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Nach Party am 11.11.Wenn das Licht angeht im „Unkelbach“ in Köln-Sülz

Lesezeit 4 Minuten
11.11.2024: Nach der Party im Unkelbach

Nach der Party im „Unkelbach“ am Elften im Elften gibt es viel zu tun.

Wie sieht es nach zwölf Stunden Karnevalsparty in einer der beliebtesten Gaststätten am Elften im Elften aus? Ein Ortsbesuch.

Als es vorbei ist, als das Gänseblümchen mit der Tulpe den letzten Tanz getanzt hat, wird es weihnachtlich im „Haus Unkelbach“ auf der Luxemburger Straße. Ja, weihnachtlich. Ja, am Elften im Elften in einer der angesagtesten Gaststätten im Kölner Karneval. Bevor das Licht angeht, bevor sich auch die letzten tapferen Jecken schwankend und friedlich auf den Heimweg machen, läuft „Last Christmas“. Der DJ spielt tatsächlich den Klassiker von Wham!, den jeder kennt. Damit ist sogar der Ohrwurm von „Kölschen Jung“ vertrieben.

Und dann geht das Licht im „Haus Unkelbach“ an. Um 21.30 Uhr ist die Party vorbei. Und die Beleuchtung offenbart gnadenlos, was die Jecken zurückgelassen haben. Was sie verloren haben, was sie vergessen haben, was sie nicht mehr brauchen. Wem gehört wohl die dunkelblaue Jacke unter der Sitzbank? Wem die Federboa auf dem Weg zu den Toiletten? Wem das Kleingeld unter dem Tresen? Klar ist hingegen, wem die beiden Personalausweise gehören, die jetzt beim DJ hinterlegt sind.

„Wir finden hier vor allem nach einer Karnevalsparty wirklich alles Mögliche. Handys und Ausweise sind die Klassiker. Auch EC-Karten gehen gerne verloren. Wir bewahren alles eine Zeitlang auf, und in den allermeisten Fällen melden sich auch die Besitzerinnen und Besitzer bei uns“, sagt Alexander Manek, der Geschäftsführer des „Unkelbach“. Seine Frau Saskia ist auch dabei. Gemeinsam schauen sie sich jetzt an, was heute Abend in ihrem Laden zurückgeblieben ist. Plastikblumen, eine Sonnenbrille, ein aufblasbares Musikinstrument, eine Gießkanne, eine Flagge der Niederlande und Plastikbecher, überall liegen Plastikbecher herum.

11.11.2024: Alexander Manek und seine Frau Saskia im Unkelbach

Alexander Manek und seine Frau Saskia im „Unkelbach“ nach der Party am 11.11.

Man muss gar nicht wissen, dass hier in den zwölf Stunden zuvor der Wahnsinn regiert hat. Man spürt und riecht es bereits, wenn man das „Unkelbach“ betritt. Der Boden klebt. In der Luft liegt ein Geruch, der an eine Mischung aus Bier und Schweiß erinnert. Karneval eben. Man trinkt zusammen, man schunkelt zusammen, man schwitzt zusammen.

Kölner Karneval: Tickets für das „Unkelbach“ sind schnell weg

Das „Unkelbach“ ist ein ziemlich perfekter Ort dafür. Das wissen viele. Wenn die Karten in den Vorverkauf gehen, sind sie fünf Minuten später vergriffen. „Wir haben vor allem an den Karnevalstagen ganz viel Stammkundschaft“, sagt Manek, der sich in seinem WhatsApp-Profil Unkelbachheini nennt. „Das zeigt, dass die Leute hier offenbar gerne und ausgiebig feiern.“

Aber irgendwann ist eben auch die beste Party vorbei – selbst in der Stadt mit K, selbst in unserem Veedel, selbst wenn heute die Welt stillsteht. Wenn also der letzte Lappenclown das „Unkelbach“ verlassen hat, beginnt für Manek und sein Team zunächst die Bestandsaufnahme. Dann starten direkt die Aufräumarbeiten. Der Außenbereich muss wieder hergerichtet werden. Die hinteren Räumlichkeiten werden durchgefegt. Der grobste Müll wird entsorgt. Vorne im Thekenbereich ist ebenfalls viel zu tun. Es muss gespült werden, die leeren Fässer müssen weg. Draußen warten bereits zwei LKW, in denen die Tische und Stühle gelagert sind. Irgendwie muss alles gleichzeitig ablaufen, aber das funktioniert halt nicht.

„Haus Unkelbach“: Brauhaus öffnet schon am 12. November wieder

Das größte Problem ist, dass nicht viel Zeit bleibt, um alles wieder in einen vorzeigbaren Zustand zu bringen. Die Nacht ist zu kurz, um das zu schaffen. Deshalb kommt am nächsten Morgen die Putzkolonne, die die Spuren des Karnevals nachhaltig beseitigt. Und das muss schnell und effizient geschehen. Denn am späten Nachmittag öffnet das Brauhaus wieder für den normalen Betrieb. Dann wird im „Unkelbach“ der Elfte im Elften längst Geschichte sein. Das Konfetti wird durch Lichterketten ersetzt. Es wird weihnachtlich im „Unkelbach“. Eben war noch Tschingderassabum, und jetzt kommt direkt die stille Nacht, die heilige Nacht?

„Wir machen nun tatsächlich einen harten Schnitt – bei uns kommt nach dem Karneval wirklich sofort Weihnachten“, sagt Manek und muss schmunzeln.

Aber wenn man ehrlich ist, kann man im „Unkelbach“ beides gar nicht so richtig trennen. Den Beleg dafür gibt es direkt am 12. November, am Tag nach der Karnevalssause: Ein Gruppe von 90 Personen hat sich zum vorweihnachtlichen Gänseessen angekündigt. Es ist die Ehrengarde, die vorbeikommen wird. Karneval trifft Weihnachten, Weihnachten trifft Karneval. Vielleicht war es doch genau richtig, die Party mit „Last Christmas“ zu beenden.