Wenn Apache 207 auf Tour geht, dann ist die Kölner Lanxess Arena auch mal drei Tage in Folge ausverkauft. Wir haben uns die erste Show angesehen.
Konzert in KölnApache 207 – Kapitalismus ist geil, wenn der Lack glänzt
Ein Fest für Deutschrap- und Pyrotechnik Fans, hier dampft, knallt, brennt oder glitzert es in jeder Minute. Die Aufmerksamkeit von Generation TikTok ist Apache damit gewiss.
Bevor der erste Song beginnt, läuft ein Video, das die Show in eine Erzählung einbettet. Apache 207 spricht hier als bürgerlicher und älterer Volkan Yaman zum Publikum. Gespielt wird er von „Türkisch für Anfänger“-Schauspieler Adnan Meral. Dieser erklärt, er wolle zurück zu vergangenen Gefühlen. Zum Glück gibt es eine Zeitmaschine, die auch als erzähltechnischer Kleber funktioniert. Das ist clever, denn so erklärt der 26-jährige Sänger seine Musik bereits jetzt zum Nostalgie-Erlebnis.
Apache 207 in Köln: Ein Familienrapper, der Generationenkonflikte löst?
Mit dem ersten Song „Brot nach Hause“ verwandelt sich Volkan Yaman wieder in den jungen Apache und will, dem Liedtext nach zu urteilen, eigentlich nur saufen. Da passt es, dass die Mainstage ein Bühnenbild aus Tankstelle und Kiosk ist. Das altersmäßig breit gestreute Publikum ist begeistert. Auch Frauen über fünfzig und Kinder unter zehn sind textsicher. Löst Familienrapper Apache 207 hier Generationenkonflikte, während er über Alkoholexzesse philosophiert?
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In der Zigarettenpause entledigt Apache sich unter großem Jubel seiner Jeansweste und singt: „Heute wie damals nicht gesund, versprochen morgen mach ich Sport“. Dabei macht er Liegestützen im weißen Unterhemd. Chapeau für diese Lungenleistung! In der Halbzeit ist das Publikum dran und schlägt zwei überdimensionale Bälle über eine in der Mitte der Arena heruntergelassene Stange. Merch-Artikel werden zur Belohnung in die Menge geschossen.
Nicht nur Konzert, sondern Show: Kölner Fans werden von Apache auf Bühne geholt
Apache 207 macht kein Konzert, sondern bietet eine Show, die funktioniert, indem er die Zuschauenden miteinbindet. Für zwei Songs werden Fans auf die Bühne geholt. Höhepunkt der Inszenierung ist eine Fahrt im roten Sportwagen durch die Menge zur kleineren Bühne. Apache trägt mittlerweile ein weißes Outfit, ein blaues Lichtermeer winkt ihm zu.
Klar, um Sportwagen gut zu finden, brauchen Rapper keine Midlife-Crisis. Aber Apache kreiert hier eine materielle Utopie, in der das „Haben“, von dem auch Nina Chuba singt, wieder zum legitimen Bedürfnis der Jugend wird. Kein Appell an soziales Gewissen, hier darf Kapitalismus geil sein, wenn der Lack glänzt.
Lanxess Arena: Sängerin Ayliva als prominenter Gast auf der Bühne in Köln
Nach den discolaunigen Hits „Kurz vor 4“ und „Neunzig“ tanzt Ayliva im Flamenco-Kleid für einen Gastauftritt auf die Bühne und performt mit Apache zu „Wunder“. Dieser liefert nach einem weiteren Madonna-mäßigen Outfitwechsel im dunkelroten Lederanzug ab.
Doch nach zwei Stunden ähneln sich die Texte über Freiheit, Jugend, Liebe und Armut leider. Manchmal wird, auch wenn es sich um ein reales Aufstiegsmärchen handelt, zu furchtlos in die Kitsch-Kiste gegriffen.
Das Konzert endet mit funkensprühender Gitarre, Feuerwerfern und der ganzen Apache-Crew auf der Bühne, natürlich zu „Roller“. Was Apache 207 nach seinen Auftritten macht, wissen wir leider nicht. Ein urbaner Mythos besagt aber, dass er nach Konzerten in Köln noch mit Karl Lauterbach in der Südkurve abhängt, die nächste Tanke ist ja zum Glück nicht weit.