Köln – „Et es doch immer widder schön, wenn mer all zosamme sin. Un mer singe all die Leeder, die mer vun Kindheit an schon kennt.“ Mit diesem kölschen Klassiker, den Wolfgang Anton geschrieben und die Bläck Fööss 2006 veröffentlicht haben, startet Liedermacher Björn Heuser (39) seit einigen Jahren die meisten seiner Mitsing-Konzerte. So auch jetzt im Gaffel-Brauhaus am Dom, wo er schon sein 543. Konzert gab – immer wieder freitags.
Dort hatte er im Oktober 2008 angefangen und nur wenige Male krankheitsbedingt pausieren müssen, bis der Lockdown und die Corona-Beschränkungen die Serie vorerst stoppten. Doch nun hofft er, wieder durchstarten zu können. „Diese Woche setze ich aus – wegen Familienurlaub an der Nordsee . Aber der ganze August ist schon durchgeplant und dann sehen wir weiter.“
Nicht alles wie vorher
Doch Corona-bedingt ist nicht alles so wie vorher. Heuser: „Es gibt einige gravierenden Unterschiede.“ Statt vor mehreren hundert sangesfreudigen Fans im Brauhaus, singt er nun vorerst vor rund 50 Gästen eine Treppe höher in der Domstube. „Es geht früher los und ich spiele länger. So bleibt auch mehr Zeit für meine eigenen Lieder.“ Und erstmals kostet es Eintritt: 22,50 Euro.
„Damit kann ich mir keine goldene Nase verdienen, sondern das ist eher ein Unterstützer-Ticket, um die Kosten zu tragen. Darüber hat keiner meiner Fans gemeckert. Die Karten sind in der Regel schnell ausverkauft.“ Und die, die gekommen waren, schienen es zu genießen, auch man auf festen Plätzen an Tischen sitzen musste. Aber man durfte wieder gemeinsam singen.
Insgesamt 24 Titel gespielt
Bis zum Finale mit der Willi Ostermann-Hymne „Heimweh nach Köln“ hatte Heuser 24 Titel zusammengestellt und sich dabei auch an dem Repertoire von den Fööss, den Höhnern oder von Bap bedient. „Wenn ich ein Lied covere, sage ich auch stets, von wem es ist. Ich gehe da schon sehr respektvoll mit den Originalen um.“ Kurzfristig hatte er das Lied von der „Kölschen Bröck“ aus dem Programm und durch sein neues Werk „Spökes“ ersetzt. „Textstellen wie »Un wenn dann em Fröhjohr, et Wasser örntlich steich« kann man doch bei der aktuellen Hochwasser-Katastrophe nicht singen. Auch „Dat Wasser vun Kölle“ würde ich erst einmal nicht spielen.“
Sobald es wieder möglich ist, will er mit seiner Gitarre und seinen Liedern ins Erdgeschoss des Brauhauses zurückkehren – dann wieder ohne Eintrittsgelder. „Wir haben das jede Woche wieder neu im Blick.“ Angesichts derzeit wieder steigenden Inzidenzzahlen bleibt das Prinzip Hoffnung. „Wenn wir Künstler im Herbst wieder nicht auf die Bühne dürfen, wird es problematisch.“So hatte er schon im Vorjahr seine von der Volksbühne am Rudolfplatz bis zur Lanxess-Arena geplante Tournee zum Silberjubiläum – Heuser steht inzwischen seit mehr als 25 Jahren auf der Bühne – absagen müssen.
Konzerte in Autokinos sind keine Lösung
„Die wird aber nicht nachgeholt.“ Auftritte in Autokinos waren eine gute Idee, seien aber keine Lösung. „Mitsing-Konzerte vor Scheibenwischern und Lichthupen machen keinen Sinn.“ In den zurückliegenden Monaten hatte er ein paar private Auftritte bei Hochzeiten oder Geburtstagen, aber „eigentlich bin ich arbeitslos“. Aber nicht tatenlos. Jede Woche – natürlich freitags – hat er eins seiner eigenen Lieder im Internet veröffentlicht. Da hat es Heuser auf knapp 11 000 Follower bei Instagram und 20 000 bei Facebook gebracht.
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Zudem hat er die Zeit genutzt und – teilweise online mit befreundeten Musiker aus Nashville – ein neues Album aufgenommen. Das wird „Café Schmitz“ heißen und soll am 7. Februar 2022 erscheinen. „Mit diesem Konzept-Album mache ich mir selbst ein besonderes Geschenk zu meinem 40. Geburtstag. Denn das wird meine erste Vinyl-Schallplatte – mit 500 Exemplaren. Die CD gibt es dann kostenlos dazu.“ Hoffentlich sei das nicht zu hoch angesetzt. „Als Liedermacher in der kölschen Musikszene bin ich doch eher die Nische in der Nische.“