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Vor allem für Jüngere hoch ansteckendCorona-Mutation erstmals in Köln nachgewiesen

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Labor Stäbchen

In einem Labor wird ein Abstrich untersucht.

Köln – Erstmals ist in Köln die Mutante des Coronavirus nachgewiesen worden, die sich seit einigen Wochen vor allem in Großbritannien ausbreitet. „In zwei Proben von ambulanten Patienten haben wir die Mutante entdeckt und dies umgehend dem Gesundheitsamt Köln und dem Robert-Koch-Institut gemeldet“, sagt Dr. Rolf Kaiser, Leiter der molekularen Diagnostik am Institut für Virologie der Uniklinik Köln. Bis zu 1500 Proben werden im Schnitt täglich an dem Institut auf das Corona-Virus untersucht. Am Wochenende sind es annähernd 600. Etwa 300 Proben mit einem positiven Testergebnis wurden nach Auskunft von Kaiser in den vergangenen Tagen noch einmal untersucht. „Wir haben rückwirkend überprüft, ob sich in ihnen die Mutante B.1.1.7 nachweisen ließ.“

Wohl schon länger in Deutschland

Diese Variante von Sars-CoV-2 wurde im vergangenen Herbst zuerst in Großbritannien entdeckt und beschrieben. Es gibt Hinweise darauf, dass diese Mutante schon länger in Deutschland kursiert. Das Medizin-Informationsportal Doc-Check berichtet, dass in Niedersachsen in Proben, die Ende November entnommen und nachträglich sequenziell untersucht wurden, die Corona-Mutante gefunden wurde. „Man kann sagen, dass diese Variante bei uns angekommen ist, aber sie ist selten. Das Infektionsgeschehen in Köln wird durch diese neue Mutante noch nicht dominiert“, sagt Kaiser. B.1.1.7. ist nicht die erste Variante von Sars-CoV-2. Viren haben häufig die Angewohnheit, sich genetisch zu verändern. Derzeit sind 17 neue Mutationen des Coronavirus bekannt. Sie betreffen vor allem das Spike-Protein auf der Oberfläche, mit dem das Virus an die menschlichen Zellen andockt.

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„Das Spike-Protein ist gleichsam der Schlüssel, mit dem das Virus in die Zelle kommt. Genau da hat es mehrere Veränderungen gegeben, so dass sich das Virus nun leichter an die Zelle binden und so seinen menschlichen Wirt besser erobern kann. Die Hypothese ist, dass sich das Virus zwar besser fortpflanzen kann, aber der klinische Verlauf und die Todesrate nicht unterschiedlich sind“, erklärt Virologe Kaiser. Neben den 17 erkannten Mutationen in der Erbsubstanz des Virus werden wohl noch weitere auftreten. „Aber nicht jede Variante muss automatisch das Virus optimieren. Denkbar ist auch, dass die neue Form leichter von der Zelle festgehalten werden kann. Wir müssen die Entwicklung aufmerksam verfolgen. Derzeit sind die Corona-Schutzmaßnahmen auch für die bekannten Virus-Varianten ausreichend. Die Menschen müssen sich aber dran halten. Das ist wichtiger denn je.“

Nießen: Mutante bis zu 70 Prozent ansteckender

Ähnlich reagierte Johannes Nießen, Leiter des Gesundheitsamtes, auf die Entdeckung der Mutante in Köln. Er appellierte eindringlich an die Bevölkerung, sich an die Corona-Regeln zu halten und die Kontakte auf das Allernotwendigste zu beschränken. „Nach dem aktuellen Stand der Forschung ist diese Corona-Mutante um 50 bis 70 Prozent ansteckender als das ursprüngliche Virus, besonders für Menschen unter 20 Jahren.“ Nießen begrüßt die Ankündigung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, finanzielle Mittel für eine intensivere sequenzielle Untersuchung des Virus zur Verfügung zu stellen. „Je besser wir das Virus kennen, desto wirkungsvoller können wir es bekämpfen“, betont er. Das Bundesgesundheitsministerium und das RKI streben flächendeckende Informationen über das Auftreten der Mutanten in Deutschland an.

Christian Drosten, Virologe an der Berliner Charité, glaubt nicht, „dass wir im Moment in Deutschland ein großes Problem mit der Variante aus England haben“. Er sagte in der jüngsten Folge seines Podcast beim NDR zugleich, dass diese Variante ernst genommen und in Deutschland verstärkt nach Mutationen gesucht werden müsse. Denn immer mehr Daten deuteten darauf hin, „dass sich die Virus-Varianten aus England und Südafrika tatsächlich leichter übertragen“. Klarheit werde es in diesem Punkt erst in einigen Monaten geben. „Ich gehe davon aus, dass wir bis Ostern oder bis Mai ganz klar wissen, ob dieses Virus übertragbarer ist und wie gefährlich es ist.“