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Interview mit Kölner Architekt„Es reicht noch nicht, was am Dom passiert ist“

Lesezeit 4 Minuten

Walter von Lom

KölnHerr von Lom, Sie waren mehr als 40 Jahre als Architekt aktiv. Was sind Ihre Lieblingsprojekte?

Gestartet ist das Büro mit vier Projekten, die mir heute noch am Herzen liegen. Einmal mein Haus in der Rheingasse hier in Köln, dann die Stadtsanierung in Lemgo, ein Museumsgebäude für das Freilichtmuseum in Kommern – und die Kirche in Herten, wo ich alt und neu in einer ganz besonderen Situation realisieren konnte. Später kamen dann noch viele geliebte Projekte hinzu. Eines das mir besonders ans Herz gewachsen ist, ist das kleine Bergbaumuseum in Mechernich. Ein in den Wald komponiertes Betonwandkreuz, das den Stollenverläufen im Untergrund nachempfunden ist. Im Kreuzungspunkt ist ein Holzdach übergestülpt das vier unterschiedliche offene Räume überdacht für Eingang, Verwaltung, Vortragssaal und Ausstellung. Es fügt sich harmonisch in die Natur ein, es musste kein Baum gefällt werden.

Wie hat sich Köln in dieser Zeit entwickelt?

Alles zum Thema Häfen und Güterverkehr Köln

Gerade in den letzten Jahren sind die Entwicklungen sehr positiv. Der Rheinauhafen etwa ist eine wirklich geglückte Sache. Natürlich müsste die Mischnutzung noch stärker zum Tragen kommen. Sozialer Wohnungsbau ist dort ja gar nicht gemacht worden, das wird man jetzt im Deutzer Hafen wahrscheinlich besser machen. Aber der Rheinauhafen funktioniert ja gut. Die HGK als Grundstückseigentümer sorgt gut dafür, dass es hier sauber ist und dass nichts verkommt. Ganz wichtig für die Entwicklung war aber auch die Initiative für Albert Speers Masterplan von Paul Bauwens-Adenauer und der IHK. Das ist die Grundlage, das ist die Basis, auf der diese Stadt denken und planen muss.

Wo sehen Sie aktuellen Handlungsbedarf?

Am Dom, also in der absoluten Stadtmitte. Jeder geht irgendwann zum Dom. Also muss diese Umgebung auch besonders gestaltet sein. Da ist einiges passiert in den letzten Jahren, aber es reicht noch nicht. Jetzt, wo es um die Historische Mitte geht, müsste die Stadt gleichzeitig auch eine Gesamtplanung für die Domumgebung vorlegen, und zwar mit Kostenermittlung und einer Umsetzungsplanung. Selbst wenn die Stadt jetzt noch nicht alles bauen kann, weil sie kein Geld hat – planen kann sie doch schon.

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Wie hat sich Ihre Arbeit durch die Digitalisierung verändert?

Die ganze digitale Entwicklung ist ja für die Architektur sehr hilfreich, wenn man sie richtig einsetzt. Aber sie hat auch ihre Tücken: So hat man früher einen Vorentwurf gemacht im Maßstab 1:200, dann musste man das völlig neu übertragen in 1:100 und dann nochmal in 1:50 – und jedesmal hat man den Entwurf völlig neu denken müssen. Heute drückt man auf einen Knopf und alles ist übertragen. Aber diese Schritte fehlen. Und das tut der Architektur nicht gut. Es ist oft nur noch perfektionierte Langeweile, die dabei entsteht.

Was sind die Grundprinzipien Ihrer Entwürfe?

Es sind drei Dinge, die für die Qualität eines Entwurfs entscheidend sind: Zum einen das Verständnis für den Ort, für die Umgebung und das Sozialgefüge. Zum zweiten muss man den jeweiligen Inhalt gestalterisch zum Ausdruck bringen. Ein Museum kann eben nicht aussehen wie eine Stadthalle. Drittens muss sich der Charakter des Architekten wie des Bauherrn in dem Entwurf widerspiegeln.

Sie haben nicht nur geplant und gebaut, sondern sich immer auch in Gremien und Initiativen für Baukultur engagiert. Was war Ihr Antrieb?

Ich bin seit 1971 im Bund Deutscher Architekten aktiv. Der BDA hat sich immer eingebracht in die aktuellen Entwicklungen in Köln. Hier wollte ich mich auch einbringen, deswegen habe ich mitgemacht. Mir war es zudem immer wichtig, dass es auch bei der Politik Verständnis gibt für Baukultur. Deswegen habe ich zusammen mit Kulturdezernent Peter Nestler den Gestaltungsbeirat installiert. Ein Gremium, das zunächst sowohl bei der Bauverwaltung als auch bei der Politik ungeliebt war. Aber das hat sich eingespielt. Hier konnte man Baukultur und Architekturverständnis vermitteln, das habe ich immer gerne gemacht. Aus dem gleichen Grund war ich immer wieder in Preisgerichten bei Wettbewerben aktiv – um die Politiker mitzunehmen und einzubinden.

Gerade in Ihrer Altersgruppe gab es in Köln zahlreiche herausragende Architekten. Wie sieht es mit dem Nachwuchs in Köln aus?

Es rücken unheimlich gute Architekten nach. Gerade in Köln gibt es einige sehr gute junge Architekten. Man muss ihnen nur die Möglichkeit geben, an Wettbewerben teilzunehmen. Und dann muss man auch den Mut haben, mit ihnen wirklich zu arbeiten!

Ausstellung im Ungers-Archiv in Müngersdorf

Der Kölner Architekt Walter von Lom feierte im Sommer seinen 80. Geburtstag. Aus diesem Grund richtet das Ungers-Archiv für Architekturwissenschaft (UAA) eine Jubiläumsausstellung aus, die am Beispiel ausgewählter Arbeiten einen Querschnitt seines Schaffens zeigt.

Die Ausstellung im UAA (Belvederestraße 60 in Müngersdorf) wird an diesem Sonntag eröffnet (12-14 Uhr) und ist danach vom 17. September bis zum 12. Oktober montags bis freitags von 11 bis 16 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.

www.ungersarchiv.de