AboAbonnieren

Kommentar

11.11.
Köln muss zeigen, dass Karneval mehr ist als Trinken hinter Absperrgittern

Ein Kommentar von
Lesezeit 2 Minuten
Feiernde stehen vor einem Absperrgitter mit Sicherheitskräften.

So sah es im Bereich der Zülpicher Straße an den Uniwiesen aus.

Bislang zeichnet sich ab, dass Köln den Sessionsauftakt verhältnismäßig gut gemeistert hat. Doch es gibt Verbesserungspotenzial.

Wenige Stunden nach der Sessionseröffnung ist es noch zu früh, Bilanz zu ziehen. Erfahrungsgemäß steigt mit dem Alkoholpegel der Feiernden die Gefahr von Unfällen und Kriminalität mit zunehmender Dauer. Doch bis zum frühen Abend zeichnet sich ab, dass Köln diesen Elften im Elften verhältnismäßig gut gemeistert hat.

Dass es bislang keine Berichte über größere Zwischenfälle oder gar Exzesse der Vorjahre gibt, liegt sicherlich auch daran, dass der Start des Karnevals diesmal auf einen Montag fiel. Es kamen etwas weniger Menschen in das Univiertel rund um die Zülpicher Straße, obwohl diese erneut bereits am Vormittag zu 100 Prozent ausgelastet war.

11.11. in Köln: Es gibt Verbesserungspotenziale

Et hätt also mal wieder jotjejange? Wenn man Karneval als Gefahrenabwehr begreift, ist dem vielleicht zuzustimmen. Aber dieses Brauchtum, auf das Köln so stolz ist und das sogar zum immateriellen Kulturerbe der Unesco zählt, ist etwas ganz anderes. Daher gibt es bei der Organisation und den Vorkehrungen gerade seitens der Stadt Verbesserungspotenzial.

Alles zum Thema Zülpicher Straße in Köln

Fakt ist, dass die Stadt Geld, vor allem für Absperrungen, mobile Toiletten und Sicherheitskräfte ausgibt. Eine Ausweichfläche wurde erneut zum Unmut von Umweltschützern im Landschaftsschutzgebiet eingerichtet. Dort fand abermals eine Art „beobachtetes Betrinken“ hinter Absperrgittern statt.

11.11. in Köln: Mehr investieren in das Brauchtum

Obwohl es einen Runden Tisch Karneval mit vielen Beteiligten gibt, hat sich seit Jahren kaum etwas geändert. Vor dem Hintergrund, dass in einer Session mehr als 600 Millionen Euro umgesetzt werden, sollte sich die Stadt eine eigene Stabstelle für den Karneval leisten. Es geht darum, sich ganzjährig und professionell mit den Planungen zu beschäftigten.

Die 2023 vorgeschlagene App für eine bessere Zielgruppen-Ansprache und Orientierungshilfe für die Feiernden gibt es immer noch nicht. Zudem müssen Kampagnen her, die das verbreitete Bild der Eventmetropole korrigieren. „In Köln kann man so die Sau rauslassen, wie es woanders nicht möglich ist.“ Solche Äußerungen sind im Uni-Viertel oft zu hören.

Es würde die Lage nicht verschlimmern, wenn die Stadt mithilfe eines Veranstalters ein Bühnenprogramm abseits der Zülpicher Straße anbieten würde. Die Feiernden kommen so oder so. Doch mit Auftritten von Tanzgruppen und Bands wächst die Chance, die Massen besser zu kanalisieren und zu zeigen, was Karneval wirklich ist. Das Festkomitee hat längst Unterstützung zugesagt.

Köln braucht den Fasteleer als Image-Faktor — gerade angesichts der Vielzahl von Problemen in der Stadt. Es gilt, das Brauchtum zu bewahren und auch in dieses zu investieren. Karneval hat mehr Inhalt als eine Dose Kölsch.