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PrinzenessenKölner Dreigestirn übt auf der Zielgeraden Kritik und bedankt sich bei Ehrenamtlichen

Lesezeit 3 Minuten
Das Dreigestirn mit Ob Henriette Reker und FK-Präsident Christoph Kuckelkorn beim Prinzenessen.

Das Dreigestirn mit Ob Henriette Reker und FK-Präsident Christoph Kuckelkorn beim Prinzenessen.

Beim traditionellen Prinzenessen in der Flora zeigte sich erneut, dass dieses Dreigestirn in vielerlei Hinsicht ein Novum darstellt.

Noch liegt ein Wochenende voller Auftritte und der Sessionshöhepunkt am Rosenmontag vor ihnen – doch die Regentschaft von Prinz René I. (Klöver), Bauer Michael (Samm) und Jungfrau Marlis (Hendrik Ermen) neigt sich unweigerlich ihrem Ende zu. Am Freitagmittag luden sie zum traditionellen Prinzenessen ein – um die bisherige Session Revue passieren zu lassen und vor allem um „Danke“ zu sagen.

Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn begrüßte die geladenen Gäste aus der Stadtgesellschaft, neben Oberbürgermeisterin Henriette Reker auch ihre Vorgänger Jürgen Roters und Fritz Schramma, sowie zahlreiche ehemalige Dreigestirne und Präsidenten diverser Karnevalsgesellschaften. Angesichts des Mottos „Wenn Dräum widder blöhe“ könnte es keinen besseren Platz als die Flora geben – hier fand auch schon die offizielle Vorstellung des Kölner Dreigestirns im August statt.

Viele rote Mützen: Beim Prinzenessen sind traditionell auch die ehemaligen Dreigestirne geladen und erscheinen alle mit rotem Krätzchen.

Viele rote Mützen: Beim Prinzenessen sind traditionell auch die ehemaligen Dreigestirne geladen und erscheinen alle mit rotem Krätzchen.

Ein halbes Jahr später sieht man dem Trio die gewachsene Bühnenerfahrung an. Strahlend genossen sie ihren langanhaltenden Applaus. Nach kurzem Dank übergab Prinz René das Mikro dann an Bauer Michael: „Der Bauer redet selten, der Prinz muss und wir haben eine sehr aktive Jungfrau – unser Diddeldöpp“. Kurz darauf zeigte sich einmal mehr, dass dieses Dreigestirn in vielerlei Hinsicht ein Novum im Kölner Karneval darstellt. So hielt Bauer Michael eine lange Rede, in der er auch mit kritischen Tönen nicht sparte: „Kümmert Euch um die Jugend. Dann kommen die von der Zülpicher Straße zu uns.“

Jungfrau erneuert Wunsch nach „Marie-Luise-Nikuta-Platz“

Auch stellte er die Frage, ob es sinnvoll ist, ein Dreigestirn zu später Stunde noch auftreten zu lassen, wenn die Aufmerksamkeit im Saal gesunken und der Alkoholpegel umso mehr gestiegen sei. Zudem warb der Bauer für mehr Transparenz: „Das Korsett des organisierten Karnevals kann auch mal etwas lockerer getragen werden.“ Es gelte, die Jecken auf mehreren Ebenen abzuholen. Wie man Dreigestirn werde und was es dazu braucht, sei vielen Jecken gar nicht bekannt. „Vielleicht wäre der eine oder andere Karnevalist überrascht, wie es tatsächlich läuft und vielleicht würden sich dann auch andere Gesellschaften dazu durchringen, sich zu bewerben, wie es die Stattgarde zum ersten Mal gemacht hat.“

Jungfrau Marlis war auch nach einer Weiberfastnacht voller Auftritte bester Laune und zu Scherzen aufgelegt – ein Quell scheinbar unerschöpflicher Energie. Sie nutzte einen ihrer letzten Auftritte, um erneut die Mottoqueen Marie-Luise Nikuta, an die auch ihr Name angelehnt ist, zu honorieren. Mit Blick auf die vor ihm sitzende Reker äußerte die Jungfrau auch nochmals den Wunsch, Nikuta einen Platz zu widmen: „Aber hier ist die Verwaltung in Köln sehr zurückhaltend. Vielleicht kann unsere Tätigkeit als Dreigestirn etwas bewirken, das würde uns allen sehr viel bedeuten und es täte Köln gut.“

An die Reibeisenstimme von Prinz René hat man sich inzwischen gewöhnt. In der Nacht nach der Proklamation im Januar scheint er seine alte verloren zu haben, seitdem klingt sie rau und heiser – aber seine Botschaften sind nach wie vor unmissverständlich. Die Regentschaft habe dem Trifolium in überwältigender Weise gezeigt, wie sehr der Karneval und das Ehrenamt in dieser Stadt gelebt und gefeiert werden. Als Beispiel erzählte er von einem Besuch eines Mannes, der mehr als 20 Jahre als Fahrer des Dreigestirns aktiv war, aber aus gesundheitlichen Gründen in dieser Session pausieren musste. Das Dreigestirn habe ihn besucht und einfach nur „Danke“ gesagt. Da habe der Mann angefangen zu weinen – und er habe nicht anders gekonnt als mitzuweinen.

Menschen wie dieser Fahrer, aber auch die Equipe und Adjutantur, würden diesen immensen Zeitaufwand, den das Dreigestirn einmal in seinem Leben betreibt, jedes Jahr aufs Neue auf sich nehmen. Seine zum Abschluss immer leidenschaftlicher werdende Dankesrede belohnte das Publikum mit Standing Ovations und einem so lang anhaltenden Applaus, wie es ihn wohl für kaum ein Dreigestirn vor ihnen gab.