Der Kalkberg ist ein unrühmliches Kapitel der Stadt Köln. Die Neugestaltung des Kalkbergs soll nun Nutzungen wie Sport ermöglichen.
Langfristige Stadtplanung in Köln„Endlich passiert was“ – Kalkberg soll ein Sportpark werden
Simon Hubacher räumte gleich zu Beginn mit einem Mythos auf: „Der Berg ruht.“ Denn anders als oft erzählt, bewegt sich der Kalkberg laut Hubacher derzeit keinen Millimeter. Aber ganz so einfach ist das nicht, wie eigentlich alles bei der künstlichen Erhebung an der Istanbulstraße. Denn wegen der Verdichtung des Berginneren wird sich der Hügel in den nächsten Jahrzehnten noch einige Zentimeter setzen.
Unter dem Motto „Kalkberg konkret“ hatte die Stadtverwaltung am Samstag zu einer Führung mit anschließendem Gedankenaustausch eingeladen. Hubacher arbeitet bei Neubig Hubacher Architekten und Stadtplaner. Das Büro ist beauftragt, ein Nutzungskonzept für den Kalkberg zu entwerfen.
Hubacher und Michael Gerhold vom städtischen Umweltdezernat führten den Spaziergang über das „technische Bauwerk“ an, wie der Kalkberg in der Amtssprache heißt. Ursprünglich sollten auf der Plattform auf dem Hügel Rettungshubschrauber der Feuerwehr starten und landen. Dieser Plan wurde verworfen, nachdem man festgestellt hatte, dass der Berg zusammenzubrechen drohte nach einer Geländeaufschüttung auf der Kuppe.
Gerhold warf einen Blick in die Vergangenheit. Aus der Chemischen Fabrik Kalk wurde über Jahrzehnte sogenannte Kalkmilch in Gruben verklappt. Als die Gruben voll waren, errichtete man Dämme und entsorgte weiter. So entstand nach und nach der Kalkberg. „Wenn Überlauf war, leitete man die Kalkmilch in den Rhein, der sich dann ganz in Weiß präsentierte“, weiß der städtische Beamte.
Skater sollen dort skaten können
Jahrzehnte später war der Berg nicht so belastbar, wie man erwartet hatte. Nachdem man 75.000 Kubikmeter Material für eine Aussichtsplattform heraufgeschafft hatte, musste man wegen Instabilität des Hügels 70.000 Kubikmeter schleunigst wieder herunterbringen. Die lagern jetzt am Fuß des Berges unter einer Brücke entlang der Istanbulstraße. An der Stelle sollen später einmal zum Beispiel Skater ihrem Hobby frönen können.
Der gesamte Kalkberg mitsamt den Böschungen ist mit einer Folie abgedeckt, auf die man einen Meter „guten Boden“ aufgebracht hat. Niederschlagswasser wird in Brunnen und in Rigolen, unterirdischen Sammelbehältern, aufgefangen. Hubacher machte deren Dimensionen klar: „Wir haben da ein Volumen von 5000 Bierkästen verbaut.“
Sogenannte Faschinen sorgen für Stabilität auf den Böschungen. Dabei handelt es sich um langsam verrottende, ineinander verschlungene Hölzer, die in Rautenform angelegt sind. Das Prinzip kannten schon die alten Ägypter. Man sieht sie häufig an Autobahn-Böschungen.
Schafe und Ziegen auf den Böschungen
Um die Vegetation in Schach zu halten, werden später einmal Schafe oder Ziegen auf den Böschungen weiden. Sie haben, so Hubacher, einen weiteren positiven Effekt. Sie vergrämen durch ihr Herumtrampeln die Nager, die allein durch ihre unterirdische Anwesenheit den Berg destabilisieren. Bäume dürfen wegen der Wurzeln auch nicht auf dem Kalkberg stehen. Die Verwurzelung flacher Vegetation ist zur Verfestigung der Böschungen erwünscht.
Die erste Rampe hinauf zum Gipfel hat eine Steigung von zwölf Prozent. Um barrierefrei nach oben zu gelangen, sind maximal sechs Prozent zulässig. Um das zu erreichen, plant Huber eine Brücke von der Karlsruher Straße, die an einem Pylon außerhalb des Berggebietes hängen soll.
Für die Plattform wünscht sich Hubacher vielfältige Nutzungen. Sport ist ein großes Thema. „Auf der Rückseite des Hangars könnte eine Boulderwand entstehen wie auf dem Pariser Platz in Chorweiler.“ Auch ein Beachball-Feld sei denkbar. Und: „Tummeln und Bummeln“.
Kölner Umweltdezernent ist optimistisch
In der Zwischenzeit hatte sich auch Umweltdezernent William Wolfgramm unter die Gäste gemischt. Er betrachtete das Ganze durchweg positiv: „Natürlich steht uns ein langwieriges Planverfahren bevor. Ich freue mich, dass hier endlich was passiert. Und ich bin gespannt auf die Rückmeldungen der Bürgerinnen und Bürger.“
Die gab es postwendend von Marek Fritsche: „Der Kalkberg muss endlich wieder öffentlich zugänglich sein. Keine Bäume heißt kein Schatten“, erklärte der Buchforster. Der sich aber in absehbarer Zeit über eine enorme Aufwertung seines Umfeldes freuen kann. Hubacher vergleicht den Hangar und das Umfeld in seiner Machbarkeitsstudie kein bisschen bescheiden mit der Akropolis. Ein Berg, ein Gebäude.