Die Katharina-Henoth-Gesamtschule in Kalk lud die Band die Räuber und Korpsmitglieder der Altstädter ein, um den Kindern Karneval näherzubringen.
Integration und BrauchtumspflegeDie Räuber basteln mit Höhenberger Kindern Karnevalskostüme
Am Dienstagmittag ist die heruntergekommene Aula der Katharina-Henoth-Gesamtschule in Höhenberg in einen Karnevalssaal verwandelt. Während die Räuber auf der Bühne stehen, mit ihnen zwei Korpsmitglieder der Altstädter, und singen, schreien die Schülerinnen und Schüler lauthals und freudig mit: „Dat es Heimat, dat es Heimat, dat es Kölle, rut un wies“.
Der Anblick ist rührend, besonders. Ein Sinnbild für die Vielfältigkeit der Stadt. Ein Großteil der Schülerinnen und Schüler der Katharina-Henoth-Gesamtschule haben einen Migrationshintergrund. „Viele der Kinder sprechen zuhause kein deutsch, sie haben meistens gar keinen Bezug zu Karneval“, erzählt Sara Wiedemann. Ihnen die kölsche Tradition näherzubringen, ist deshalb ein großes Anliegen der Lehrerin: „Das ist gelebte Integration und Brauchtumspflege gleichzeitig“.
Köln-Höhenberg: Die Räuber besuchen Katharina-Henoth-Gesamtschule
Gut vier Stunden vorher hatte sie mit ihren Kolleginnen und Kollegen deshalb die Mensa in einen Bastelsaal verwandelt. Gemeinsam mit den Bandmitgliedern der Räuber und Korpsmitgliedern des Altstädter Köln 1922 e. V. bastelten die Kinder und Lehrerinnen und Lehrer dann für den Schull- und Veedelszöch. Sie klebten bunte Formen auf blaue Mäntel, bauten aus bunten Bausteinen kleine Brücken auf Haarreifen und testeten Schminke.
60 Schülerinnen und Schüler werden am Karnevalssonntag im Zoch mitgehen und bunte Brücken über dem Rhein sein. Für sie ist es kostenlos, denn die Sparkasse und ein Mitglied der Roten Funken sponsert ihre Teilnahme. Angelehnt an das diesjährige Karnvevalsmotto „FasteLOVEnd – wenn Dräum widder blöhe“ ist ihr Motto „Mir dräume nit nur von bröcke, mir baue se Stund um Stund – dann künne mer drövver jöcke und unser Schul weed bunt“.
Das Konzept hat die Lehrerin Isabel Blumenthal mit Kindern der Karneval-AG entwickelt. „Wir bauen hier an der Schule jeden Tag Brücken und geben uns die Hände, kommen zusammen“, sagt sie, „das ist gar nicht so schwer und Kinder wissen das“. Das Design ist deshalb von bunten Holzsteinen inspiriert, weil sie das erste Material seien, mit denen Kindern schon früh ganz leicht Brücken bauen würden.
Altstädter und Räuber bringen Schülerinnen und Schüler Karneval näher
„Die Brücken sind so cool unterschiedlich“, sagt der Schüler Taha, „manche Brücken sehen aus wie berühmte Gebäude“. Er freue sich sehr auf den Zoch am 2. März, am meisten darauf Kamelle zu werfen. Auch die Schülerinnen Sidra und Chichi sind schon ganz aufgeregt. „Die Kostüme zu basteln, macht total Spaß und ich freue mich darauf, die Leute zu sehen und Süßigkeiten zu verteilen“, sagt Sidra grinsend.
Die Lehrerinnen und Lehrer der Gesamtschule sind überzeugt von dem Projekt und würden merken, dass die Kinder sich so integrierter fühlen: „Sie haben Bock von Karneval und der kölschen Sprache zu lernen und sind begeistert vom Zusammenhalt“, sagt sie, „und an so einem Tag wie heute können sie es nochmal richtig miterleben“. Denn die Altstädter und Räuber waren nicht nur zum Helfen da, sondern auch um den Schülerinnen und Schülern den Karneval näherzubringen.
An der Katharina-Henoth-Gesamtschule wird Integration gelebt
So erklärten sie, was Kamelle sind, was eine Sitzung ist und sprachen über die kölsche Sprache. Zur Verabschiedung machten die Altstädter einen Klatschmarsch durch die Mensa, warfen Kamelle und riefen mit ihnen: „Kathi Alaaf, Räuber Alaaf, Altstädter Alaaf“. Die Kinder sammelten kreischend die Süßigkeiten ein. „Es hat unfassbar Spaß gemacht, den Kindern mit unterschiedlichsten Migrationshintergründen unsere Kultur zu zeigen“, sagt Altstädter Peter Filter, „sie waren am Anfang recht schüchtern, aber sind dann aufgegangen und locker geworden“.
Als seine Band gefragt wurde, ob sie teilnehmen wollten, sagten sie sofort zu, sagt Räuber-Frontmann Sven West. Projekte mit Kindern zu unterstützen, sei für sie selbstverständlich. „Karneval ist eben nicht nur Saufen, Karneval ist Zusammenhalt, Lebensfreude und zusammen feiern“, sagt West, „und den Spaß, den ich heute in den Kindern gesehen hab, ist unbezahlbar“.