Köln – Sommer-Karneval wird in Köln gerade kontrovers diskutiert. Eine Band, die sich schon vor derlei Brauchtums-Debatten den „Summervibes op Kölsch“ verschrieben hat, ist Krawumm. Die 2019 gegründete Band wollte 2021 eigentlich richtig im Karneval durchstarten – doch dann kam die Pandemie. Nun veröffentlichen die Jungs in elf Monaten und elf Songs und hoffen, dadurch auch ohne große Sitzungen und Auftritte Fans für sich gewinnen zu können. Wir haben mit ihnen über ihre Ziele und ihre Vorbilder im Karneval gesprochen.
Als Studioprojekt gegründet, dann ging es auf die Bühne
Entstanden ist Krawumm 2019 erstmal nur als Studioprojekt. Sänger Dirk Hartmuth hatte eine ganze Reihe kölscher Lieder geschrieben, die er aufnehmen und hörbar machen wollte. Unterstützung holte er sich dabei bei seinem Musikerkollegen und Bassisten Rob Lindemann. Schnell wurde beiden klar: Die Songs müssen auch auf die Bühne. Dazu musste eine Band zusammengestellt werden. Mittlerweile besteht die Besetzung aus Dirk Hartmann (Gesang), Julien Freundt (Keyboard), Matthias Kurth (Gitarre), Rob Lindemann (Bass) und Jonas Grätzer (Schlagzeug). „Unseren ersten Auftritt hatten wir dann beim Festival der CAJ Schäl Sick, der Christlichen Arbeitjugend in Buchheim“, erzählt Gitarrist Matthias Kurth. „Da haben wir direkt vor Cat Ballou und Mo-Torres gespielt – das hat uns sehr viel Spaß gemacht.“
Mit „Danz met mir“ hatten Krawumm in 2019 auch schon den ersten tanzbaren Song parat. Das Lied landete auf dem Sampler „Kölsch & Jot“, wurde bei Radio Köln gespielt. Schon nach dem ersten Auftritt hatten Krawumm bei einer Booking-Agentur unterschrieben. Für die 2020er-Session hatte man bereits Auftrittsanfragen. „Wir konnten das damals aber terminlich einfach noch nicht stemmen“, sagt Kurth. Die Profimusiker waren noch in anderen Projekten eingespannt. „Da haben wir noch gedacht: Es lohnt nicht, das jetzt übers Knie zu brechen, 2021 wird unser Jahr. Den Rest der Geschichte kann man sich vorstellen.“
Statt dem großen Durchbruch in 2021 gab es eine Lockdown-Verlängerung nach der nächsten. „Wir haben die Zeit aber trotzdem genutzt und total viele Songs geschrieben. Weil wir uns so lange nicht sehen konnten, haben wir uns ständig Dateien und Texte hin und her geschickt. Irgendwann konnten wir dann wieder zusammen mit Maske und Tests proben“, so Gitarrist Kurth. Corona sei für die Musiker auch eine Möglichkeit gewesen, umzusatteln und sich voll auf das Projekt Krawumm zu konzentrieren.
Musikalisch wollen Krawumm sich breit aufstellen, nicht nur Musik zum Grölen und Schunkeln, sondern auch zum Tanzen machen. „Summervibes op kölsch ist unser Oberbegriff“, sagt Schlagzeuger Jonas Grätzer. Man habe aber auch keine Scheu vor Keyboard-Sounds und Synthesizer, Genre wie Pop und Disko sind für die Band interessant. Kaum verwunderlich ist es daher, dass die Bandmitglieder als musikalisches Vorbild Cat Ballou nennen. „Musikalisch und stilistisch ist Cat Ballou toll, weil sie den Popmusik-Gedanken in die Karnevalswelt bringen. Sie sind ja eher kölsche Popstars als eine Karnevalsband“, sagt Gitarrist Kurth.
Im Karneval Fuß zu fassen, ist trotz aller Pop-Affinität das erklärte Ziel der Band. „Mein Vater ist bei der KG Große Kölner aktiv, dadurch war ich schon als Kind oft mit Backstage und durfte mit den Schlagzeugern der Bands quatschen“, sagt Jonas Grätzer. „Obwohl ich dann Jazz-Musik studiert habe war es trotzdem irgendwie naheliegend, dass es mich mal in so eine Richtung zieht. Ich habe den Karneval immer für mich gehabt und fand die Musik immer berührend.“ Gitarrist Mattias Kurth startet da etwas mehr ins Blaue hinein. „Ich kann nicht hundertprozentig bejahen, dass ich weiß, worauf ich mich da einlasse“, sagt er und lacht. „Für mich gibt es aber nichts Größeres als die alten Bläck Fööss Lieder mit Tommy Engel. Bei uns lag das Liederbuch immer auf dem Klavier und jetzt singe ich die Songs noch mit meinen Kindern.“
Sänger Dirk Hartmuth bringe außerdem das authentische Kölsch mit. „Ich glaube, das ist auch im Kosmos der jungen Kölner Bands nochmal etwas Besonderes. Wenn Dirk mit seiner Mutter spricht, redet der richtig Kölsch, die wechseln da wirklich in eine andere Sprache“, berichtet Kurth. In der jetzigen Session wollte man damit nun eigentlich auf den großen Sitzungen die Karnevalistinnen und Karnevalisten überzeugen. „Große Sitzungen zu spielen und mehrere Auftritte an einem Tag zu haben, sind schon nächste Ziele für uns“, sagt Schlagzeuger Grätzer. Durch die Absage des Sitzungskarnevals müssen Krawumm diese Träume nun wohl aber noch ein Jahr weiterschieben. „Wir wollen unbedingt mehr Auftritte vor noch mehr Menschen spielen“, sagt auch Gitarrist Kurth.
Bis dahin will die Band aber durch eine andere Aktion auf sich aufmerksam machen. Seit November veröffentlicht sie jeden Monat einen Song, insgesamt elf Monate lang soll das so gehen. Dazu werden auch aufwendige Musikvideos produziert. Das Ganze ist für die Band sowohl musikalische Selbstfindung als auch ein Versuch, die Fanbase zu vergrößern. „Der größte Traum ist natürlich, dass die Leute irgendwann unsere Texte kennen“, sagt Jonas Grätzer. Mit „Musik“ erscheint die nächste Single von Krawumm am 11. Januar.