Gesundheitsamt überlastet2000 Kölner wissen nicht, dass sie Kontaktpersonen sind
Köln – Johannes Nießen, der Leiter des Gesundheitsamts wirkte reichlich zerknirscht, als er am Freitag im Rathaus eine Zahl verkündete, die viele in der Stadt beunruhigen könnte und die womöglich auch vermeidbar gewesen wäre. 2000. So viele Menschen nämlich seien noch nicht darüber informiert worden, dass sie Kontaktpersonen eines Corona-Infizierten sind, sagte Nießen nach einer Sitzung des Krisenstabes. Diese Fälle schiebe man vor sich her, drei Tage sei man im Rückstand, weil einfach das Personal fehle. Die Bundeswehr hilft im Kontaktpersonenmanagement schon seit einigen Tagen mit 53 Soldatinnen und Soldaten. In der nächsten Woche sollen zusätzlich 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt werden, um den Berg abzuarbeiten.
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Schlechte Nachrichten wurden auch von der Impf-Front verkündet. Die Kapazitäten reichen im Moment nicht aus, um die Booster so schnell wie möglich zu verabreichen. Dass das Land die Impfzentren – also auch das in der Deutzer Messe – abbauen ließen, nannte Stadtdirektorin Andrea Blome „grundsätzlich falsch“ und forderte eine schnellstmögliche Wiedereinführung. Finanziert werden müsse die von Land und Bund. Um auch in den nächsten Jahren eine Infrastruktur zu haben, suche die Feuerwehr derzeit nach einem Standort für eine permanente Impfstation. „Das ständige Hoch- und Runterfahren der Impfkapazitäten halte ich für einen großen Fehler“, sagte Blome und verwies auf die Zuständigkeit der Landesregierung. „Die Stadt ist ganz am Ende der Nahrungskette.“
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Probleme bei Impfaktion für Schüler
Eine Impfrunde für Schülerinnen und Schüler sei für die Weihnachtsferien geplant, sagte Blome. Hierfür steht aber nur der Stoff von Biontech zur Verfügung, der derzeit wieder knapp ist. „Vielleicht können wir gar nicht allen ein Angebot machen“, sagte Blome. Dass Moderna nur für Über-30-Jährige empfohlen wird, kritisierte sie „in hohem Maße“. Trotzdem: Gut 75 Prozent der Kölnerinnen und Kölner sind schon vollständig geimpft.
Dass die Inzidenz in den kommenden Wochen wieder sinkt, glaubt die Krisenstabsleiterin indes nicht. Sie hoffe aber, dass die Weihnachtsmärkte nicht geschlossen werden müssten. Scharf kritisierte Blome auch, dass die Maskenpflicht hier und auf den Fußgängerzonen in der Innenstadt von einem Teil der Menschen nicht befolgt werde. Das Ordnungsamt habe „abertausende Ansprachen“ wegen der Maskenpflicht gehalten. Blome kündigte ab sofort verstärkte Kontrollen und Bußgelder in Höhe von 150 Euro an.
Inzidenz bei Kindern sehr hoch
Derzeit ist die Inzidenz besonders bei Kindern sehr hoch. In der Gruppe der Sechs- bis Zehnjährigen liegt sie bei 710 – wohl auch, weil in dem Alter noch nicht geimpft wird. Aber auch insgesamt liegt die Wocheninzidenz wieder über dem deutschen Schnitt und steigt exponentiell, wie Johannes Nießen mit Sorge betont. Bemerkbar macht sich das angesichts einer nur moderat steigenden Hospitalisierungsquote nur bedingt auf den Intensivstationen. Diese seien aber derzeit ohnehin stark ausgelastet, weil sich die üblichen saisonalen Infektionskrankheiten wie die Grippe ausbreiteten, sagte Feuerwehrchef Christian Miller. Folge seien nur noch vier Prozent, also 13, freie Intensivbetten in Kölner Krankenhäusern.
Insgesamt sieht Prof. Gerd Fätkenheuer von der Uniklinik in der Stadt „noch keine klare Übersetzung der Infektionen auf die Hospitalisierung und die Belegung der Intensivstationen“. Das könne an einer längeren Verzögerung liegen und daran, dass junge Menschen, bei denen die Zahlen sehr hoch sind, nur selten schwer erkranken. Die Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz vom Donnerstag nannte Fätkenheuer „absolut richtig“. „Ich denke nicht, dass Köln derzeit darüber hinausgehen muss. Wichtiger ist es, genau zu beobachten, wie sich die Dynamik in den kommenden Tagen entwickelt. - Ich halte es für möglich und wahrscheinlich, dass der 11.11. einen erkennbaren Einfluss auf das Infektionsgeschehen hatte. Bei dem Spiel des 1. FC Köln gehe ich auch davon aus. Wie groß der jeweilige Effekt ist, kann niemand seriös einschätzen. Dafür spielen zu viele Faktoren hinein“.