Kölner Arzt vergiftetSteuerberater berichtet von seltsamer Frage der Schwiegertochter
Köln – Im Strafverfahren um einen vergifteten Mediziner aus dem Kölner Westen hat am Dienstag der Steuerberater des Seniors von einem für ihn bemerkenswerten Anruf berichtet. So habe sich nach dem Vorfall die beschuldigte Schwiegertochter des Geschädigten gemeldet und sich nach einer Lebensversicherung erkundigt. „Das hat mich verdutzt“, sagte der Zeuge im Landgericht.
Kölner Senior sei in „unfassbar gutem“ Zustand gewesen
„Von einer Lebensversicherung war mir aber nichts bekannt“, so der Steuerberater. Seit 15 Jahren kümmere er sich um die Finanzen des Mediziners. Dieser sei Vermögensmillionär, das Geld des Seniors stecke in diversen Immobilien, darunter das Anwesen, das er selbst bewohnte und die Räume der Gemeinschaftspraxis, die der Geschädigte noch jeden Tag aufgesucht habe.
Wie zuletzt der geistige und gesundheitliche Zustand des heute 81-jährigen Mediziners gewesen sei, wollte der Vorsitzende Richter Peter Koerfers wissen. „Er war immer in einem unfassbar guten Zustand, er war ein Jungbrunnen, seine Ausstrahlung brachte immer frisches Leben in den Raum“, berichtete der Zeuge. Als er das sagte, lächelte die Angeklagte, wie so oft im Prozess.
Ehemann schloss einen Selbstmordversuch aus
Der Schwiegertochter wird vorgeworfen, den Mediziner im Juli vergangenen Jahres zunächst mit einem Beruhigungsmittel ruhig gestellt, ihm dann eine hohe Dosis Insulin gespritzt zu haben. Um ihn zu töten, davon zeigt sich die Staatsanwaltschaft überzeugt; der Vorwurf des versuchten Mordes steht im Raum. Als Diabetikerin habe die Angeklagte leichten Zugang zu Insulin gehabt.
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Laut des Steuerberaters habe der Ehemann der Angeklagten ausgeschlossen, dass der Vater einen Selbstmordversuch verübt habe. Die Angeklagte und die Verteidiger hatten im Prozessverlauf mehrfach von dieser Variante gesprochen. „Ein Mediziner würde das mit Insulin nicht machen“, habe der Sohn gesagt. Der Senior ist seit dem Vorfall schwer gezeichnet und zum Pflegefall geworden.
Besuche in der Klinik nur mit weiterer Person
Eine Ärztin berichtete, dass sie mit der Angeklagten und den beiden Söhnen des Seniors gesprochen habe, wie die Überdosis Insulin in den Körper des Geschädigten gelangt sei. Die Schwiegertochter sei sich bewusst gewesen, verdächtig zu sein und habe darum gebeten, dass eine Krankenschwester bei ihren Besuchen als Aufpasserin dabei sei, damit ihr nicht unterstellt würde, etwas Böses vorzuhaben.
„Das ist aber nicht die Aufgabe einer Krankenschwester“, so die Ärztin. Man habe daher vereinbart, dass die Angeklagte ihren Schwiegervater nur in Begleitung einer weiteren Kontaktperson aufsuchen dürfe. Wenige Tage später wurde die 41-Jährige verhaftet, sie sitzt getrennt vom Ehemann und den beiden Kindern seit mehr als einem Jahr in Untersuchungshaft. Von Anfang an bestreitet sie die Tat.