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Explosionen in der Kölner CityTäter verwendeten neuen Sprengstoff, der die Bomben noch gefährlicher macht

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Im Modeladen LFDY auf der Ehrenstraße explodierte am frühen Mittwochmorgen (18.09.2024) ein Sprengsatz.

Im Modeladen LFDY auf der Ehrenstraße explodierte am frühen Mittwochmorgen (18.09.2024) ein Sprengsatz.

Die Polizei verfolgt Hinweise, wonach die Anschläge auf dem Hohenzollernring und auf der Ehrenstraße zusammenhängen könnten.

Die Polizei in Köln sieht sich mit einer neuen Dimension von Gewalt unter kriminellen Banden konfrontiert. Grund sind zwölf Sprengstoffanschläge vor Häusern und Geschäften seit Juni, davon die meisten in Köln, aber auch welche in Düsseldorf, Solingen, Duisburg und Engelskirchen.

„Es gibt offensichtlich im Milieu offene Rechnungen, die noch beglichen werden“, sagt Kölns Kripo-Chef Michael Esser. Hintergrund der Taten sind demnach Auseinandersetzungen unter Banden. In vielen Fällen führen die Spuren zu Drogenkartellen in die Niederlande, aber auch zu Kölner Gruppierungen, die Verbindungen in das Nachbarland haben sowie ins Rockermilieu. Ob und wie diese Taten sämtlich oder teilweise zusammenhängen, weiß die Polizei nach eigenen Angaben noch nicht.

Köln: Kanister mit Benzin zur Explosion gebracht

Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ soll es zumindest deutliche Parallelen zwischen den beiden vorerst letzten Explosionen diese Woche in der Kölner Innenstadt geben: Am Montag gegen 5.45 Uhr explodierte ein Sprengsatz vor dem Nachtclub Vanity auf dem Hohenzollernring, am Mittwoch gegen 5 Uhr schlug ein bis heute unbekannter Täter die Scheibe des Bekleidungsgeschäfts LFDY auf der Ehrenstraße ein und warf einen Sprengsatz in den Laden, der ebenfalls explodierte. In beiden Fällen soll Benzin in einem Kanister mit Schwarzpulver entzündet worden sein. Das machte die Sprengsätze besonders gefährlich.

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Die Explosionen zuvor sollen dagegen allein durch Schwarzpulver in PET-Flaschen ausgelöst worden sein, ohne Benzin. Ob dies ein Hinweis darauf ist, dass es sich um unterschiedliche Täter handelt oder ob diese nur ihren Modus Operandi gewechselt haben, ist unklar. Auch die Frage, wem die Anschläge diese Woche galten, ist noch offen, man gehe aber vielversprechenden Hinweisen nach, heißt es bei der Kripo.

„Wir stehen hier als Polizei aktuell vor großen Herausforderungen durch beispiellose Fälle der Gewalt und Schwerkriminalität, die es bis dato in Köln so noch nicht gegeben hat“, sagt Kripochef Esser. „Herausragende“ Ermittlungsergebnisse könne er noch nicht präsentieren, aber die Polizei arbeite mit Hochdruck an der Aufklärung.

Auch der Kölner Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer bezeichnete das Ausmaß der Serie von Gewalttaten seit Juni als „absolutes Novum“. Man habe aber auch schon „einiges erreicht“. Bislang seien 30 Verfahren gegen 25 Beschuldigte eingeleitet worden. Zwölf Verdächtige säßen in Untersuchungshaft, darunter Menschen, die in Köln wohnen, aber auch Männer aus den Niederlanden. Für Bremer steht fest: „Das ist kein Verfahren, das in ein oder zwei Monaten beendet sein wird. Justiz und Polizei haben einen langen Atem, den werden wir auch brauchen.“ (red)