Köln – Es waren schockierende Bilder, die der Vorsitzende Richter am Montag in Saal 219 des Kölner Amtsgerichts abspielte. Sie zeigen einen brutalen Angriff auf einen Leverkusener am Bahnhof Deutz, nachdem dieser von mehreren jungen Männern verfolgt worden war. Das Opfer zog sich schwerste Kopfverletzungen zu und leidet auch zwei Jahre nach der Tat noch schwer unter dem Geschehenen.
Kölner Angeklagter: „Wir haben ihm angeboten zu gehen“
Die damals 19 und 20 Jahre alten Angeklagten kamen von einer Geburtstagsfeier auf den Treppen des Rheinboulevards, hatten nach eigenen Angaben einige Wodka-Mixgetränke zu sich genommen. Nachdem sich ein Beschuldigter im Bahnhof einen Freund begrüßt und sich mit diesem auf dem Boden „gebalgt“, habe dann das spätere Opfer auf sie gezeigt und einen Kommentar abgegeben.
Der Mitangeklagte habe dem Mann dann eine „Klatsche“ verpasst, so der Hauptbeschuldigte, woraufhin dieser aber immer noch diskutiert habe. Das Geschehen habe sich nach draußen verlagert. Er selbst habe dann mit dem heute 37-jährigen Maurer gesprochen. „Wir hatten ihm angeboten zu gehen“, so der Angeklagte, das sei aber trotz einer zwischenzeitlich versöhnlichen „Ghettofaust“ nicht passiert.
Opfer fiel „wie ein gefällter Baum“ zu Boden
Offenbar bedrängt, so legen es die Aufnahmen aus den Überwachungsvideos nahe, zog der später Verletzte seinen Gitarrenrucksack aus. Kurz darauf folgte ein heftiger Faustschlag des 20-Jährigen. „Wie ein gefällter Baum“, so beschrieb es ein Taxifahrer im Zeugenstand, sei das Opfer nach hinten gefallen. Auch das ist auf den Videoaufnahmen zu sehen. Die Täter seien danach geflüchtet.
Das könnte Sie auch interessieren:
Laut Anklageschrift erlitt der Maurer durch den Aufprall auf den Boden Brüche am Schädel und Einblutungen am Gehirn, es bestand akute Lebensgefahr. Das Opfer lag im künstlichen Koma, war viele Wochen im Krankenhaus und leidet bis heute unter starken chronischen Kopfschmerzen und Sehstörungen. Auch gilt der Mann seitdem als geistig eingeschränkt und steht unter Betreuung.
Kölner Taxifahrer leisteten erste Hilfe
Der Schläger begründete sein Handeln damit, sich in der konkreten Situation bedroht gefühlt zu haben. „Aus Reflex“ habe er dem Mann ins Gesicht geschlagen. Nachdem das Opfer direkt nach hinten gekippt sei, sei er schockiert gewesen und schnell weggelaufen, nachdem sich die Taxifahrer am Bahnhof bemerkbar gemacht hatten. Diese leisteten erste Hilfe und riefen Polizei und Notarzt.
„Vielen Dank für die Hilfe“, sagte das Opfer im Gerichtssaal zu den Zeugen. Kurz nach der Tat hatte die Polizei öffentlich mit den Fotos der Beschuldigten gefahndet. Er habe die Bilder von sich und seinem Freund im Internet gesehen, „und gemerkt, dass das eine sehr ernste Sache ist“, so der Hauptbeschuldigte im Prozess. Er habe sich dann gestellt. Der Prozess wird fortgesetzt.