Bei einer karnevalistischen Matinee begaben sich die Besucher in der Philharmonie auf eine einzigartige Reise in die Vergangenheit
„Och, wat wor dat fröher schön...“Jecke reisen in die Vergangenheit des Kölner Karnevals
Zweihundert Jahre ist es her, dass der erste Rosenmontagszug durch die Straßen Kölns zog. Zweihundert Jahre, in denen viel passiert ist. Auf diese einzigartige Reise in die Vergangenheit des Kölner Karnevals konnten sich die Jecken am Sonntag bei einer Matinee in der Philharmonie begeben. Durch die Zeitreise führte Zugleiter Holger Kirsch.
In den letzten drei Jahren musste der Höhepunkt des Kölner Karnevals ausfallen – der Rosenmontagszug konnte wegen der Pandemie und zuletzt auch wegen des Krieges in der Ukraine nicht in seiner gewohnten Form stattfinden. Doch die Kölnerinnen und Kölner brauchen ihr Lebenselixier: den Karneval, sagte Kirsch.
Matinee zugunsten des Rosenmontagszugs in der Philharmonie
Damit diese Sehnsucht endlich gestillt werden kann und die Sorgen und Nöte des Alltags vergessen werden können, dafür sorgten am Sonntagvormittag zahlreiche Stars des Kölner Karnevals. Das Programm eröffnete mit „Och, wat wor dat fröher schön doch en Colonia“ das Kohberg Orchester. Die Zeitreise führte zunächst dorthin, wo alles begann, ins Jahr 1823. Und so erklangen die traditionellen Klänge des Liedes „Thronbesteigung des Helden Carneval“, gespielt auf Akkordeon, Flitsch und Banjo von der Band De Kallendresser.
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Passend zur Geburtsstunde des Karnevals betrat anschließend Kölns älteste Tanzgruppe in ihren historischen schwarz-weiß-roten Kostümen die Bühne: Die „Hellige Knäächte un Mägde“ versetzten das Publikum ins 19. Jahrhundert zurück. Wie das Tanzkorps nahmen auch die Roten Funken am ersten Rosenmontagsumzug teil. In der Philharmonie führten sie das traditionelle Stippeföttche auf. Mit Hebefiguren und vielen Drehungen sorgte das Tanzpaar der Traditionsgesellschaft für Begeisterung.
Angelangt in der Jahrhundertwende ging es mit den Liedern der Karnevalslegende Willi Ostermann weiter. Wenn man die Augen schloss und seinen Karnevalsklassikern wie „Däm Schmitz sing Frau ess durchgebrannt“ oder „Die Wienands han ’nen Has em Pott“, gesungen von „Klimpermännche“ Thomas Cüpper, lauschte, hatte man das Gefühl, Ostermann selbst sei im Saal. Es folgten schwere Zeiten für Köln und den Karneval: In den frühen 1930er Jahren wurde der Umzug wegen der Weltwirtschaftskrise mehrmals abgesagt. Mit der Machtergreifung Hitlers wurde der Karneval zu einem Fest der Nazis, bis der Zweite Weltkrieg den Umzug für viele Jahre verhinderte.
Erleichtert wurden diese schwierigen Zeiten und der Wiederaufbau durch die Lieder des Ausnahme-Komponisten Karl Berbuer. Seine Lieder wurden von Wicky Junggeburth dargeboten, der für viele als „Nachlassverwalter von Karl Berbuer“ gilt. Und noch eine Besonderheit, die nur zu besonderen Anlässen aufgeführt wird, konnten die Besucher erleben: Der Neunertanz der Tanzpaare der neun Kölner Traditionskorps wurde aufgeführt.
Angekommen in der Neuzeit, sang Julie Voyage die Lieder von Kölns „Königin des Mottoliedes“ Marie-Luise Nikuta. Anschließend trat eine Kölner Band auf, die in diesem Jahr ebenfalls ein Jubiläum feiert. Auch nach 40 Jahren ließen die Paveier die Jecken gemeinsam zu „Mir sin Kölsche us Kölle am Rhing“ schunkeln.
Am Ende der zugunsten des Rosenmontagszuges organisierten Veranstaltung überreichte Wolfgang Schmidt einen Scheck in Höhe von 20 000 Euro an Festkomiteepräsident Christoph Kuckelkorn und Zugleiter Holger Kirsch. Damit soll ein Stück des Traums eines jeden Zugleiters erfüllt werden können: Der diesjährige Zug soll der längste Zug aller Zeiten werden und in der Jubiläumssession erstmals beide Seiten des Rheins verbinden.