1500 Abtreibungsgegnern stand bei der umstrittenen Kundgebung eine deutlich größere Zahl Gegendemonstranten gegenüber.
Aufgeheizte Stimmung bei Demo in KölnGegendemonstranten blockieren mehrfach umgeleiteten „Marsch für das Leben“
Zu Tausenden standen sich bis in den späten Nachmittag rund um den Heumarkt Menschen verschiedener Überzeugungen gegenüber. Die eine Gruppe, etwa 1500 Abtreibungsgegner verschiedener religiöser und konservativer Initiativen, die sich zum sogenannten „Marsch für das Leben“ unter anderem in Köln versammelt hatten.
Die um das Vielfache größere andere Gruppe protestierte dagegen und einige wollten die geplante Demonstration durch die Innenstadt zielgerichtet verhindern. Damit hatten sie Erfolg: An der unter dem Reiterdenkmal auf dem Heumarkt errichteten Bühne kamen die Menschen zusammen, die dem Aufruf des Vereins „Bundesverband Lebensrecht“ gefolgt waren. Deren Redebeiträge waren allerdings über die in direkter Nähe Anwesenden hinaus kaum zu vernehmen.
„Marsch für das Leben“: Gegendemonstranten blockieren Weg
Denn aus dem Spektrum von „Pro Familia“, über die queere Szene bis hin zu Antifa, skandierten die Gegendemonstranten mit Trommeln, Trillerpfeifen und Sprechchören für das Recht auf Selbstbestimmung von Menschen, vor allem Anlassbezogen von Frauen. So hallten am Samstag ab Mittag am Heumarkt und in den Straßen der Umgebung die Ausdrücke unterschiedlicher Ansichten sowie nahezu dauerhaft auch Sirenen der Einsatzkräfte durch die Kölner Innenstadt.
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Die Polizei war stark damit beschäftigt, die Gruppen in emotional aufgeheizter Stimmung zu trennen. Die Beamtinnen und Beamten konnten trotz ihrer Präsenz vor Ort auch nicht verhindern, dass Sitzblockaden auf der geplanten Route des „Marsches“ in Richtung Neumarkt die Demonstration gar nicht erst ermöglichten. Bei den Ansätzen der Polizeikräfte, die Blockaden zu räumen, offensichtlich in zu geringer Zahl, eskalierte dabei die Lage mehrmals: Es kam zum Einsatz von Schlagstöcken.
Köln: Demoteilnehmer bestreiten, die Polizei angegriffen zu haben
Beamte hätten versucht, Blockadeteilnehmer zu trennen, sagte ein Polizeisprecher. Dabei seien sie geschlagen und getreten worden von Personen, die sich hinter einem großen Transparent versteckt hätten. Als die Polizei das Transparent habe an sich nehmen wollen, sei den Demonstranten, die es festgehalten hätten, auf die Hände geschlagen worden, schilderte der Sprecher. Zahlreiche Augenzeugen dagegen bestritten heftig, dass Demoteilnehmer Polizeikräfte angegriffen hätten.
Am Sonntag erklärte die Polizei, dass im Rahmen der Demonstrationen sieben Strafanzeigen gestellt worden seien, unter anderem wegen Körperverletzung, Widerstand und Diebstahl. Eine Person sei zur Verhinderung von Straftaten in Gewahrsam gekommen.
Kölns CDU-Chef Alexander Mandl hatte auf der Parteiwebsite die Demonstration „Marsch für das Leben“ empfohlen. Ob er selber teilgenommen hat, bleibt unklar — für Rückfragen war Mandl am Wochenende nicht zu erreichen.
Hitzige Debatten zwischen den Lagern – Lage weitgehend friedlich
Die als „Marsch für das Leben“ angekündigte Demonstration der Abtreibungsgegner – sie bestand neben Initiativen wie der „Stiftung Ja zum Leben“ auch aus zahlreichen Burschenschaftler-Vereinigungen sowie streng katholischen Gruppen – konnte sich nicht in Bewegung setzen. Bis in den frühen Abend standen sich die Lager gegenüber, inhaltlich wurde vielerorts hitzig debattiert.
Trotz wenig zu beobachtender Annäherungstendenzen blieb es den Nachmittag über aber auf Anfrage dieser Zeitung bei der Kölner Polizei insgesamt weitgehend friedlich, wenn auch mitunter recht unübersichtlich. „Wir hatten mehr als 20 Versammlungen in Köln am Samstag“, sagte ein Behördensprecher dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die Straßen und der Bahnverkehr waren in weiten Teilen der betroffenen Bereiche der Innenstadt über Stunden hinweg gesperrt.