Köln – Diese Proklamation war historisch: Bedingt durch die Covid-19-Pandemie wurden Prinz Sven I. (Sven Oleff), Bauer Gereon (Gereon Glasemacher) und Jungfrau Gerdemie (Dr. Björn Braun) nicht in einer großen Veranstaltung ins Amt eingeführt, sondern das Trifolium begab sich zwei Tage lang auf eine Tour quer durch die Kölner Innenstadt – von der Hofburg zum leeren Gürzenich, vorbei an geschlossenen Kneipen zum Kölner Dom.
s war ein Festakt in Sparversion. Statt großem Orchester wurden die Einmarschlieder vom „schmucken Prinz“ bis „Oh, wie bist du schön“ nur am Flügel gespielt – von Hagen Fritsche, der früher bei Kuhl un de Gäng aktiv war. Ehe die OB den kleine und großen Tollitäten die Insignien (Pritsche, Schlüssel, Spiegel) überreichte, betonte sie die Bedeutung des Karnevals in schwierigen Zeiten: „Der Karneval ist in Köln das Fest des Zusammenhalts. Das Sessionsmotto lautet: Nur zesamme sin mer Fastelovend – das trifft mitten ins Herz und war zu keiner Zeit wichtiger! Nur zusammen – das muss jeder und jedem klar sein – können wir gut durch die Pandemie kommen.“ Das große Dreigestirn, das 2022 erneut ran darf, griff das Thema mit einer Reimrede auf.
Sechs Tanzpaare und die Familien der Dreigestirne erwarteten die Prinzen, Bauern und Jungfrauen im Festsaal der Hofburg. „Der Empfang war toll, anders als vorher erwartet. Aber diese kleine, persönliche Atmosphäre, das hat es für mich zu etwas ganz besonderem gemacht“, schwärmt Bauer Gereon. Der Rest der Jecken muss sich bis zur TV-Übertragung gedulden.
Das jecke Programm
Die Tollitäten trafen auf ihrem Weg durch Köln, der von Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn moderiert wurde, auf Überraschungsgäste wie Brings oder im Gürzenich, wo sonst 1200 Gästen feiern, auf Guido Cantz und Martin Schopps. „Ein Gürzenich ohne Tische und Stühle, das war schon eine gespenstische Atmosphäre“, sagte Cantz. „Ich haben den Saal im Laufe meiner Karriere ja schon mal leer gesehen, aber noch nie unbestuhlt.“
Es gab nur drei Stühle fürs Dreigestirn und Pfeile auf dem Boden, in welche Richtung man zu gehen hatte. Der Büttenredner trug dem Anlass entsprechend einen Smoking. „Normalerweise ist das hier Standard, diesmal war ich der Einzige.“ Zum Einzug der Tollitäten, die Hausherr Bernhard Conin im Hausmeisterkittel in den Saal geleitete, setzte sich Cantz an einen Flügel, spielte und sang den Fööss-Klassiker vom „Veedel“. Inklusive Tusch vom Band. „Das Dreigestirn war im Ornat. Aber ansonsten war nichts wie immer.“
Dazu hatte Cantz einen lustigen Vortrag vorbereitet, in dem er unter anderem eine neuen Verschwörungstheorie belegte, nach der das Virus nicht von einem Tiermarkt in Wuhan ausging, sondern aus einer Altbier-Kneipe in Düsseldorf.
„Die Prinzenproklamation, eines der wichtigsten Ereignisse der Stadt, als Geister-Sitzung. Wie sieht das aus?“, fragte sich Schopps. „Ich kann Ihnen sagen, wie das aussieht. Wie immer. Es sieht genauso aus wie immer nach dem Proklamations-Akt. Der einzige Unterschied: Heute ist auch im Foyer nix los.“ Fürs Dreigestirn hatte Schopps in sein Krätzchen eine Strophe hinzugefügt. „2040 - Et weed endlich widder Fastelovend jefiert / Prinz Sven I. wird zum 20. Mal in Folge proklamiert./ Bauer Gereon trägt nach zwei Jahrzehnten Homeoffice statt Ornat jetzt ein Zelt./ Björn Braun schreibt Geschichte – älteste Jungfrau der Welt./ Bürgermeister Kuckelkorn überreicht die Insignien der Macht in gewohnter Manier/ Nudeln, Seife und Klopapier./ Hammer noch mal so´n dolles Dreigestirn gekriegt? Leider nicht.“ Für Schopps gab es von Kuckelkorn die erste und einzige Rakete der Session 2021.
Und da man die nicht hören kann, sollte man sie zumindest sehen können – und das dauerhaft: Es war die legendäre Rakete aus der „Sendung mit der Maus“. Mit der Pripro feierte Schopps auch schon Bergfest. „Das war mein ersten Auftritt, es folgt noch ein zweiter – bei der ZDF-Mädchensitzung. Allerdings ohne Mädcher.“
Das Finale
Zum Ende des zweiten Tages ihrer Pripro-Reise fuhr das jetzt proklamierte Dreigestirn in den Dom. Gegen 19.30 Uhr gab es dort eine Andacht mit Stadtdechant Robert Kleine, dem Regimentspfarrer der Altstädter.