Köln – Frischluft statt dichtem Gedränge in Kneipen: Zum Sessionsauftakt sind sich viele Jecke am Tanzbrunnen einig. Eine Open-Air-Veranstaltung vermittle angesichts der aktuellen Pandemielage ein „besseres“ Gefühl, sagen sie. So sieht es auch Anja aus Düsseldorf, die um zehn Uhr in der langen Schlange vor dem Tanzbrunnen auf ihren Einlass wartet. Mit diesem Ansturm habe sie nicht gerechnet. „Es geht aber schnell, weil es zwei Schlangen gibt. Ich bin es nicht mehr gewohnt, in der Masse zu sein, will mir aber nicht mehr alles verbieten“, so die 50-Jährige mit Blick auf den Tag.
Wegen 2G: 9000 Menschen im Tanzbrunnen
Nach Angaben des Veranstalters Manfred Damaschke feiern rund 9000 Jecke im Tanzbrunnen. 10.000 hätten es laut der aktuell geltenden Auslastungsregel mit 80 Prozent Kapazität sein dürfen. Aufgrund der Umstellung von der ursprünglichen Einlass-Regelung mit 3G-plus (also Eintritt mit PCR-Test) auf das stadtweit geltende 2G (genesen oder geimpft) seien etwa 400 Tickets zurückgegeben worden.
Ramon Weissenberger aus Rath schätzt das familiäre, angenehme Publikum in Deutz. „Es ist begrenzt, wird auch nicht zu viel. Wir bleiben den ganzen Tag hier und gehen danach auch nicht in die Kneipe, denn hier haben wir viel Platz“. Der Tanzbrunnen habe sich als „gesitteter und geordneter“ Ort zum Feiern auch vor Corona schon für ihn bewährt, sagt Robert aus Lohmar. „Am Heumarkt ist mir das einfach zu stressig, da wurde ich einmal fast in den Grill einer Bude gedrückt“, so der 26-Jährige.
Kölner Karnevalsgesellschaft „Die Grosse von 1823“: Open-Air entscheidend
Bei den Gastgebern, der Karnevalsgesellschaft „Die Grosse von 1823“, sieht man das ähnlich: Sprecher Sören Riebenstahl hält den Open-Air-Aspekt „für einen entscheidenden Faktor“ beim Sicherheitsempfinden der Gäste. „Uns ist bisher ja nicht im größeren Maße bekannt, dass Veranstaltungen an der frischen Luft Ansteckungshotspots sind“. Dennoch merke man etwa den Künstlern auch einen gewissen Zwiespalt an, die Pandemie schwinge mit. „Wenn ein Corona-Fall auftritt, dann fallen gleich alle aus.“ Dass das Dreigestirn aufgrund der Corona-Infektion des Prinzen absagen musste, bedauere er sehr. Mit dem Auftritt der Kindertollitäten habe man jedoch eine gute Lösung gefunden, findet Riebenstahl.
Geregeltes Feiern war auch in Mülheim angesagt: Hier hat das Jeckenville-Festiväl auf dem Carlswerk-Gelände Premiere. Veranstalter Theo Lünzdorf von „Flunk you Crew“ ist zufrieden: Durch die Umstellung auf 2G sei es etwas holprig in der Organisation gewesen, aber insgesamt gut. Rund 800 Jecke halten sich auf dem Gelände zwischen der Konzerthalle Carlswerk Victoria und Club Volta auf.
Querbeat, Kasalla und Andhim im Line-Up
Das Programm ist gemischt und solle dem Zeitgeist entsprechen, so Lünzdorf: Neben kölschen Acts wie Querbeat und Kasalla sind auch Highlights aus der elektronischen Musikszene vor Ort wie das Kölner DJ-Duo Andhim. Um wieviel Uhr die Bands auftreten, will er nicht verraten: „Die Leute sollen früh hier sein und bis drei Uhr nachts feiern“. Er will das „Jeckenville“ nun als jährliches Event zum 11.11. etablieren.
Sina Pfohl ist mit ihrem Freund Fabian Strulf extra hierfür aus Bonn angereist. „Wir sind eigentlich Straßenkarneval-Menschen, haben uns aber wegen Corona für das Carlswerk entschieden, weil wir hoffen, dass alles geregelter mit 2G abläuft und wir dadurch auch geschützter sind“, so Pfohl.