Die karnevalistische Matinee in der Kölner Philharmonie sammelte Spenden für die musikalische Begleitung der Schull- un Veedelszöch.
Fastelovend FerkeetJecke feiern Karneval für den guten Zweck
Einen lustigen, stimmungsvollen, aber auch zum Nachdenken anregenden Vormittag verbrachten Jecken am Sonntag in der Kölner Philharmonie. Bei der Matinee „Fastelovend Ferkeet“ werden traditionell Spendengelder für die musikalische Begleitung der Schull- un Veedelszöch gesammelt. Dafür treten alle beteiligten Künstlerinnen und Künstler wie auch die Moderation ohne Gage auf.
Und bei eben jener Moderation gibt es seit diesem Jahr eine Neuerung: Nathalie Bergdoll, die unter anderem auch Sitzungsleiterin der ZDF-Mädchensitzung ist, beerbt Linus. „Dass der Linus keine Lust mehr hatte, find ich gut. Sonst wäre ich ja nicht hier“, sagte Bergdoll lachend. Mit ihrer natürlichen Moderation auf Kölsch konnte Bergdoll das Publikum schnell für sich gewinnen – und, so viel sei schon verraten – sich so den Moderationsjob für die kommenden Jahre sichern.
Karneval in Köln: Gerd Köster spielt Büttenredner Karl Küpper
Bergdoll leitete auch gleich zum ersten Künstler des Vormittags über. Torben Klein interpretierte alte Willi-Ostermann-Klassiker in soulig-jazzigem Gewand neu, das entsprechende Album „Heimweh nach Köln“ ist im vergangenen Jahr erschienen. Bevor Klein „Och, wat wor dat fröher schön doch en Colonia“ anstimmte, scherzte Bergdoll: „Ob der Pitter die Appolonia wohl vorher gefragt hat, ob er sie knutschen darf?“ Mit derben Witzen folgte auf den swingenden Auftritt von Klein der Redner Knubbelisch, der von denkwürdigen Erlebnissen bei der Freiwilligen Feuerwehr und einem Ritt im Rosenmontagszug auf einer paarungswilligen Stute zu berichten wusste.
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„Fastelovend Ferkeet“ bediente am Sonntag aber nicht nur die lauten, lustigen Töne. Ein kleiner „Stachel“, wie Bergdoll es nannte, der für Ernsthaftigkeit inmitten aller Fröhlichkeit sorgte, war die Aufführung einer Szene aus dem Schauspiel „Der Unbeugsame – Der Widerstand des Karl Küpper“. Gerd Köster spielt darin den populären Büttenredner Küpper, der sich im Dritten Reich klar gegen den Nationalsozialismus positionierte. Unvergessen sein Ausspruch beim obligatorischen Hitlergruß: „Eß et am rähne?“
In der Philharmonie zeigte das Ensemble, wie Küpper sich als eine der Repressalien der Nazis jeden Tag auf der Polizeiwache melden musste – wo ihm vom Kriminalkommissar mit Folter gedroht wird. Ein ungewöhnlicher, aber gelungener Programmpunkt in der Matinee, der verdeutlichte, dass der Fastelovend noch immer eine gesellschaftliche und politische Verantwortung hat.
Dazu, den Karneval auch in schwierigen Zeiten weiterhin zu feiern und zu bewahren, passt auch das diesjährige Sessionsmotto: „Ov krüzz oder quer“. Michael Kuhl und Mica Frangenberg zeigten ihre Interpretation des 1905 vom jüdisch-kölschen Komponisten geschriebenen Lieds. „Ov krüzz oder quer, ov Knäch oder Hähr – mer looße nit un looße nit vum Fasteleer!“, sangen auch die Jecken im Publikum. Die sowieso sehr mitsingfreudig waren, nicht nur bei Kuhl und Frangenberg, sondern auch bei dem inklusiven Chor aus Gehörlosen und Hörenden, den Jecke Öhrcher in Begleitung von Oly Blum.
Musikalisch überzeugte ebenfalls die Stadtkapelle mit dem musikalischen Direktor Sven Christian Kinne und Kapellmeister Stefan Alfter. Sie spielten unter anderem ein Konzertwerk von Fritz Hannemann, der Lieder wie „Kölsche Mädcher kölsche Junge“ geschrieben hat.
Zum Abschluss durfte ein Auftritt des Kinderdreigestirns passend zu den Schull- un Veedelszöch nicht fehlen. Die Pänz begeisterten in dieser Session einmal mehr mit ihren Wort- und Musikbeiträgen. Für die äußerst gelungene Programmzusammenstellung dankte Bernhard Conin von den Freunden und Förderern kölnischen Brauchtums Michael Gerhold, Leiter der Künstleragentur Ahrens. Gerhold selbst ist Ex-Karnevalsprinz und Präsident der Nippeser Bürgerwehr. Am Ende des Vormittages überreichte Wolfgang Schmidt von der Philharmonie Conin einen Scheck in Höhe von 10 000 Euro.