Die Kölner Verkehrs-Betriebe haben angekündigt, weiterhin im ausgedünnten Fahrplan zu fahren. Dies stößt bei Kölnerinnen und Kölnern auf Unmut.
„Das ist nicht mehr zeitgemäß“Kölnerinnen und Kölner sind unzufrieden mit der KVB – Besserung auch 2025 nicht in Sicht
Richard Ritzdorf steht am Barbarossaplatz und wartet auf die Linie 18 in Richtung Bonn. Er ist Berufspendler und auf die Bahnen der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) angewiesen, da er kein Auto besitzt. Doch „leider wird der KVB-Kunde regelrecht ins Auto getrieben“, bemängelt er. Denn das Unternehmen entschied kürzlich, nicht vom befristetet Sonderfahrplan auf den Normalfahrplan zurückzukehren. „Das ist nicht mehr zeitgemäß. Wir sind eine Millionenstadt und das Angebot der Bahn geht zurück“, sagt er.
Bei Ritzdorf gehe durch den Sonderfahrplan und den damit verbundenen längeren Wartezeiten mehr von seiner Freizeit drauf. Besonders nervig seien dabei die Einschränkungen nach 21 Uhr. „Da kommt man abends aus Sülz oder Zollstock nicht mehr weg, weil die Bahnen gefühlt nur alle 30 Minuten fahren“, berichtet er. Außerdem sei die Verkehrswende so in Köln nicht möglich. „Es ist ja schön und gut, dass die Bahn häufiger genutzt werden soll. Wenn sie aber voll ist, dann ist sie nun einmal voll“, sagt Ritzdorf.
Regulärer Fahrplan kehrt auch 2025 nicht zurück
Besonders frustrierend für Menschen, die auf die KVB angewiesen sind: Auch nach 2024 wird es keine Rückkehr in den regulären Fahrplan geben. Das kündigte KVB-Chefin Stefanie Haaks dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ gegenüber bereits am Freitag an. Stattdessen plane sie für das übernächste Jahr mit einem grunderneuerten Fahrplan. Nun ließ Haaks anklingen, dass auch dieser im Vergleich zum regulären Fahrplan ausgedünnt sein wird.
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Sie sprach am Montag von „schwierigen Rahmenbedingungen“, die den Betrieb über einen längeren Zeitraum bestimmen werden. Das Unternehmen brauche mit Blick auf die Aufstockung des Fahrpersonals einen langen Atem. Hinzu kommt die Verzögerung von Fahrzeug-Lieferungen um 30 Monate. Hier sieht Haaks die Schuld beim Vertragspartner. „Ich bin von den aktuellen Informationen unseres Neufahrzeug-Lieferanten entsetzt. Dessen Geschäftsgebaren führt dazu, dass wir für 2025 meines Erachtens einen grundsätzlich neuen Fahrplan benötigen“, sagte sie.
Für viele Kölnerinnen und Kölner ergeben sich aus alldem auch schwierige Rahmenbedingungen in der Bewältigung des Alltags. Katharina Helter fährt regelmäßig privat mit den Bahnen der KVB. Sie hat sogar kürzlich ihr Auto abgegeben. Sie wohnt in Ehrenfeld und habe deswegen viele Möglichkeiten, verschiedene Bahnen zu nehmen. Die eingeschränkten Fahrpläne fielen ihr deshalb weniger auf. Es gebe aber eine Ausnahme. Nerven würde sie, dass es schwierig sei, abends pünktlich zu ihren Freunden in Merkenich zu kommen. „Doof ist auch, dass der Bus der Linie 171 gecancelt wurde“. Die Linie 171 fuhr vom Breslauer Platz über Kalk und Buchforst zum Wiener Platz in Mülheim, wurde jedoch im Zuge des Sonderfahrplans ab März eingestellt und bleibt dies auch.
Kölnerin ärgert sich über regelmäßigen Ausfall der Busse
Am Rudolfplatz wartet Almut Wilm-Schröder auf ihre Bahn. Sie besitzt ein Auto, steigt jedoch trotzdem regelmäßig in die Bahn, um in die Innenstadt zu kommen, da es für sie keinen Sinn ergebe, dorthin mit dem Auto zu fahren. Sie ärgere sich vor allem über den regelmäßigen Ausfall der Busse.
„Mich stört, dass bei den Bussen nicht an der Station angekündigt wird, dass er ausfällt und auch nicht erklärt wird, warum“, sagt sie. Sie würde es auch begrüßen, wenn die Bahnen häufiger fahren würden, denn dann würden auch mehr Kölnerinnen und Kölner die Bahn nutzen. Sie denke dabei vor allem an die Schüler und Berufstätigen: „Die müssen sonst ja immer ein bis zwei Bahnen früher fahren, um pünktlich zu sein“.
So fahren die Kölner Linien im eingeschränkten Fahrplan
- Die Linie 4 fährt nach 9 Uhr nur noch von Schlebusch bis zur Leyendeckerstraße.
- Auf der Linie 7 entfallen morgens einige Verstärkerfahrten.
- Auf der Linie 9 entfällt morgens eine Verstärkerfahrt im Rechtsrheinischen.
- Die Linie 12 fährt nach 9 Uhr zwischen Niehl und Merkenich im 20-Minuten-Takt.
- Linie 18 fährt nach 9 Uhr nicht bis Thielenbruch. Dafür ist die Linie 13 von der Vischeringstraße nach Thielenbruch verlängert, um die Linie 3 zu entlasten und eine Verbindung zum Bezirkszentrum Mülheim herzustellen.
- Auf dem Abschnitt zwischen Buchheim und Klettenberg verkehrt die Linie 18 alle 10 Minuten statt wie im regulären Fahrplan alle 5 Minuten. Im Abschnitt Schwadorf bleibt es beim 10-Minuten-Takt, von dort bis nach Bonn beim 20-Minuten-Takt.
- Die Linie 17 fährt im 20-Minuten-Takt.
- Die Expressbus-Linien 171, 173 und 179 entfallen.