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Emotionaler Korpsappell im GürzenichOffizier tanzt trotz Blut im Gesicht weiter

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Trotz Blut im Gesicht tanzte Jens Käbbe weiter.

Trotz Blut im Gesicht tanzte Jens Käbbe weiter.

Ihre letzte Session als Tanzpaar startete für Jens Käbbe und Jeanette Leithe ausgerechnet mit einem Unfall.

Erst flossen Tränen, dann Blut: Mitten im Auftritt beim Korpsappell der Altstädter im Gürzenich am Mittwochabend tropfte Tanzoffizier Jens Käbbe plötzlich ein rotes Rinnsal vom Kinn. Seine Tanzpartnerin Jeanette Leithe stolperte über auf der Bühne liegende Kabel. Im Versuch, sich festzuhalten, hat sie ihm mit dem Fingernagel einen kleinen Schnitt über der Augenbraue verpasst. Doch trotz Blut im Gesicht ließen sich die beiden nichts anmerken – und tanzten weiter.

Tanzpaar hört nach Session auf

Der Schnitt wurde dann noch auf der Bühne von Regimentsfeldscher Ernst Eypasch verarztet. „Es geht Jens gut und er ist weiter im Einsatz“, versichert ein Sprecher der Altstädter am Morgen danach. Ein leider holpriger Start in die letzte Session für das Tanzpaar, an Rosenmontag hängen beide ihre Tanzstiefel an den Nagel. Die Altstädter sind derzeit auf der Suche nach Nachfolgern.

Vom kleinen Schockmoment abgesehen, war es ein emotionaler Abend für das Traditionskorps: Der neue Präsident der Altstädter, Björn Braun, genannt „Luuschhönche vum Aldermaat“, wurde inthronisiert. Dafür kam der Vorstand des Festkomitees Kölner Karneval gleich mit acht Mitgliedern – „mehr wie bei einer regulären Vorstandssitzung“, scherzte FK-Präsident Christoph Kuckelkorn. Er betonte, mit wie viel Demut Braun an Aufgaben, auch an sein neues Amt, herangehe. Dass er sich so etwas gut überlege und eher ein paar Mal ablehne, bevor er zusagt.

Der emotionalste Moment des Abends: Ehrenpräsident Hans Kölschbach (r.) überreicht Björn Braun den Halbmond des verstorbenen Präsidenten Friedel Haumann.

Der emotionalste Moment des Abends: Ehrenpräsident Hans Kölschbach (r.) überreicht Björn Braun den Halbmond des verstorbenen Präsidenten Friedel Haumann.

Besonders emotional wurde es, als Kölschbach ihm nach seiner Inthronisierung den Halbmond des verstorbenen Ehrengarde-Präsidenten Friedel Haumann, Vater des mittlerweile auch verstorbenen Altstädter-Sitzungsleiter Norbert Haumann, übergab. „Irgendwie habe ich da was im Auge“, sagte Braun sichtlich gerührt. Und da war er nicht der einzige: Auch Kölschbach musste da hörbar schlucken.

Der wurde am Mittwochabend unter minutenlangem Applaus offiziell zum Ehrenpräsidenten ernannt. „Nach 20 Jahren könnte man meinen, das ist im Abfindungspaket mit drin“, scherzte Braun.

Der Vorstand hatte sich aber noch etwas überlegt, „was wir nicht machen müssen“: Er verlieh Kölschbach den vierten Altstädter-Ehrendegen. Den ersten Ehrendegen verliehen die Altstädter vor wenigen Jahren an ihren ehemaligen Tanzoffizier Jens Scharfe. In seiner Dankesrede an Kölschbach betonte Braun, wie sein Vorgänger das Traditionskorps zu einer Einheit formte und gleich in zwei aufeinanderfolgenden Sessionen Dreigestirnsvater war: „Wir drei hätten uns keinen besseren Dreigestirnsvater als dich wünschen können“, sagte Braun, der 2021 und 2022 die Jungfrau verkörperte.

Abgerundet wurde der Abend im Gürzenich von einem besonderen Auftritt: Ludwig Sebus sang die Hymne der Altstädter und schunkelte gemeinsam mit dem Korps auf der Bühne.