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Karneval-RückblickSo viele Jecken feierten am 11.11. in Köln

Lesezeit 5 Minuten
Zülpicher dpa neu

Auf der Zülpicher Straße in Köln war es brechend voll. 

Köln – Vor allem die Bilder der tobenden Masse auf der Zülpicher Straße am 11.11. hatten über die Stadtgrenze hinaus für Aufruhr gesorgt. Videos der feiernden Karnevalisten gingen via Social Media durch ganz Deutschland – gepaart mit jeder Menge Unmut. Die Sieben-Tage-Inzidenz in Köln steigt, vor allem legt die Inzidenz junger Erwachsener stärker zu als in Nordrhein-Westfalen.

Rückblick: So verlief der 11.11.

Der Vormittag: Der Dom präsentierte sich am 11.11. von Nebel verhangen. Doch auf dem Vorplatz war um neun Uhr schon alles bunt. Viele Jecken trafen sich vor dem Hauptbahnhof auf das erste Kölsch, bevor sie weiter in die Stadt zogen. Vor dem Brauhaus Gaffel am Dom bildeten sich um neun Uhr schon lange Schlangen.

Bereits um sieben Uhr begann am Heumarkt der Einlass in den abgesperrten 2G-Bereich in der Altstadt, wie ein Stadtsprecher mitteilte. Auf den Platz vor der Bühne am Heumarkt, wo der Sessionsauftakt stattfand, kam nur, wer eines der 11.000 Tickets dafür gekauft hatte. Auf dem Heumarkt und dem Alter Markt war die Willi-Ostermann-Gesellschaft als Veranstalterin für die 2G-Kontrollen an den Eingängen zuständig. Dafür wurde ein privates Sicherheitsunternehmen eingesetzt.

In den 2G-Bereich im Zülpicher Viertel wurden nach Angaben der Stadt ab acht Uhr Feiernde reingelassen. Wie eine Reporterin des „Kölner Stadt-Anzeiger“ beobachtete, wurden in zahlreichen Fällen Ausweise nicht zusätzlich zum Impf- oder Genesenen-Nachweis kontrolliert. Die Stadt verwies auf die Corona-Schutzverordnung, die das Vorzeigen des Personalausweises nur „auf Verlangen“ vorsehe. Wenn das Kontrollpersonal also den Eindruck habe, dass die Person, die den Impf- oder Genesenennachweis vorzeigt, nicht die behauptete Person sei, könne nach dem Personalausweis gefragt werden, wie die Stadt mitteilte.

Nach Prüfung erhielten die Jecken einen Stempel als Nachweis, dass sie kontrolliert wurden. Rund 200 Ordnungskräfte inklusive der Mitarbeitenden von Sicherheitsfirmen hatten den Einlass laut Stadt dort kontrolliert.

Um 11.11 Uhr jubelten bereits Tausende Kostümierte dicht gedrängt auf der Zülpicher Straße. „Heute als 'Sexy Krankenschwester' auf der Zülpicher Straße, an Weihnachten als 'Sexy Intubierte' in der Uniklinik!“, schrieb Moderator Jan Böhmermann am 11.11. auf Twitter, während er das Video des „Kölner Stadt-Anzeiger“ retweetete. Mehr als zwei Millionen Mal wurde das Video bereits bei Twitter angesehen, knapp 6000 Mal geteilt.

Die Aufnahmen sorgten über die Stadtgrenzen hinaus für Reaktionen. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hat der Stadt zu nachlässige Kontrollen der Corona-Regeln beim Karnevalsauftakt vorgeworfen. Auch Prominente wie zum Beispiel der Kölner Sänger Pietro Lombardi teilten ihren Unmut über die Feiermengen. Pietro Lombardis Video-Statement wurde bei Instagram mehr als 2,5 Millionen mal angeschaut.

Der Einlass zum Open-Air-Karnevalsauftakt am Tanzbrunnen war trotz der Menschenmengen entspannt verlaufen, sagte ein Security-Mitarbeiter. Die Tickets für den Tanzbrunnen waren unter 3G-plus-Voraussetzungen verkauft worden, sodass auch Ungeimpfte mit einem negativen PCR-Test Zutritt gehabt hätten. Nach der Umstellung auf 2G waren laut Veranstalter 400 Tickets zurückgegeben worden. 9000 Jecke feierten unter 2G-Regeln.

Der Nachmittag

Ab 13.40 Uhr etwa nutzte die Stadt auch die Freiflächen an der Uniwiese, die organisiert worden waren, um die Menge an der Zülpicher Straße zu entzerren. Die Frequentierung der Bereiche wurde durch die ständige Beobachtung von sogenannten Sichter-Kräften aller Behörden und Dienstleister kontrolliert und gesteuert, wie die Stadt mitteilte. Komplett ausgelastet sei die Kapazität im Zülpicher Viertel aber „zu keiner Zeit“ gewesen. „Es gab noch freie Kapazitäten in den Entlastungsflächen. Das Zülpicher Viertel wurde gegen 13.40 Uhr an den meisten Zugängen und um 15 Uhr komplett geschlossen“, sagte ein Sprecher. Ab 17 Uhr sei der Zugang zur Zülpicher Straße wieder freigegeben worden.

Das Belgische Viertel und die Aachener Straße wirkten im Vergleich zur Zülpicher Straße wie ausgestorben. Am Aachener Weiher waren nur vereinzelt Jecken in Kostümen zu sehen – vielmehr nutzten die Menschen das herbstliche Wetter für einen Spaziergang. Auch in der Südstadt und in Ehrenfeld ging es am 11.11. eher ruhig zu.

Über den Hauptbahnhof kamen am Nachmittag weiterhin tausende Feiernde in die Innenstadt, viele davon schon sichtbar angetrunken. Die Plätze am Bahnhof seien voll, aber nicht so überfüllt wie an Sessionsauftakten vor Corona, sagte eine Sprecherin der Bundespolizei. Die Züge seien zu mehr als 100 Prozent ausgelastet gewesen, sodass sich viele Menschen in den Stehbereichen geknubbelt haben dürften.

Eine Reporterin des „Kölner Stadt-Anzeiger“ testete die 2G-Kontrollen auch in Kneipen auf eigene Faust in einem Selbstversuch. Die Bilanz: positiv, aber mit starken Unterschieden.

Der Abend

Zwischen 20 und 21 Uhr, nachdem die Veranstaltung auf dem Heumarkt um kurz nach 19 Uhr beendet war, wurde die 2G-Zone am Heu- und Altermarkt nach Angaben der Stadt wieder aufgehoben.

Auf den Entlastungsflächen im Zülpicher Viertel wurde bereits gegen 21 Uhr mit dem Abbau begonnen, wie die Stadt weiter mitteilte. Die 2G-Kontrollen im Zülpicher Viertel liefen nach Angaben der Stadt noch bis Mitternacht. In den frühen Morgenstunden wurde der 2G-Bereich wieder aufgehoben und der Verkehr durch die Polizei wieder freigegeben.

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Rückblickend waren nach Angaben der Stadt in der Spitze etwa 9000 bis 10.000 Feiernde am 11.11. auf dem Heumarkt und dem Alter Markt (zusammen) unterwegs. Die Kapazität sei „zu keiner Zeit“ ausgelastet gewesen. „Die Plätze musste nach vielen Jahren zum ersten Mal nicht wegen Auslastung gesperrt werden“, so ein Sprecher.

Schätzungsweise 13.000 Personen waren nach Angaben der Stadt auf der Straße im Zülpicher Viertel unterwegs. Zu der Auslastung in den Gastronomien, Clubs und Privatobjekten lägen keine Angaben vor. Insgesamt hätten etwa 50.000 Menschen gefeiert, hatte Oberbürgermeisterin Henriette Reker gesagt. „Das ist ein Rhein-Energie-Stadion“, erläuterte sie.

Im Stadion gilt seit langem die 2G-Regel bei Heimspielen des 1. FC Köln, ohne dass das zu Unmut geführt hätte.