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Oskar-Jäger-StrasseMiteinander reden schafft Vertrauen

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Das ehemalige Bürogebäude an der Ecke Oskar-Jäger-Straße/Ölstraße soll zu einem Wohnheim für Flüchtlinge umgebaut werden.

Ehrenfeld – Einig waren sich die Besucher im Bürgerzentrum Ehrenfeld in einem Punkt: Den Flüchtlingen aus aller Welt muss geholfen werden. Unterschiedliche Auffassungen gab es bei der Informationsveranstaltung aber darüber, ob mit der Oskar-Jäger-Straße der richtige Ort für ein weiteres Flüchtlingsheim gewählt worden ist. Das ehemalige Verwaltungsgebäude der Kölner Häfen- und Güterverkehrsgesellschaft (HGK) soll umgebaut werden, damit Menschen darin wohnen können.

Etwa die Hälfte der Zuhörer zeigte sich mit dem Standort einverstanden und warb für mehr Willkommenskultur in Ehrenfeld. Viele von ihnen signalisierten gleich ihre Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren, wenn vermutlich gegen Ende des Jahres die ersten Flüchtlinge in das dann umgebaute Bürogebäude einziehen. Etliche Bewohner aus der benachbarten Siedlung an der Ölstraße/Eisenstraße und Kohlenstraße meldeten sich jedoch zu Wort und kritisierten, die Wahl sei unglücklich, weil bereits zu viele Menschen im nahen Umkreis lebten. Auch wegen des zunehmenden Verkehrs auf der Oskar-Jäger-Straße sei es dort allmählich nicht mehr lebenswert. Und zwischen der Kohlen- und der Oskar-Jäger-Straße sei gerade eine weitere Wohnanlage im Bau. Zudem gebe es an der Ecke Stolberger/Oskar-Jäger-Straße bereits eine Flüchtlingsunterkunft und weitere Heime im Stadtteil. Mehr als 6000 Flüchtlinge leben derzeit in Köln, rund 300 kommen im Monat dazu.

Bessere Verteilung gewünscht

„Wir haben nichts gegen Flüchtlinge“, betonten die Kritiker der Standortwahl immer wieder im Bürgerzentrum. Allerdings wünschen sie sich, dass die Unterkünfte für die Menschen, die in Deutschland Zuflucht und Asyl suchen, besser über das Stadtgebiet verteilt würden. „Es gibt 86 Stadtteile. Es kann doch nicht sein, dass in einigen Stadtteilen viele Hundert Flüchtlinge wohnen, in anderen aber überhaupt keine“, sagte ein älterer Herr. „Das hätten wir auch gern, aber das ist unrealistisch“, sagte Stefan Ferber vom Amt für Wohnungswesen, das federführend in der Frage von Unterkünften ist. „Wir haben längst nicht in jedem Stadtteil Zugriff auf geeignete Grundstücke für Flüchtlingsunterkünfte“, erklärte Ferber. Auch mangele es an Angeboten. Das Gebäude an der Oskar-Jäger-Straße sei nach einem internen Aufruf innerhalb der Stadtwerke von der stadtnahen Gesellschaft HGK angeboten worden. Es wurde bis vor kurzem von einem anderen Unternehmen genutzt. Die Stadt hat das Gebäude für zunächst zehn Jahre gemietet.

In wenigen Wochen beginnt der Umbau der Büroetagen. Es entstehen Appartements mit eigenen Kochnischen und sanitären Anlagen. „Rund 100 Menschen werden voraussichtlich Platz finden“, sagte Ferber. Er rechnet damit, dass Ende des Jahres der Umbau abgeschlossen ist und die Belegung beginnen kann. Die soziale Betreuung der Bewohner übernimmt das Deutsche Rote Kreuz.

Einige Anwohner zeigten sich besorgt, was die Sicherheit rund um die Wohngebiete betrifft. Zudem wiesen sie darauf hin, dass die Grünflächen vor den Häusern zwar öffentlich nutzbar sind, die jährlichen Pflegekosten aber auf die Mieter oder Besitzer von Eigentumswohnungen umgelegt werden. Deshalb müsse sichergestellt sein, dass es nicht zu Verunreinigungen komme, deren Beseitigung die Kosten steigen ließen. Bezirksbürgermeister Josef Wirges, der die Informationsveranstaltung moderierte, versprach, das Thema bei der Verwaltung zur Sprache zu bringen.

Begegnungen mit Flüchtlingen

„Es ist besser, man redet mit den Flüchtlingen als über sie“, bemerkte eine Zuhörerin – und bekam dafür viel Beifall. Sie und weitere Besucher berichteten von Begegnungen mit Flüchtlingen, die sehr helfen würden, Ängste abzubauen. In Ehrenfeld hat sich ein Willkommenskreis zusammengefunden. Christoph Besser saß als einer der Sprecher auf dem Podium: „Wir treffen uns alle vier bis sechs Wochen im Plenum“, erklärte er. Darin gehe es um die Absprache der Aktivitäten in den Ehrenfelder Unterkünften. Wichtig seien Helfer, die sich zur Begleitung von Flüchtlingen zu Arzt- oder Behördenterminen bereiterklärten.

Dass Begegnung viel zum Abbau von Ängsten beitragen könne, bestätigte Behcet Pamuk. Der Unternehmer mit Wurzeln in Aserbaidschan betreibt eine Appartement-Unterkunft für Flüchtlinge am Methweg in Neuehrenfeld. Der Methweg zweigt in Höhe des Schlachthofgeländes von der Liebigstraße ab.

Das Wohnheim ist ein umgebautes Bürogebäude der Rhein-Energie, in dem jetzt 60 Menschen leben, darunter viele Familien. Pamuk setzt auf nachbarschaftliche Begegnung. Er hat sogar schon Passanten, als sie die Straßenseite vor dem Flüchtlingsheim wechselten, ermuntert, einmal mit Bewohnern zu sprechen. „Eine Frau kommt jetzt regelmäßig auf eine Tasse Kaffee vorbei“, erzählte er stolz.

Damit der Kontakt zur Nachbarschaft noch besser funktioniert, veranstaltet Pamuk am Samstag, 24. Mai, zwischen 12 und 20 Uhr ein Begrüßungsfest. Zahlreiche Institutionen, wie die katholische und die evangelische Gemeinde sowie das Begegnungszentrum muslimischer Frauen hätten zugesagt. Jeder sei willkommen, Platz sei vorhanden, sagt der Unternehmer. Und wenn der nicht reiche, werde auf der Straße gefeiert.

www.wiku-koeln.de

www.stadt-koeln.de/leben-in-koeln/soziales/fluechtlinge/