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Israelfeindliche Ausstellung?Kölner Verein bläst Ausstellung palästinensischer Künstlerin ab

Lesezeit 3 Minuten
Das Filmhaus Köln in der Maybachstraße nach seiner Sanierung 2021.

Das Filmhaus Köln in der Maybachstraße nach seiner Sanierung 2021.

Aufgrund der Eskalation des Nahost-Konflikts wurden die für Oktober geplanten Palästina-Filmtage verschoben. Für Aufregung sorgte die Ausstellung „Goldene Wurzeln“.

Einen Querschnitt von Filmen aus und über Palästina sollten die Besucher der Palästina-Filmtage ursprünglich Ende Oktober im Filmhaus Köln genießen. Die viertägige Veranstaltung wurde aufgrund der „erschreckenden Gewaltexzesse“ in Israel und Palästina von den Veranstaltern des Städtepartnerschaftsverein Köln-Bethlehem verschoben. Die verbundene Ausstellung „Goldene Wurzeln“ der umstrittenen Künstlerin Halima Aziz strich der Verein für den neuen Termin im Januar komplett aus dem Programm.

Auch die Verantwortlichen des Filmhaus Köln distanzierten sich von dem Terror der Hamas. Angesichts „der grausamen Taten und aus Rücksicht auf die Opfer“ könne die Veranstaltung zum jetzigen Zeitpunkt nicht stattfinden. Mit der Festlegung des neuen Termins in drei Monaten wolle man den Organisatoren die Möglichkeit geben, auf die aktuelle Lage einzugehen. In enger Absprache mit dem Städtepartnerschaftsverein werde das Programm geprüft, sagte Vera Schöpfer, Geschäftsführerin des Filmhauses in der Maybachstraße.

Fest stehe schon jetzt, dass die ursprünglich geplante Kunstausstellung „Goldene Wurzeln“ der in Hagen geborenen und in Palästina aufgewachsenen Künstlerin Halima Aziz nicht stattfinden werde, das teilte der Städtepartnerschaftsverein dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Dienstagabend mit. Der Grund seien zwar „organisatorische und terminliche Gründe“. Vorausgegangen war der Programmänderung jedoch Kritik von verschiedenen Seiten.

„Goldene Wurzeln“ im neuen Programm nicht berücksichtigt

Der Pfarrer und Blogger Thomas Wessel warf der Künstlerin auf der Plattform „Ruhrbarone“ vor, Bilder zu malen, „in denen sie Israel auslöscht“. Der Staat Israel werde von Halima Aziz „aus dem Bild radiert“, erklärte der Autor auf Anfrage. Instagram-Posts, die sie kurz nach den Anschlägen der Hamas auf Israel veröffentlichte, würden seine Vorwürfe bestätigen. Aussagen wie „I stand with Palestine“ und „Palestinians living under occupation have the right to resist such occupation" (Übersetzt: „Palästinenser, die unter Besatzung leben, haben das Recht, sich einer solchen Besetzung zu widersetzen“) wertete er als israelfeindlich.

Dieser Einschätzung schloss sich auch die CDU-Fraktion der Stadt Köln in einem Statement am Dienstagnachmittag an: „Aziz ist seit langem bekannt für ihre radikalen Positionen. Angesichts der Terrorattacken der Hamas ist es für uns unvorstellbar, dass in einer öffentlich geförderten Institution eine Unterstützerin dieser Terroristen ihre politischen Botschaften und Positionen verbreiten kann.“

Das nordrhein-westfälische Ministerium für Kultur und Wissenschaft machte eigenen Angaben zufolge schon am Wochenende klar, dass eine israelfeindliche Ausstellung in den Räumen des vom Land geförderten Filmhauses nicht erwünscht sei. Das Filmhaus erklärte ebenfalls, dass Antisemitismus und jegliche andere Form der Diskriminierung keinen Platz bei ihnen hätten.

Stefan Dencker, stellvertretender Vorsitzender des Städtepartnerschaftsverein Köln-Bethlehem schloss sich den Antisemitismus-Vorwürfen an Halima Aziz nicht an. Thomas Wessel hätte die Bilder der Ausstellung nur sporadisch gesehen und interpretiere die Werke anders als er. Auch Bilder anderer bekannter palästinensischer Künstler würden manchmal naiv wirken, „stellen jedoch symbolisch die Sehnsucht nach ihrer Heimat vor 1948 dar“.

Die Künstlerin selbst meldete sich auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Dienstagabend nicht zu Wort. Auf ihrer Website beschreibt sie ihre Arbeit als Kunst, die das Erbe, die Identität, Kultur und Geschichte ihrer Heimat repräsentiere. „Mit jedem Pinselstrich bringt sie die Geschichte des palästinensischen Volkes und seinen Kampf gegen die Besatzung zum Ausdruck“, heißt es.