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Segen für die SessionKarnevalisten feiern Gottesdienst im Kölner Dom unter Sicherheitsauflagen

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Wegen einer Terrorwarnung gelten beim diesjährigen Karnevalsgottesdienst im Kölner Dom besonders strenge Sicherheitsvorkehrungen.

Ob man nun evangelisch, katholisch, oder anders gläubig ist, die Standarten durch den Hauptgang der Kathedrale ziehen zu sehen, ist einer der magischsten Momente der Session. Zum ökumenischen Gottesdienst im Dom für Karnevalisten fanden sich am Mittwoch Vertreterinnen und Vertreter der großen und kleinen Gesellschaften zusammen, um den Segen für die Session zu erhalten.

Teil davon ist der imposante Einzug der Plaggen. Während des Gottesdienstes saßen ihre stolzen Trägerinnen und Träger mit den Tanzpaaren im Chorraum hinter dem Altar. Ein Glück, dass Köln den Dom hat, es gibt nicht viele Kirchen, in denen all die Standarten der Traditionsgesellschaften Platz fänden. Nur 17 der handwerklich angefertigte Fahnen segnete Stadtdechant Robert Kleine einzeln, all die Exemplare, die diese Session zum ersten Mal durch die Säle ziehen. Dabei zeigte Kleine Humor: „Sie kennen mich schon, haben alle gut gesichert“, scherzte er, als er das heilige Wasser in ihre Richtung träufelte. Die Plaggen sind nicht zuletzt wegen der oft verregneten Züge zum Schutz in Folien verpackt.

Menschen in Karnevalstrachten, die von Polizisten kontrolliert werden

Wegen der strengen Sicherheitskontrollen hat derEinlass in der Kölner Dom in diesem Jahr bereits um 17.30 Uhr begonnen.

Kleine führte zusammen mit Stadtsuperintendent Bernhard Seiger durch den traditionell ökumenischen Gottesdienst. Mit ihm starten die Kölner im Januar in die jecke Zick: Jetzt geht es richtig los, denn das Kinderdreigestirn hat die gesegnete Karnevalskerze entzündet. Dem Spendenprojekt des Kinderdreigestirns, der kleinen Hilfe Köln, kommt die Kollekte zugute. Auch Christof Kuckelkorn, Präsident des Festkomitees, hielt eine feierliche Ansprache. Die Fürbitten trug das große Dreigestirn zusammen mit ihrem jüngeren Gegenpart vor.

„Liebe gewinnt: Gemeinde singt Karnevalshits zwischen Kirchenliedern

Musikalisch unterschied sich der Gottesdienst ebenfalls vom gewohnten Ablauf im Dom. Zwischen Kirchenliedern sang die bunte Gemeinde ebenso den Karnevalshit „Liebe gewinnt“ von Brings – ein Lied mit erstaunlich stimmigem Text für einen Gottesdienst.

Für den Gottesdienst kamen auch zahlreiche Dreigestirne aus der Region – ein fast skurriles Aufeinandertreffen von Tollitäten auf Tollitäten, gibt es sonst doch nur ein Dreigestirn pro Bühne oder sogar Stadt. Von den Sicherheitskontrollen in zwei Zelten vor der Kathedrale ließen sie sich nicht abschrecken. Zwar mussten die Bauern ihre ausladenden Federhüte absetzen und die Jungfrauen eine Kontrolle entlang der unterm weiten Rock versteckten Beine erdulden. Das schien die immer noch meistens rein männlichen Dreigestirne aber kaum zu stören – einige trugen gegen den pfeifenden Wind auf der Domplatte eh Jeans darunter.

Kölner Dom: Keine Waffenähnlichen Teile der Uniform bei Karnevalsgottesdienst erlaubt

Es galten noch immer strenge Sicherheitsvorkehrungen rund um den Dom. Die Polizei vereinbarte mit den teilnehmenden Gesellschaften, waffenähnliche Teile der Uniformen nicht mitzuführen. Einige Funken tragen zum Beispiel Säbel, weil die Traditionskorps als Persiflage auf das Militär gegründet wurden. Teile der Uniform nicht zu tragen, dürfte für die Mitglieder eine seltene Erfahrung sein, stehen auf das Vergessen von Stücken der Uniform beim öffentlichen Auftritt vereinsintern gerne Strafen. Dieser Tag war eine Ausnahme. Die Polizei teilte mit, dass es Mittwochabend keine Zwischenfälle am hoch bewachten Dom gegeben habe.

Vorab hatte auch das Festkomitee über Instagram aufgerufen, Säbel, Knabüs und Munitionstaschen zu Hause zu lassen. Die Plaggenträger, die sonst vor dem Portal des Doms auf den Beginn des Gottesdienstes warten, starteten nun in einem Seitengang. Das dürfte ihren Job erleichtert haben, mit den schweren Plaggen in der Hand auf der stürmischen Domplatte zu warten, hatte sich in den vergangenen Jahren sowieso als eine Herausforderung dargestellt.