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Jeck gegen RechtsKölner Narren üben Schulterschluss gegen Antisemitismus

Lesezeit 3 Minuten

Mahnende Worte von Helge David Gilberg

Köln – Eigentlich war alles wie immer. In bester kölscher Tradition feierten am Tanzbrunnen knapp 10 000 Jecke den kölschen Countdown. Bei trotz der Kälte bester Stimmung gaben sich alle kölschen Top-Bands von Black Fööss bis Kasalla nacheinander das Mikro in die Hand und heizten der tanzenden Menge ein.

Mitsingen und Mitschunkeln

Und doch war in diesem Jahr etwas anders: Als Aaron Knappstein, der Präsident der Kölschen Kippa-Köpp, vor dem Auftritt der Bläck Fööss das Wort ergriff, legte sich für einen besonderen Moment eine ganz eigene, beklommene Stimmung über die fröhlich Menge: Knappstein ist Gründungsmitglied des noch jungen vermutlich weltweit einzigen jüdischen Karnevalsvereins.

„Kritt der Arsch huh und de Zäng ussenander gegen Antisemitismus“

„Ich bin in Kölle jebore. He is ming Heimat“, sagte er und seine Stimme dokumentierte, wie viel ihm das bedeutet. Ehe er einen so leisen wie eindringlichen Appell anschloss: „Kritt der Arsch huh und de Zäng ussenander gegen Antisemitismus. Egal, ob in euren Familien, bei der Arbeit oder in der KVB. Damit Kölle och ming Heimat blieve kann.“

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Auch ein Kölsch gehört dazu.

Der kurze Moment der Beklommenheit zeigte den Ernst der Lage. Die Große KG von 1823, die die Veranstaltung jedes Jahr organisiert, hatte diesmal bewusst entschieden, ein deutliches Zeichen zu setzen. Nach dem Angriff auf die Synagoge in Halle im Oktober, wollte man nicht einfach nur Karneval feiern, sondern auf der Bühne gemeinsam mit den Kippa-Köpp einen breiten Schulterschluss gegen Antisemitismus suchen. Bei dem Versuch eines Massenmordes waren in Halle zwei Menschen getötet worden.

Der Karneval wollte geschlossen Gesicht zeigen gegen Rassismus, Rechte Gewalt und Antisemitismus. Die Bands, die an der Veranstaltung teilnahmen, hatten eigens ein Video gedreht, das auf Großleinwänden gezeigt wurde und in dem sie dazu aufforderten, gegen „Rechte Idioten aufzustehen“.

Kreative jecke Köpfe

„Seit dem Anschlag von Halle hat die Welt sich verändert“, sagte Werner Jung, der Leiter des NS-Dokumentationszentrums, der ebenfalls mit auf der Bühne stand und nach eigenem Bekunden noch vor kurzem nie gedacht hätte, jemals in seinem Leben auf einer Karnevalsbühne zu stehen. „Aber wir wollen diese Barbarei nicht nochmal und darum ist die Zeit des Redens vorbei. Gefragt sind aktive Zeichen der Solidarität und der Zivilcourage.“

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Helge David Gilberg von der KG Treuer Husar und selbst jüdischen Glaubens, rief unter dem Beifall des Publikums: „Juden gehören zu dieser Stadt wie jeder andere auch. Sie blicken hier zurück auf 1700 Jahre Geschichte. Lasst nicht zu, dass Nazis die Oberhand kriegen.“

Und OB Henriette Reker betonte, dass der echte Karnevalist die Werte Vielfalt und Toleranz in seiner DNA trage. „Denen, die diese Werte gefährden, muss der Kölner entgegentreten. Und zwar in großer Gemeinsamkeit.“ Das Publikum solidarisierte sich mit einer Applausminute. Um dann mit den Bläck Fööss den „Stammbaum“ anzustimmen und fröhlich weiter zu feiern.