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„Eine Art Wiederbelebung"Tausende Jecken schunkeln beim Sessionsauftakt am Heumarkt

Lesezeit 3 Minuten
11.11 Heumarkt

Ein Bild wie vor der Pandemie: die jecke Menge vor der Bühne

Köln – Der Elfte im Elften ohne ein Dreigestirn ist wie ein Hollywood-Film, aus dem die Hauptdarsteller nachträglich rausgeschnitten wurden. 13 Termine und Auftritte hätte das designierte Dreigestirn um Prinz Sven I. (Oleff), Bauer Gereon (Glasemacher) und Jungfrau Gerdemie (Björn Braun) am erste Tag der Session gehabt. Alle wurden gestrichen, weil der Prinz am Tag zuvor positiv auf Corona getestet worden war – trotz doppelter Impfung. Doch er fühle sich den Umständen entsprechend gut, er zeige keine Symptome, hieß es am Donnerstag. „Ich bin so traurig, heute nicht mit den Jecken die Sessionseröffnung feiern zu können! Darauf haben wir nun über ein Jahr hingearbeitet. Aber Sicherheit geht nun mal vor“, verkündete Oleff dann am Mittag vom heimischen Sofa aus.

Countdown auf der Heumarkt-Bühne

Während der traditionelle Empfang im Rathaus abgesagt wurde, stand Oberbürgermeisterin Henriette Reker pünktlich um 11.11 Uhr wie gehabt mit Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn und dem neuen Kinderdreigestirn (Prinz Felix, Bauer Robin, Jungfrau Helena) zum Countdown auf der Heumarkt-Bühne. Mit türkisfarbener FFP2-Maske und im rot-weißen Konfetti-Regen rief sie die Kölner zu „einer tollen Sessionseröffnung“ auf, mahnte aber gleichzeitig, „an der frischen Luft“ zu bleiben.

Reker Bühne

Henriette Reker ermahnt die Jecken.

Das fehlende Dreigestirn wurde allerdings dort nicht thematisiert. „Wir haben doch immer gesagt, wir wollen feiern – aber halt nicht um jeden Preis“, sagte Präsident Ralf Schlegelmilch von der veranstaltenden Willi-Ostermann-Gesellschaft. Hinter der Bühne war das Dreigestirn bei den Karnevalisten und Künstlern durchaus ein Gesprächsthema. „Das ist einfach nur traurig“, stellte Stephan Brings fest. „Erst hatten die drei kein Glück. Und jetzt kommt auch noch Pech hinzu.“

Alles zum Thema Henriette Reker

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Nach außen wurde der für 11.33 Uhr vorgesehene Programmpunkt „Vorstellung des designierten Kölner Dreigestirns“, so Schlegelmilch, „elegant überspielt“. Marita Köllner trat früher als geplant auf, Cat Ballou und die Paveier spielten jeweils ein Lied mehr. So war die Lücke schnell gefüllt.

11.11 Heumarkt_Jecken

Die Feier-Gemeinde meldet sich zurück.

Und das weitgehend unbemerkt von den mehr als 10.000 bunt kostümierten Jecken, die zwischen Heumarkt und Alter Markt sangen, schunkelten und feierten. Als Guido Cantz, der das Treiben für die Live-Übertragung des WDR moderierte, ins Mikrofon rief „Leev Jecke, wie isset?“, jubelte und tobte die Menge. Einige schwenkten Schilder mit dem Aufdruck „Mir sin widder do“.

Fast wie vor der Pandemie

Von Achtsamkeit oder Zurückhaltung angesichts der stark steigenden Coronazahlen war in der Altstadt nicht viel zu spüren. Die Atmosphäre war fast schon wieder ähnlich wie in den Jahren vor der Pandemie. In der ersten Reihe standen die, die schon immer dort standen. Wie der Familien- und Freundeskreis um Edith Pape „Wir sind um 4 Uhr aufgestanden und waren um 7 Uhr schon in der Altstadt“ und Claudia Hoffman aus Lindweiler. Einsame Clowns im frühmorgendlichen Nebel. „Die Vorfreude war einfach zu groß“, so Hoffmann. „Wir wollten nichts verpassen und haben uns bis zum Programmbeginn selber Spaß gemacht.“

Karl-Heinz Brand singt seinen größten Hit

Als diese Gruppe schon die ersten Lieder sang, machten sich auch Karl-Heinz Brand – der langjährige Frontmann der Räuber ist ja seit rund fünf Jahren Karnevalsrentner – auf den Weg nach Köln. „Ich bin mit der Eisenbahn aus Grevenbroich gekommen und schon im Zug von vielen Leuten erkannt worden“, sagte Brand. Dass er nun nochmal bei der Sessionseröffnung auf der Bühne stehen dürfe, empfand der bald 70-Jährige als „eine Art Wiederbelebung. Das hat richtig gut getan.“ Schließlich durfte er noch einmal seinen wohl größten Hit singen: „Denn, wenn et Trömmelche jeht...“ Und das in einer ganz exklusiven Runde, eingerahmt von den Musikern des Orchesters Helmut Blödgen und der Domstädter. Inmitten der Tanzpaare aller neun Tradionskorps sowie deren Präsidenten an den Trommeln. Das war optisch und musikalisch einer der Höhepunkte des Tages.