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Die Gasse des GrauensKleine Chronologie der Schattenseiten im Kölner Karneval

Lesezeit 3 Minuten

Die Gasse Auf dem Rothenberg bot am Donnerstag vor allem Anblicke wie diesen.

  1. Die meisten feiern Weiberfastnacht in Köln friedlich.
  2. Doch vor allem in der Altstadt zeigen sich Schattenseiten.

11 Uhr

Auf der Zülpicher Straße ist ein Dixie-Klo ausgelaufen, der Inhalt ergießt sich auf die Straße. „Die Feiernden hat’s nicht groß gestört“, sagt ein Polizeisprecher. „Uns allerdings schon.“ Fast tausend zusätzliche Toiletten haben die Stadt und die Wirte aufstellen lassen – das zahlt sich aus, allerdings nicht immer und überall.

11.15 Uhr

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Pünktlich zum Fastelovendsbeginn landet der erste Randalierer des Tages in der Ausnüchterungszelle. Der 35-jährige Mann hat sich an einer Absperrung in der Bechergasse (Altstadt) mit Ordnungskräften angelegt. Die rufen die Polizei. Ergebnis der Alkoholprobe: 2,4 Promille.

12.30 Uhr

Fünf Jungs in FBI-Uniformen und Tarnanzügen trinken vor der Glaskontrolle an der Deutzer Brücke eine halbe Flasche Wodka auf ex. Zwei spanisch sprechende Mädels in knappen Kleidern verstehen nicht, dass die Kontrolleure gucken wollen, ob sie Glasflaschen in ihren Taschen haben. „Was heißt Glasflasche eigentlich auf Englisch?“, fragt der eine Kontrolleur seinen Kollegen, als die Mädels weg sind.

Ausgelassen Feiernde am Alter Markt

13.16 Uhr

Immer wieder verscheuchen Polizisten FBI-Agenten, Bienen und Clowns, die ein stilles Plätzchen vor dem Parkhaus an der Deutzer Brücke suchen, um sich zu erleichtern. Sobald die Einsatzkräfte zwei Minuten nicht vor Ort sind, gewinnen die Wildpinkler das Katz- und Maus-Spiel – ein beliebter Platz für Mädels ist ein Busch, der durch ein Einsatzfahrzeug der Polizei geschützt ist.

14 Uhr

Auf dem Hohenstaufenring versuchen laut Polizei 30 bis 40 Leute, die Scheiben eines geschlossenen Supermarkts einzutreten – vergeblich. Mit demselben Vorhaben scheitert eine halbe Stunde später ein Betrunkener am Waidmarkt. Als Erklärung vermutet ein Polizeisprecher Frust: „Die wollten wahrscheinlich Alkohol kaufen.“

14.11 Uhr

Drei Stunden nach dem offiziellen Beginn des Straßenkarnevals sind viele Hausfassaden der Altstadtgasse Auf dem Rothenberg uringetränkt. In der Straße gibt es nur wenige Kneipen und Restaurants – weil sie relativ leer ist, entleeren sich dort besonders viele Enthemmte. Eine junge Frau mit fahlem Gesicht liegt auf dem Kopfsteinpflaster und döst. Ein Typ im Tarnanzug lässt mit seinen Händen nicht von einem Mädchen im Mini-Rock ab, die ständig „lass’ mich, hau ab!“ ruft und in die Menge am Buttermarkt flüchtet. Ein Bubi im Bärenkostüm grölt, dem Reporter „die Fresse zu polieren“, sofern er ihn und seinen Kumpel beim Hauswandpinkeln fotografiere. Wenn man die Straße suchte, auf der das Grauen im Fastelovend am größten ist – diese hätte beste Chancen auf Platz eins.

14.56 Uhr

In der Mühlengasse trennen Polizisten zwei aggressive Jugendliche – der eine trägt seinen durchtätowierten Oberkörper zur Schau, der andere imponiert mit seinem kreativen schwarzen Swat-Kostüm und seiner lauten Stimme.

15.17 Uhr

Auf der Uni-Wiese und am Rheinufer in der Altstadt liegen immer mehr Schnapsleichen. Die Rettungszelte und Notfallambulanzen füllen sich langsam. Die städtischen Streetworker sprechen pausenlos mit alkoholisierten Jugendlichen – und versorgen sie gegebenenfalls.

Die Polizei trennt aggressive Jugendliche in der Mühlenstraße.

15.45 Uhr

Bei einem Konzert an der Bühne vor der Uni-Mensa hat sich eine junge Frau in große Gefahr gebracht. Sie ist auf einen Baum in zirka vier Meter Höhe geklettert und hat über den Köpfen der Zuhörer getanzt. Sicherheitsleute entdecken die Frau erst nach etwa zehn Minuten und holen sie wieder herunter. Danach verschwindet sie laut Augenzeugen ziemlich schnell in der Menge. Offenbar war sie stark angetrunken.

Gefährliche Kletter-Aktion

16 Uhr

Die Lage bei den Rettungskräften sei „etwas ruhiger als im vergangenen Jahr“ vermeldet die Stadt. Hunderttausende friedlich Feiernde in Straßen und Kneipen beweisen das.

16.30 Uhr

Die „Gasse des Grauens“ Auf dem Rothenberg macht ihrem Namen alle Ehre: Ordnungskräfte rufen die Polizei zur Hilfe, weil sich 20 Männer heftig prügeln. Ernsthaft verletzt wird niemand.