Der Bundesverband Lebensrecht will erneut in Köln gegen Schwangerschaftsabbrüche demonstrieren.
Radikale AbtreibungsgegnerBündnis ruft zum Protest gegen „Marsch für das Leben“ in Köln auf
Ob mit dem Zug aus Münster oder mit dem Bus aus Hamburg. Viele Menschen zieht es am kommenden Samstag (21. September) nach Köln. Allerdings nicht, um den FC anzufeuern – denn der ist an diesem Tag zu Gast beim Nachbarn Fortuna Düsseldorf.
Stattdessen folgen sie der Einladung des „Bündnis Pro Choice Köln“. Der Zusammenschluss verschiedener Kölner und überregionaler feministischer und antifaschistischer Gruppen, darunter die „Kritische Medizin“ oder der „Feministische Streik“, ruft wie im vergangenen Jahr dazu auf, gemeinsam gegen den „Marsch für das Leben“ zu demonstrieren.
Der „Marsch für das Leben“wird vom Bundesverband Lebensrecht (BVL) organisiert, einem Zusammenschluss mehrerer Gruppen der sogenannten Lebensrechtsbewegung. Sie findet nun zum zweiten Mal in Köln statt, parallel zu einem „Marsch für das Leben“ in Berlin. In der Hauptstadt versammeln sich bereits seit 2002 regelmäßig Tausende dazu.
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„Marsch für das Leben“ demonstriert gegen Schwangerschaftsabbrüche in der Kölner Innenstadt
Sie wollen auch in diesem Jahr in Berlin und Köln „für das Recht auf Leben jedes Menschen von der Zeugung bis zum Tod und unser aller Verpflichtung, dieses Recht und diese Menschen zu schützen“ auf die Straße gehen, heißt es vom BVL auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Oder vereinfacht gesagt: gegen Schwangerschaftsabbrüche, gegen Sterbehilfe, gegen Pränataldiagnostik.
„Unser Staat und unsere Gesellschaft sind laut Grundgesetz verpflichtet, Menschen in besonderen Lebenssituationen besonders zu schützen“, sagt der BVL. Deshalb sind besonders aktuelle bundespolitische Debatten den Lebensrechtlern ein Dorn im Auge. Etwa die Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen in Frühphasen, die laut Paragraf 218 des Strafgesetzbuchs derzeit noch rechtswidrig sind.
Der „Marsch für das Leben“ hat prominente Unterstützer: Mitglieder der Kölner AfD und CDU äußerten sich gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ positiv über die Demonstration, auch Vertreterinnen der Kirche befürworten sie. So verfasste Kardinal Woelki schon mehrmals Grußworte.
Rechtsextremisten nahmen zuletzt in Köln teil
Doch die Lebensrechtsbewegung wird kritisiert. Nicht nur wegen der streitbaren Positionen. Ihr wird vorgeworfen, rechtsoffen zu sein. Kritik, die der BVL selbst zurückweist, man sei selbst „antifaschistisch“. Allerdings nahmen beim 2023 „Marsch für das Leben“ in Köln etwa Mitglieder rechter Burschenschaften und Gruppen wie der „Revolte Rheinland“ teil, ebenso Vertreter aus dem christlich-fundamentalistischen Spektrum.
Der Bundesverband Lebensrecht rechnet am Samstag in Köln mit 4000 Teilnehmenden. Sie treffen sich um 13 Uhr an der Deutzer Werft für eine Kundgebung, um 14 Uhr soll dann der „Marsch für das Leben“ Richtung Innenstadt aufbrechen.
Nach Angaben der Polizei müssen Kölnerinnen und Kölner sich darauf einstellen, dass es zu Verkehrsbeeinträchtigungen kommen kann. Straßen müssen gesperrt werden, auch wenn die Einsatzkräfte sich bemühen würden, das „so kurz wie möglich, so lang wie nötig“ zu machen. Ob das funktioniert, wird sich am Samstag zeigen.
Gegenprotest will Lebensrechts-Demo stören
Denn das „Bündnis Pro Choice“ erwartet nach eigenen Angaben selbst bis zu 3000 Teilnehmende für ihren Gegenprotest. Der soll um 12 Uhr auf dem Ottoplatz mit einer Kundgebung starten. Es sollen dabei unter anderem die Beratungsstelle Pro Familia, die „Kritischen Mediziner“ sowie Frauen, die Schwangerschaften abgebrochen haben, zu Wort kommen. Eine Stunde später macht sich das Bündnis dann mit einem Aufmarsch los in Richtung Innenstadt. Zwei weitere kleine Kundgebungen sind zudem bei der Polizei angemeldet worden, eine davon am Heumarkt.
Allerdings habe man nicht vor, bloß parallel durch Köln zu laufen. „Mit einer Vielzahl von kreativen Aktionen zivilen Ungehorsams“ soll der „Marsch für das Leben“ gestört werden. Womit das „Bündnis Pro Choice“ schon beim ersten Auftritt der Lebensrechtler in Köln im vergangenen Jahr erfolgreich war: Durch zwei Blockaden kam der „Marsch für das Leben“ nicht weit und musste kurzfristig zu einer längeren Standkundgebung auf dem Heumarkt umdisponiert werden. Die Redebeiträge dort waren durch den lauten Gegenprotest allerdings kaum zu hören.
Auch in diesem Jahr will das „Bündnis Pro Choice“ so erneut „ein Zeichen für das Recht auf körperliche Selbstbestimmung sowie gegen religiösen Fundamentalismus und rechte Ideologie setzen“. Die Polizei Köln kündigt jedoch an, den Schutz aller Versammlungen gewährleisten zu wollen. Deshalb habe man auch die Erfahrungswerte aus dem vergangenen Jahr „entsprechend in die Einsatzplanung aufgenommen“.