In der Bibliothek der Kölner Domschatzkammer wurde die Ausstellung „Ausgegraben – Archäologische Schätze aus dem Kölner Dom“ eröffnet.
Kostbare FundeAusstellung und Buch zeigen archäologische Schätze aus dem Kölner Dom

Zu sehen sind v.l.n.r: Matthias Deml (Pressesprecher Dombauhütte), Leonie Becks (Leiterin der Domschatzkammer), Ulrich Back (Autor), Ruth Stinnenbeck /Archäologin), Peter Füssenich (Dombaumeister) und Dorothea Hochkirchen.
Copyright: Dirk Borm
Ab 1946 kam allmählich zum Vorschein, welche Schätze unter den Bodenplatten des Kölner Doms schlummerten. Damals hatten unter der Leitung von Otto Doppelfeld großangelegte Grabungen begonnen, die es erlaubten, die lange Vorgeschichte des exponierten Bauplatzes erstmals systematisch zu untersuchen.
Unter anderem konnte erforscht werden, wo genau der „Hildebold-Dom“ stand, die Vorgänger-Basilika aus dem 9. Jahrhundert, die schließlich im 13. Jahrhundert dem gotischen Bau weichen musste. Immer wieder kam es zu spektakulären Funden, die Aufschluss über das weltliche und sakrale Leben an diesem Ort bis zurück in die Römerzeit gaben.
Köln: Ausstellung in der Bibliothek der Domschatzkammer
Ein kleine, aber aufschlussreiche Auswahl ist nun in der Ausstellung „Ausgegraben – Archäologische Schätze aus dem Kölner Dom“ in der Bibliothek der Domschatzkammer zu sehen. Zum ersten Mal überhaupt werden damit charakteristische Exponate aus verschiedenen Epochen der Domgeschichte gezeigt. Herzstück ist ein Gesimsstein mit Palmettendekor aus dem Hildebold-Dom, der zu den äußerst raren Relikten dieser Epoche zählt. „Er gehört zu den qualitätvollsten Überresten aus dieser Zeit“, sagte Leonie Becks, Leiterin der Domschatzkammer, bei der Eröffnung.Vom reichen Schmuck des untergegangenen Gotteshauses erzählen auch Fragmente des Fußbodens, der Wandmalereien und ein Stück Glas, das zeigt, dass nicht erst der gotische Dom verglast war.
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Ein Artefakt der Ausstellung
Copyright: Dirk Borm
Darum herum gruppieren sich Artefakte verschiedenster Epochen und Aussagekraft: Rundliche Gebilde aus Knochen, die beweisen, dass es im 15. Jahrhundert im Umfeld des Doms eine Brillenproduktion gab. Eine goldene Taschenuhr, die wahrscheinlich eine Frau Ende des 19. Jahrhunderts versehentlich in einer Entsorgungsstelle für Tauf- und nicht mehr brauchbares Weihwasser verloren hat. Eine Weinflasche von 1842 aus der einstigen Weinhandlung in der heutigen Domschatzkammer.
Köln: Arbeiter legte zufällig Grab von Königin frei
Zu den besonders frühen Stücken zählen Grabbeigaben aus dem sechsten Jahrhundert, als noch die Vorgänger-Kirche des Hildebold-Doms stand. 1959 brach ein Arbeiter im Binnenchor des Doms plötzlich ein und stand mitten in einem Frauengrab, das der merowingischen Königin Wisigarde zugeordnet wurde. Erhalten war außerdem das Grab eines sechsjährigen Jungen ebenfalls adeliger Herkunft. Während in seinem Grab unter anderem ein Helm gefunden wurde, fand Wisigarde ihre letzte Ruhe zusammen mit Messern, Schmuck und einem Kamm, der wahrscheinlich bereits mit einem christlich motivierten Kreuz dekoriert war.
Gewidmet ist die Ausstellung dem langjährigen Domarchäologen Ulrich Back, der kurz vor seinem Ruhestand im kommenden Jahr in einem Buch die archäologischen Forschungsergebnisse seit 1946 zusammengefasst hat. Im „Kölner Domblatt“ wurde zwar immer wieder über wichtige Grabungserfolge berichtet. „Bisher fehlte allerdings eine umfassende und kompakte Darstellung von der Römerzeit bis zur Gegenwart“, so Dombaumeister Peter Füssenich.
Dies holt Ulrich Back nun mit einem üppig bebilderten Band voller Detailwissen nach. Hier kann wissenschaftlich fundiert nachgelesen werden, was über die frühmittelalterliche Kirche, den Hildebold-Dom und natürlich die heutige Kathedrale bekannt ist, die auf einer Ausgrabungsfläche von 4000 Quadratmetern unter ihren Bodenplatten zahllose Geschichten zu erzählen hat.
Ulrich Back, „Archäologie im Kölner Dom. Forschungsergebnisse zu seiner Vor- und Baugeschichte“, Kölner Domverlag, 252 Seiten, 56 Euro, ISBN 978-3-9823582-4-6