Nachdem der „Kölner Stadt-Anzeiger“ über einen privaten Sicherheitsdienst berichtet hatte, der im Gereonshof Menschen vertreibt, hat sich Oberbürgermeisterin Henriette Reker in den Fall eingeschaltet.
Am Freitag haben sich Reker und der Haupteigentümer für ein Gespräch getroffen und schneller als gedacht eine Einigung erzielt.
Wir haben vorab mit Dezernentin Andrea Blome gesprochen, die sich in der kommenden Woche für weitere Gespräche mit dem Eigentümer treffen wird.
Am Samstagmittag teilte die Stadt mit: „Bei einem Gespräch zwischen Oberbürgermeisterin Henriette Reker und dem Haupteigentümer wurde von beiden Seiten verdeutlicht, dass sowohl die Mehrheit der Eigentümerseite als auch die Stadt Köln diesen Bereich als lebendiges Quartier verstehen, und dass auch der Platz für die Öffentlichkeit zugänglich bleibt.“
Noch vor gut zwei Wochen sah die Szenerie im Gerling-Quartier mit seinem zentralen Gereonshof nahe des Friesenplatzes so aus: Ein Kind, das auf einem der Brunnen spielte, wurde mit seinen Eltern vom privaten Sicherheitsdienst weggeschickt, genauso eine Gruppe, die auf den Bänken Sandwiches essen wollte. Und das, obwohl Politik und Investor vor einigen Jahren immer wieder bekräftigt hatten, dass der Gereonshof ein Platz zum „Flanieren und Verweilen“ für alle Kölner Bürger werden sollte.
In einem Werbefilm hatte der erste Investor Frankonia eine Videosimulation des Platzes gezeigt, über den Passanten schlenderten – untermalt mit den Worten: „Als Platz mit mediterranem Flair gleich der Piazza Navona in Rom wird er zum beliebten Treffpunkt.“ Für die Politik war die Diskrepanz aus Versprechen und Realität in der Rückschau ein Unding. Nach der Berichterstattung im „Kölner Stadt-Anzeiger“ wies Oberbürgermeisterin Henriette Reker die Dezernentin schließlich an, sich der Sache anzunehmen. Und siehe da: Wer den Platz nun vielleicht schon an diesem Wochenende wirklich nutzen, sich mit einem Sandwich auf die Bänke setzen oder ein Foto vom Brunnen machen möchte, der dürfe das auch, bekräftigt Blome jetzt.
„Das ist rechtsbindend, weil wir eine Baulasteintragung haben, die ein Gehrecht für den ganzen Platz einräumt – daran gibt es nichts zu deuteln“, so die Dezernentin. Die Bürger könnten den Platz also genauso nutzen, als sei er in öffentlicher Hand. Sollte der Sicherheitsdienst nun versuchen, weiterhin Passanten wegzuschicken, so müssten sich die Bürger dies nicht gefallen lassen.
Blome: „Das ist vielleicht nicht perfekt gelaufen“
Laut zuständigem Quartiersmanager Jürgen Ach war für die Eigentümergemeinschaft in der Argumentation bisher ein Grundbucheintrag entscheidend, der nur für einen zehn Meter breiten Korridor, der der ehemaligen Straße „Gereonshof“ entspricht, ein Wegerecht für die Allgemeinheit einräumte, der restliche Platz ist demnach Privatgelände. Für Dezernentin Blome ist zwar jetzt klar, dass der Baulasteintrag das Grundbuch schlage. Entgegnet wird ihr allerdings vonseiten der Politik, dass es die gesamte Diskussion gar nicht erst gegeben hätte, wenn sich die Verwaltung das Gehrecht für den gesamten Platz auch im Grundbuch gesichert hätte.
„Das ist vielleicht nicht perfekt gelaufen“, meint Blome. „Der Fehler ist aber gewesen, dass die Stadt öffentliches Eigentum überhaupt privatisiert hat“, so die Dezernentin, ihrer Meinung nach nicht jedoch die Rolle eines Beamten beim Eintrag der Flächen ins Grundbuch: „Ich kann die Vergangenheit nicht ändern, und es ist nicht meine Aufgabe aufzuklären, was da vielleicht vor fünf oder zehn Jahren wie gemacht wurde.“
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Der Bezirksbürgermeister für die Innenstadt, Andreas Hupke (Grüne), sieht das anders. „Bei so einem Fall muss immer alles aufgearbeitet werden, damit so ein Fehler nicht wieder passiert – und dafür ist Frau Blome zuständig.“
Am Montag wird Blome – wie bereits angekündigt – weitere Gespräche zur Ausgestaltung der Platznutzung durch die Öffentlichkeit mit den Eigentümern führen.