Neben Oberbürgermeisterin Henriette Reker sprach auch Nathanael Liminski, NRW-Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten.
Synagoge in Köln500 Menschen besuchen Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht

Rednerin Henriette Reker nahm an der Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht teil.
Copyright: Martina Goyert
Dem Rathenauplatz hatten die Kölner Nazis schon früh ihren Stempel aufgedrückt. Direkt nach ihrer Machtergreifung 1933 nannten sie ihn nach Horst Wessel um, dem zum Märtyrer stilisierten SA-Truppführer und Verfasser des „Horst-Wessel-Lieds“. NS-Organisationen nutzten den Platz für ihre Aufmärsche, auf den Sitzbänken waren „Juden unerwünscht“. Am 9. November 1938 dann geschah das Unfassbare: Die Synagoge, Ende des 19. Jahrhunderts im neoromanischen Stil errichtet, wurde in Brand gesteckt, zerstört und verwüstet wie alle weiteren sechs Synagogen in Köln.
Niemand sei damals eingeschritten, so Michael Rado, Vorstandsmitglied der Synagogen-Gemeinde, zu Beginn der Gedenkveranstaltung 85 Jahre nach der deutschlandweiten „Reichspogromnacht“. Wenige Jahre später habe es kaum noch Juden in Köln gegeben. Sie seien entweder vertrieben oder umgebracht worden. Heute sei die Situation eine andere: „Danke, dass Sie heute hier sind.“

Michael Rado, Vorstandsmitglied der Synagogengemeinde
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Rund 500 Teilnehmer waren der Einladung der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und der Kölner Synagogengemeinde gefolgt. Die Plätze in der Synagoge am Rathenauplatz, in den 1950er Jahren wieder aufgebaut, reichten nicht aus, einige Besucher mussten stehen.
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Köln: OB-Reker kritisiert Relativierung des islamistischen Terrors der Hamas
Die Bezüge zu den Terroranschlägen der Hamas am 7. Oktober in Israel und der aufbrandende Antisemitismus in der Folge waren natürlich auch an diesem Abend allgegenwärtig. Es sei unerträglich zu erleben, wie das Massaker an Jüdinnen und Juden auch in Köln relativiert und verharmlos werde, so Oberbürgermeisterin Henriette Reker in einer emotionalen Ansprache: „Es ist unerträglich zu wissen, dass in unserer Partnerstadt Tel Aviv die Menschen von Bomben bedroht werden.“
Antisemitismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.
Die Stadt Köln unternehme alles, damit Juden in ihrer Heimatstadt sicher leben könnten. Nathanael Liminski, NRW-Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten und Chef der Staatskanzlei, machte deutlich: „Antisemitismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.“ Ausgelegt war in der Synagoge eine Erklärung von Mitte Oktober, in der islamische Religionsgemeinschaften zusammen mit der Landesregierung den Terror der Hamas verurteilen. „Niemand soll sich bei der Verherrlichung von Gewalt und Hetze auf muslimische Verbände in NRW berufen können“, so Liminski.
Für die evangelische Kirche sprach Stadtsuperintendent Bernhard Seiger, für die katholische Stadtdechant Monsignore Robert Kleine. Sie erinnerten unter anderem an die „unermessliche Schuld“, die auch die Kirchen über Jahrhunderte hinweg auf sich geladen hätten. Die evangelische und katholische Theologie habe lange Zeit den jüdischen Glauben nicht geachtet, sondern bekämpft, so Seiger.
Jürgen Wilhelm, Vorsitzender der Christlich-Jüdischen Gesellschaft, erntete für seinen Vortrag immer wieder Applaus. Einerseits seien politische Aktionen gegen Israel und für die Hamas inakzeptabel. Andererseits würde man es sich zu leicht machen, das Problem allein in der Haltung muslimischer Migranten zu sehen: „Wenn beispielsweise Konzertbetreiber einen antisemitischen Hetzer und Geschichtsverdreher wie Roger Waters auf die Bühne lassen, oder wenn ein Hubert Aiwanger im Amt belassen wird, muss konstatiert werden, dass es mit dem Bekenntnis zur Solidarität mit Juden in Deutschland nicht weit her ist.“
Musikalische Beiträge von Schülerinnen und Schülern
Bewegende musikalische Beiträge leisteten vor allem der jüdische Kinderchor der Gemeinde sowie Schülerinnen und Schüler der Königin-Luise-Schule. Zu Beginn des Abends hatte Michael Rado den Gästen noch einen Appell mit auf den Weg gegeben: „Kämpfen Sie für diese Demokratie, täglich und dauernd, mit dem Bewusstsein: Diese Demokratie ist gut.“