Große Überraschung fürs Publikum: Beim Konzert von Olli Schulz im Kölner E-Werk sang Jan Böhmermann einen Song mit.
Am Ende fliegen die FetzenJan Böhmermann überrascht Fans bei Olli-Schulz-Konzert im Kölner E-Werk
Olli Schulz ist eine Figur in der Medienwelt, die polarisiert. Er gelte als schwierig in der Branche, sagt er bei seinem Konzert im Kölner E-Werk, zu dem er einen besonderen Gast geladen hatte. Es ist ausverkauft, genauso wie der Zusatztermin tags zuvor. Schulz ist bekannt für seine Ausraster – im Podcast mit Jan Böhmermann, aber auch in früheren Zeiten in der TV-Show von Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf. Jetzt, auf der Bühne stehend und gefälligen Feel-Good-Indie-Pop singend, ist vom Choleriker Schulz nichts zu spüren.
Mit dem Image des Unangepassten spielt der 50-Jährige aber weiterhin; keine abgeschlossene Ausbildung, ein abgebrochenes Studium und viel an Naivität grenzender Idealismus, der nicht so ganz mitkommen will mit der schnelllebigen Jetzt-Zeit. So sagt Schulz auf der Bühne: „Wenn ich nur zehn Prozent des Geldes von Elon Musk hätte, würde ich in jeder Stadt einen Plattenladen mit einem kleinen Café eröffnen, der 24 Stunden am Tag geöffnet hätte.“ Sein Song „Als Musik noch richtig groß war“ verpackt diese Wehmut smart getextet als Reminiszenz an CD-Regale und Plattenstapel.
Olli Schulz: „Meine Kernkompetenzen sind Labern und Musik machen“
Überhaupt erzählt Schulz an diesem Dienstagabend mindestens genauso viel, wie er singt. Über seine Jugend, seine Nebenjobs, seine Familie, über nervige Nörgler und seine Liebe zur Musik; vor, nach, während und in seinen Liedern, die stets irgendwo zwischen Quatsch, Kreativität, Gute Laune und Mut-Machen schwanken. „Meine Kernkompetenzen sind Labern und Musik machen“, sagt Schulz.
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Das lässt sich kaum bestreiten – und diese gelungene Kombination dürfte auch erklären, warum Schulz mit seiner Musik so erfolgreich ist. Er ist weder der beste Sänger, noch ein begnadeter Gitarrenspieler – das sagt er selbst über sich. „Viele haben sich geärgert, dass ich es trotzdem geschafft habe“, sagt er. „Aber das sind auch meistens Arschlöcher.“ Von den richtigen Menschen gehasst zu werden, das sei eigentlich doch etwas Gutes, meint Schulz und sein Publikum applaudiert.
Jan Böhmermann singt bei Konzert in Köln mit
Es singt und tanzt zu seinen Liedern, und es lacht über seine Ansprachen. Als es am lautesten jubelt, steht plötzlich ein Überraschungsgast auf der Bühne im E-Werk: Sein Podcast-Kollege Jan Böhmermann, in Jogginghose und Schlabberpulli. Bei „Stadtfest in Bonn“, das Schulz auf seinem aktuellen Nummer-Eins-Album „Vom Rand der Zeit“ mit Sängerin und Moderatorin Ina Müller singt, unterstützt der Satiriker seinen Kumpel zur Freude der vollen Halle.
„Pass auf, ich zeig‘ dir was“, sagt Böhmermann, als wolle er Schulz zeigen, was seine Heimat Köln so drauf hat, und stimmt „Tommi“ von Annenmaykantereit an. Das klappt wie auf Knopfdruck: Prompt singt das Publikum weiter. Böhmermann und Schulz harmonieren hervorragend, und das Lied über ein alterndes Schlagerehepaar passt amüsierend gut auf die Zwei.
Böhmermann überlässt Schulz die Bühne schnell wieder. Der singt, erzählt und hüpft – alles ungewohnt friedlich bis harmlos. Das Konzert lebt von seinen Qualitäten als Entertainer und Dauerquassler, es ist, als würde ihm seine akustische Gitarre jedwede Aggression aussaugen.
Zum Ende fliegen im E-Werk dann doch noch die Fetzen: Das Konzert endet in einer riesigen Kissenschlacht, was zur allgemeinen Flauschigkeit von Schulz‘ Musik passt – und ganz einfach ein großer Spaß für Publikum und Musiker ist. Diese Idee darf gern Schule machen.