Einzelhändler in NotWarum schließen so viele Kölner Traditionsunternehmen?
Köln – Heute bietet sich die letzte Gelegenheit noch einmal im Kölner Traditionshaus Franz Sauer einzukaufen. Ein paar Restbestände aus den Damen- und Herrensortimenten sowie Mobiliar sind noch zu haben. Ansonsten sieht es ziemlich leer aus in der Minoritenstraße. Heute Abend werden nach Ladenschluss die Türen zum letzten Mal geschlossen – und nicht mehr geöffnet. Nach 175 Jahren schließt auch dieses Kölner Familienunternehmen.
Das Bekleidungsgeschäft hat im vergangenen Sommer das Ende der langen Firmengeschichte bekannt gegeben. Trotz intensiver Bemühungen konnte es nicht gelingen, einen Nachfolger für das auf hochwertige Designerkleidung spezialisierte Geschäft zu finden. Die meisten der Angestellten konnten einen neuen Arbeitsplatz finden, sagte eine Mitarbeiterin am heutigen Dienstag.
Im Moment scheint der Kölner Einzelhandel arg gebeutelt. Die Liste der Kölner Traditionshäuser ist lang, die in den vergangenen drei Jahren schließen mussten, oder kürzlich ihr Ende bekannt gaben. Erst am Montag wurde publik, dass auch die Firma Kölner Firma Butlers in erheblichen Schwierigkeiten steckt und Ende vergangener Woche Insolvenz angemeldet hat. Der Filialist steckt schon länger in der Krise, die Gründe seien zahlreich, hieß es. In mehr als 100 Filialen europaweit droht rund 1000 Mitarbeiter die Arbeitslosigkeit.
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Gründe für die Schließungen: digitaler Wandel und starker Preiswettberb
Mit ähnlich vielen Filialen gab es auch für die Firma Strauss Innovation keine Umkehr mehr aus der Misere. Nicht in Köln, aber im benachbarten Langenfeld ansässig, sind im Moment die letzten Filialen in der Abwicklung – oder bereits geschlossen.
In wenigen Monaten, Ende April, wird nach 124 Jahren auch das Kölner Modehaus Jacobi Geschichte sein. Rund 100 Angestellte verlieren damit ihre Arbeit. Was mit der Immobilie an der Ecke Hohe Straße/Gürzenichstraße passiert, in der bislang Damenmode und Wäsche auf 6300 Quadratmetern Verkaufsfläche in 1A-Einzelhandelslage verkauft wurde, ist bislang noch nicht klar.
Jacobi begründete die beabsichtigte Schließung vor allem mit dem "digitalen Wandel" und einem "starken Preiswettbewerb im stationären Handel". Die "Kundenfrequenz für qualitativ hochwertige Mode" in der Innenstadt lasse weiter nach, hieß es in der Unternehmensführung. In der Branche war Jacobi deutschlandweit eine Institution. Er legte Wert auf Service und intensive Kundenbetreuung, wie es auch beim Modehändler Franz Sauer der Fall war.
Aber nur am hohen wie kostspieligen Personaleinsatz können die Pleiten nicht liegen. Wir haben mit der Geschäftsführerin der IHK, Elisabeth Slapio, über den Kölner Handel gesprochen.
"Geschäfte können sich nicht mehr auf ihre Stammkundschaft verlassen"
Frau Slapio, haben die zahlreichen Insolvenzen und Firmenpleiten in Köln mit den hohen Mietkosten der Ladenlokale in der Innenstadt zu tun?
Auf diese allein lässt sich die Problematik leider nicht einschränken, auch wenn die Mieten in 1A-Lage wirklich enorm sind. Aber der gesamte Kölner Handel steht unter Druck, besonders der Textilhandel durch die Konkurrenz des Onlinehandels und die Billiganbieter in der Stadt.
Heute ist der letzte geöffnete Tag im Traditionshaus Franz Sauer. Hier ist die Schließung nicht die Folge von Misswirtschaft, sondern dass keine Nachfolger gefunden werden konnte. Warum ist das das schwierig?
In ganz Deutschland wurden im vergangenen Jahr 27 000 Firmennachfolger gesucht. Für viele potenzielle Kandidaten gibt es Hindernisse wie unattraktive Arbeitszeiten mit einer Sechs-Tage-Woche, das in der Regel sehr hohe Mitarbeiteraufgebot, die Verantwortung. Das stellt viele Unternehmen vor ein Problem.
Hat sich denn durch den Onlinehandel das Einkaufsverhalten stark geändert?
Insofern, dass viel mehr verglichen wird, ja. Also vor allem die hoch- oder höherpreisigen Geschäfte können sich nicht mehr so auf ihre Stammkundschaft verlassen. Dazu kommt, dass durch die zunehmende Mobilität viele ihre Kleiderkäufer im Ausland erledigen oder sogar extra Städtetrips mit Shopping buchen.
Die günstigen Textilanbieter wie Primark oder Tk Maxx können sich in Köln über mangelnde Kundschaft nicht beklagen. Wie bekommt man bei Neuvermietung denn wieder höherwertigen Einzelhandel in die Stadt?
Grundsätzlich haben wir ein gutes und vielfältiges Angebot. Aber klar, wird für viele potenzielle Händler die Attraktivität erhöht, wenn der Stadtentwicklungsplan mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Parkplätzen und der Sauberkeit in der Stadt sinnvoll umgesetzt wird.