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D-Mark erbeutetKölner Bankraub von 2001 soll verhandelt werden – doch die Hauptperson fehlt

Lesezeit 2 Minuten
Der Platz zwischen den Verteidigern Björn Huppertz und Tamara Pütz blieb in Saal 213 des Kölner Landgerichts frei.

Der Platz zwischen den Verteidigern Björn Huppertz und Tamara Pütz blieb in Saal 213 des Kölner Landgerichts frei.

Die Verteidigung wurde völlig überrascht. Der Richter kündigte Konsequenzen an.

Ein später Treffer in der DNA-Datenbank des Landeskriminalamtes bringt einen mutmaßlichen Bankräuber nach mehr als zwei Jahrzehnten auf die Anklagebank. Doch auch im zweiten Anlauf konnte der Prozess am Freitag nicht beginnen. War zuletzt eine Erkrankung eines Richters der Grund, tauchte der Angeklagte, der sich in Freiheit befindet, in Saal 213 des Landgerichts einfach nicht auf.

Köln: Verteidiger konnte seinen Mandanten nicht erreichen

„Der Mandant war noch am Mittwoch in unserer Kanzlei“, berichtete der vom Fernbleiben des Beschuldigten völlig überraschte Verteidiger Björn Huppertz. Doch jetzt schlugen jegliche Anrufversuche fehl. Nach mehr als einer halben Stunde wies der Vorsitzende Richter Harald Helmes den Beschuldigten über die Lautsprecheranlage an, unverzüglich in den Saal zu kommen. Vergebens.

Die Staatsanwältin beantragte daraufhin die polizeiliche Vorführung des Mannes. Dem kam Richter Helmes nach, allerdings sollen Polizeibeamte erst zum nächsten Verhandlungstag am Montag an der Wohnanschrift des Angeklagten auftauchen. Grund war die aktuelle Erkrankung der beisitzenden Richterin, die sich gerade so zur Arbeit geschleppt habe. Im Saal trug sie eine FFP2-Gesichtsmaske.

Köln: Dem Angeklagten droht als nächster Schritt ein Haftbefehl

Sollte der 57-jährige Beschuldigte nicht aufgefunden werden, droht ihm ein Haftbefehl. Der war trotz des Vorwurfs der besonders schweren räuberischen Erpressung bisher nicht ergangen – Fluchtgefahr sah das Gericht nicht. Wie Verteidiger Huppertz berichtete, wolle sich der Mandant dem Verfahren stellen, er sei auch im Dezember aus dem Heimaturlaub im Iran wieder anstandslos zurückgekehrt.

Konkret vorgeworfen wird dem Mann, im Jahr 2001 zweimal die Commerzbank-Filiale im Bereich des Chlodwigplatzes überfallen zu haben. Am Tattag im Juli habe er gegen 15.20 Uhr die Bankfiliale betreten und einer Mitarbeiterin ein Messer vorgehalten. Der mit einem Tuch maskierte Täter habe mit einer Bombe gedroht und eine Plastiktüte hochgehalten, aus der ein Kabel geragt habe.

Köln: Zwei Überfälle auf die Commerzbank angeklagt

Mit einer Beute von 5000 D-Mark sei der Räuber schließlich geflüchtet. Dieselbe Summe soll der Mann bei einem Überfall im darauffolgenden Dezember erbeutet haben. Diesmal soll der Täter mit einer Sturmhaube maskiert gewesen sein und die Bankangestellten mit einem Revolver bedroht haben. Die Mitarbeiter sollten dann laut Anklage der Staatsanwaltschaft den Tresor öffnen.

Bereits im Vorfeld des geplanten Prozesses hatte Verteidiger Huppertz mitgeteilt, dass die Vorwürfe bestritten würden. Zwar gebe es Indizien, die aber in seinen Augen nicht einmal für eine Anklageerhebung ausgereicht hätten, hatte Huppertz dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ gesagt. Ein Urteil soll noch im März fallen – vorausgesetzt, der Angeklagte wird aufgegriffen oder taucht freiwillig auf.