Prinz, Bauer und Jungfrau zeigten sich als Botschafter des Karnevals. Warum das Programm der Prinzenproklamation aber durchgeschüttelt werden muss.
„Traditionen brechen“Die Prinzenproklamation muss volksnäher werden
Am Tag nach der Proklamation des Dreigestirns war sich Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn einmal mehr sicher: „Es kann in dieser Zeit keine besseren Vertreter für den Karneval geben.“ Damit liegt Kölns Oberjeck richtig. Prinz René, Bauer Michael und Jungfrau Marlis sind mit ihrer herzlichen, weltoffenen und natürlichen Art ideale Botschafter in einer Zeit, in der Respekt, Wertschätzung und Toleranz in der Gesellschaft auf eine Probe gestellt werden.
Wofür das Dreigestirn eintreten will
Statt im Gürzenich platte Parolen wie „Mer für üch für Kölle“ in den Saal zu rufen, richtete sich nicht nur der Prinz wortgewandt an das Publikum. Allen voran die Jungfrau hob in beeindruckender Weise die Werte des Karnevals hervor und erklärte, wofür die drei Mitglieder der Stattgarde Colonia Ahoj bis Aschermittwoch eintreten wollen.
Seinen ersten Auftritt im Ornat hat das Dreigestirn nicht nur mit Bravour gemeistert - das Trio überstrahlte den Abend im Gürzenich, was angesichts des Programms jedoch nicht allzu schwer war. Eine Gala mit Künstlern zu planen, die bereits im Vorjahr auf der Bühne standen, ist ein Wagnis. Was bei JP Weber noch funktionierte, ging bei Fatih Cevikkollu in die Hose.
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Für die beste Sendezeit reicht das nicht
An diesem Abend saßen im Gürzenich vor allem Menschen, die nicht Kabarett, sondern Karneval wollten. Da wurde Boris Müller als „Doof Noss“ mit Applaus bedacht, und Biggi Fahnenschreiber wurde gefeiert. Aber allein das reicht nicht aus für ein Event, das Sonntagabend zur besten Sendezeit im Fernsehen Werbung für Köln und sein Brauchtum sein soll.
Zugegeben, bei Persönlichkeiten im Saal, die aufgrund ihres Berufs oder ihrer Position geladen sind oder „Karneval-Profis“, die in der Session eine Vielzahl von Sitzungen erleben und eine gewisse Erwartungshaltung mitbringen, sind die Macher nicht zu beneiden. Vielleicht liegt ein Ansatz in dem, was JP Weber bei seinem Auftritt in einem anderen Zusammenhang sagte: „Man muss Traditionen brechen, um das Brauchtum zu wahren.“
Angesichts der Begeisterung in den hinteren Reihen des Gürzenichs, wo nicht die Prominenz platziert wird, sollte es eine Überlegung wert sein, die Inthronisierung des Dreigestirns volksnäher zu gestalten. Dazu passt aber kein Kölschpreis von 3,10 Euro