbeitgeber für Menschen mit Behinderungen auf. So werden in der Neuehrenfelder Niederlassung Beraterinnen und Berater in eigener Sache geschult.

Wir haben erkannt, dass sich viele Kulturinstitutionen gegenüber der Inklusion öffnen möchten, aber nicht wissen, wie.
Lisette Reuter

Für die kommende access:maker-Einheit gilt eine Online-Bewerbungsfrist bis zum 10. April. Aus den Zuschriften werden drei Einrichtungen ausgewählt, die jeweils zwölf Monate lang begleitet werden. Ein wesentliches Kriterium für die Auswahl stellt die Diversität der Häuser dar. Verpflichtend ist zudem eine Teilnahme der Leitungsebene an den verschiedenen Präsenz- und Online-Modulen.

Als langjährige Produzentin von Tanz-, Theater- und Musikperformances kennt Lisette Reuter die Situation vieler Veranstalter: „Wir haben erkannt, dass sich viele Kulturinstitutionen gegenüber der Inklusion öffnen möchten, aber nicht wissen, wie. Es fehlt nicht am Wollen, sondern am Wissen, wenn man inklusiv agieren möchte. Dafür braucht es strukturelle Veränderungen“, weiß die Geschäftsführerin und künstlerische Leiterin.

Zum Portfolio der Anbieter gehören auch die Themen „Barrierefreie Webseiten“, „Audiodeskriptionen für blinde und sehbehinderte Menschen“ sowie „Fördermöglichkeiten“, etwa zur Finanzierung eines behindertengerechten Arbeitsplatzes.

„Unser Ziel ist es, Informationstransformationen anzustoßen. Dabei möchten wir klarmachen, dass Inklusion nicht nur Menschen mit Behinderungen betrifft. Man denke nur an all die Leute, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Eine vereinfachte Sprache im Internet oder im Zuge der Erstellung von Verwaltungsanschreiben kann da sehr hilfreich sein. Auch für ältere Besucherinnen und Besucher von Schauspiel- oder Opernaufführungen ist ein unkomplizierter Zugang in die Säle wichtig“, erklärt Reuter.

Die Ausnahmestellung ihrer Angebote wundert die Unternehmerin: „In puncto Inklusion stehen wir, trotz aller Bekenntnisse, immer noch ganz am Anfang. Un-Label wird überrannt von Anfragen, doch wir haben gar nicht die Ressourcen, um alles abzudecken. Es ist daher wichtig, dass mehr Organisationen professionell in diesen Bereichen arbeiten.“


Verein Un-Label, Hosterstr. 1-5, 50825 Köln, Telefon: 0221 5501544, www.un-label.eu