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Kölner RosenmontagszugÜberraschender Motivwagen zu Wahl-Eklat in Thüringen

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Die Organisatoren des Rosenmontagszugs überraschen mit einem Wagenentwurf zum Wahl-Eklat in Thüringen.

Köln – Das hätten sich die Bläck Fööss auch nicht träumen lassen: Dass aus Textzeilen ihres 1973 veröffentlichten Lieds „En unserem Veedel“ – damals die B-Seite der Single „Mer losse d’r Dom en Kölle“ – 47 Jahre später fast ein kompletter Rosenmontagszug zusammengebastelt wird. Dieses Kunststück haben der neue Zugleiter Holger Kirsch und sein Team zum aktuelle Sessionsmotto „Et Hätz schleiht em Veedel“ geschafft.

Klima- und Umweltschutz

Nachdem Ford schon die Hälfte aller Bagagewagen auf Hybrid- und Elektro-Antrieb umgestellt hat, werden auch die Traktoren, die die Festwagen ziehen, umgerüstet. Als Test hat die Firma HJS-Fahrzeugtechnik – neuer Partner des Festkomitees – zunächst in sieben der 69 Trecker kostenfrei Dieselpartikelfilter eingebaut. „Die fahren nun 100-Prozent rußfrei durch die Stadt“, so Inhaber Hermann-Josef Schulte, der für die Entwicklung dieser Filter bereits 2003 mit dem Bundesumweltpreis ausgezeichnet wurde. (NR)

Kirsch hat damit zu seinem Einstand nicht mal eine einfache Gesellenarbeit, sondern gleich ein kleines Meisterstück abgeliefert. Dass man mit den Persiflagewagen des Zochs praktisch durchgängig singen kann, das hatte es bislang noch nicht gegeben: Textfragmente der Hymne ans „Veedel“ plus einige Passagen aus dem „Pänz, Pänz, Pänz“-Lied ziehen sich wie ein roter Faden durch den Zoch. Sie liefern so den Soundtrack für lokale, nationale und internationale Themen, die mit spitzer Feder aufgegriffen und derzeit in der Wagenbauhalle mit Holz, Draht und Pappmaché auf die Wagengestelle gebaut werden.

Für einzelne Motive, aber auch das „Gesamtkunstwerk Zoch“, das Kirsch am Freitagmittag in der Severinstorburg vorstellte, gab es viel Beifall und Zustimmung. Passend zum Motto war man mitten ins Vringsveedel gegangen, dorthin, wo der Zoch auch schon seit Jahrzehnten startet. „Hier werde ich auch gemeinsam mit den Bläck Fööss den Zoch eröffnen. Dazu wünsche ich mir, dass dann die ganze Severinstraße das Lied von Veedel mitsingt.“ Die Musiker werden dann auf einen roten Doppeldecker-Bus klettern um zu ihrem 50-jährigen Bestehen gleich hinter dem Wagen des Zugleiters durch die Stadt zu rollen.

Rosenmontagswagen zur Ministerpräsidenten-Wahl in Thüringen

Die dann folgenden Persiflagewagen sind teilweise hochaktuell. Ein Motiv soll noch kurzfristig hinzukommen, eine Karikatur zu den Ereignissen rund um die Ministerpräsidenten-Wahl in Thüringen war erst in der Nacht auf Freitag entstanden. Da wurde auf den bereits angedachten Wagen zur AfD, die am Grundgesetz rüttelt und auf dem Alexander Gauland und Björn Höcke hinter der „Hass“- und der „Hetze“-Wurst herhecheln, zusätzlich der FDP-Politiker Thomas Kemmerich draufgesetzt. Gehörte da nicht auch noch die CDU mit dazu? „Warten wir mal ab, was noch alles passiert“, sagte Kirsch. „Ich glaube, dieser Wagen ist noch lange nicht fertig.“

Fertig dagegen ist schon die Darstellung von Henriette Reker als Wetter-Hühnchen auf der Gleueler Wiese. Da wird die Oberbürgermeisterin mal vom FC-Geißbock, mal von den Grünen so richtig durchgepustet. Andere lokale Themen sind die Wohnungsnot in Köln, wo selbst Hänneschen und Bärbelchen die Mieten nicht mehr zahlen können oder das Mühen der Bezirksbürgermeister um die Probleme in den Stadtteilen.

Kölner Rosenmontagszug: Oma-Lied-Disput wird aufgegriffen

Sehr originell aufgegriffen wird noch mal der Oma-Lied-Disput, wo der WDR aus einer Mücke ein Elefant gemacht hat. Und zeigt Sympathie für die „Fridays for Future“-Bewegung: „Uns Pänz, die spille nit im Jras“ – vielleicht sollte man doch auf den Nachwuchs hören, der schließlich den Dom vor dem Absaufen retten möchte.

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Dazu träumt die SPD-Mumie von der Auferstehung und „et Schönste, wat mer han“, Grünen-Chef Robert Habeck, surft dank Greta auf einer Erfolgswelle. International geht es um Brexit, Trump, Hongkong-Krise und das Abholzen des Regenwaldes in Brasilien. Und die Furcht vor weiteren Kriegen. Kirsch: „Die größten Pappnasen der Weltpolitik haben die Streichhölzer in der Hand.“