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Brings, FöössKölner Bands helfen mit Friedenskonzert Geflüchteten aus der Ukraine

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1000 Menschen waren auf den Heumarkt gekommen, um sich mit der Ukraine solidarisch zu zeigen.

Köln – Auf Heumarkt flatterten Regenborgenfahnen mit der Aufschrift „Pace“. Eine Frau hielt ein Plakat hoch mit einer aufgemalten Friedenstaube, ein Mann ein Banner mit einem Bild des russischen Präsidenten Wladimir Putin und der Aufschrift „Der Teufel hat seine Maske fallen lassen“.

Knapp 1000 Menschen hatten sich nach Angaben der Polizei am Mittwochnachmittag versammelt, um mit einem Friedenskonzert an die Menschen in der Ukraine zu erinnern, die seit dem 24. Februar von Russland angegriffen werden. „Ich bin über die Gewalt, die in Osteuropa stattfindet, erschrocken“, sagt Studentin Sophia (24), die ihren Nachnamen nicht nennen möchte.

Kölner Größen spielen Friedenskonzert

Zahlreiche Kölner Bands und Künstler hatten zugesagt, um mit dem Konzert für den Frieden zu demonstrieren. Mit dabei waren Brings, die Paveier, Fiasko, Mitglieder der Bläck Fööss, der Jugendchor St. Stephan, Björn Heuser, Rolly Brings, Igor Epstein und Ex-Wise Guy Eddi Hüneke. „Wir wollen nicht wortlos zur Tagesordnung übergehen und mithelfen, die Not ein wenig zu lindern“, sagte Mitorganisator Dirk Kästel vom Verein Kunst hilft geben. Die Idee zum Konzert sei erst am vergangenen Dienstag entstanden, zahlreiche Bands hätten spontan zugesagt.

„Wir waren sofort dabei“, sagt Sven Welter von den Paveiern im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Wenn man die Bilder aus der Ukraine sieht, bekommt man es mit der Angst zu tun.“ Erry Stoklosa von den Bläck Fööss hat sogar seinen Urlaub unterbrochen, um auf dem Heumarkt zu spielen. „Was in der Ukraine passiert, ist eine einzige Katastrophe. Man glaubt, man träumt, dass es wieder Krieg in Europa gibt.“ Das Konzert sei sinnvoll, auch weil Musik Menschen anders als Nachrichten erreichen könne. Auf der Bühne sagte er an Putin gerichtet: „Herr Putin, beenden Sie diesen wahnsinnigen Krieg.“

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1000 Menschen waren auf den Heumarkt gekommen, um sich mit der Ukraine solidarisch zu zeigen.

Während des Konzerts wurde Spenden gesammelt, die den Flüchtlingen in der Ukraine, in den Grenzgebieten und auch in Köln zugutekommen sollen. Unterstützt werden die Vereine Magnet, Blau-Gelbes Kreuz und Emmaus. Mit dem Geld sollen Lebensmittel, Medikamente oder Powerbanks für elektronische Geräte für Menschen in der Ukraine und in den Grenzgebieten gekauft werden.

Peace Please Hedwig

Pfarrer Franz Meurer und Hedwig Neven Dumont auf dem Heumarkt 

In Köln sollen mit dem Geld Unterkünfte für Flüchtlinge und deren Integration unterstützt werden. „Wir kooperieren deshalb mit Fachleuten wie dem Verein Blau-Gelbes Kreuz und der Kölner Flüchtlingshilfe, die genau wissen, was jetzt benötigt wird“, sagte Jutta Gumprich-Kästel, Vorstand bei Kunst hilft geben.

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„Es sterben jeden Tag junge Männer in der Ukraine, die auch für den Frieden in Europa kämpfen“, sagte der stellvertretende Vorsitzende des deutsch-ukrainischen Vereins Blau-Gelbes Kreuz, Detlef Gysan. Um daran zu erinnern, wie Krieg Menschen und besonders Kinder belastet, erinnert Gysan an die Anfänge des Blau-Gelbe Kreuzes.

Der Verein war 2014 gegründet worden, nachdem Russland die Halbinsel Krim annektiert hatte. Damals habe der Verein Kinder aus dem Krisengebiet zu einem zweiwöchigen Urlaub nach Köln eingeladen. Besucht wurden unter anderem das Phantasialand, der FC und der Zoo. „Ein Kind hat uns gesagt: Ich war noch nie so glücklich wie jetzt.“

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Paveier mit Sven Welter (M.) und Erry Stoklosa von den Bläck Fööss (2.vl.)

Die Bethe-Stiftung will die Spendensumme bis zu einer Höhe von 100.000 Euro verdoppeln, Einzelspenden bis zu 3000 Euro. „Krieg endet für viele unschuldige Menschen tödlich“, sagt Erich Bethe, der sich seit Jahren für Obdachlose engagiert.

Bethe habe selbst den Zweiten Weltkrieg als sechsjähriger Junge nur mit Glück überlebt. „Wir müssen jetzt vielen ukrainischen Menschen in schlimmster Not helfen. Denn die sind durch den Krieg ebenfalls obdachlos und verdienen unsere Solidarität nicht nur in Worten, sondern auch in Taten.“

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Zuschauer mit Ukraine-Fahne demonstrierten bereits auf dem Neumarkt.

Die Vorsitzende des Vereins „wir helfen“, der sich um Kinder und Jugendliche in Not kümmert, Hedwig Neven DuMont freute sich über die vielen Zuschauer auf dem Heumarkt: „Das, das hier stattfindet, ist typisch für Köln.“ Der Künstler Ali Zülfikar forderte, dass weniger Waffen in Krisengebiete geliefert würden. Er selbst spendete 1000 Euro, die aus dem Verkauf eines Bildes stammen. Vertreter der Deutschen Friedensgesellschaft kritisierten die zusätzlichen finanziellen Mittel in Höhe von 100 Milliarden Euro, die der Bundeswehr zugutekommen sollen. „Damit helfen wir nicht den Menschen in der Ukraine.“

Viele der Zuschauer macht die Lage in der Ukraine ratlos. „Man sitzt zu Hause und ist machtlos“ sagt Wolfgang Beus. „Weil wir nicht zur Kundgebung am Rosenmontag kommen konnte, sind wir heute da.“ Das Konzert ist „eine tolle Sache“, sagt auch Ina Kalscheurer (64). Sie selbst spielt nun mit dem Gedanken, eine ukrainische Familie bei sich aufzunehmen.