An 16 Kölner Schulen gibt es seit Beginn des Schuljahres ein zusätzliches Bewegungsangebot – die Stadt zahlt die Personalkosten.
Pilotprojekt in KölnDFB und Stadt holen Grundschulkinder an den Ball
Bälle fliegen durcheinander, es ist laut, es ist trubelig. 18 Kinder der GGS Mainzer Straße zeigen am Montag bei der Vorstellung des Pilotprojekts „Fußball macht Schule“ durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB) und die Stadt Köln, was in der Praxis hinter dem Konzept steckt. Sie flitzen durch die Turnhalle, zunächst jeder mit einem Ball am Fuß, später voller Elan im Drei-gegen-Drei-Kinderfußballformat des DFB.
In der Mainzer Straße in der Südstadt und in 15 weiteren Schulen in Köln sind seit dem Beginn des Schuljahres ausgebildete Fußball-Trainerinnen und -Trainer im Einsatz, sie bieten ein zusätzliches Bewegungsangebot für Schülerinnen und Schüler. Die Idee hatte Andreas Rettig, Geschäftsführer Sport beim DFB. Er schaffte es mit Hilfe des Kölner SPD-Politikers Oliver Seeck, bildungspolitischer Sprecher und Vorsitzender des Sportausschusses, die Stadt Köln für eine Zusammenarbeit zu gewinnen. Außerdem beteiligt sind der Fußball-Verband Mittelrhein, der Bund Deutscher Fußballlehrer und die Deutsche Sporthochschule Köln.
DFB organisiert die Trainer, die Stadt Köln zahlt die Personalkosten
Er habe sich schon oft „geärgert, wie wenig Bedeutung der Schulsport bei uns heute noch hat“, sagt Rettig, der in Köln schon in Management-Funktionen beim FC und bei Viktoria tätig war. Im vergangenen Herbst folgte er beim DFB auf Oliver Bierhoff und sah die Möglichkeit, das fußballerische Trainer-Knowhow des Verbandes mit dem Sportbedarf an den Schulen im Land zu verquicken. Köln soll dabei möglichst nur der Anfang für ein bundesweites Projekt sein.
Nach Angaben von Robert Voigtsberger, Beigeordneter für Bildung, Jugend und Sport, finanziert die Stadt Köln die Projekt- und Personalkosten für das erste Schulhalbjahr mit 40.000 Euro und wird diese Summe auch für die zweite Hälfte des Schuljahres bereitstellen. Anschließend, so seine Hoffnung, könnten die Projektträger des offenen Ganztags die Finanzierung aus ihren Mitteln übernehmen. „Dadurch könnte das Projekt noch viel größer werden“, betont Voigtsberger.
Für die Pilotphase hatten sich 70 der 143 Kölner Grundschulen mit offenem Ganztag beworben. Die 16 nun teilnehmenden Schulen wählte die Stadt nach sozialen und infrastrukturellen Gegebenheiten aus. An der Mainzer Straße ist die Begeisterung für das Projekt groß. Dass die Finanzierung nach dem Jahr durch den OGS-Träger Netzwerk e. V. übernommen werden könnte, hält OGS-Leiter Johannes Schwerdtfeger aber für ausgeschlossen. Das Geld reiche ja kaum für den laufenden Betrieb. Am Mittwoch werde man am Nachmittag schließen, um bei einer Demonstration ab dem Deutzer Bahnhof mal wieder auf das bekannte Problem hinzuweisen.
„Wir werden das Geld nicht haben“, bestätigt Schulleiterin Sonja Romahn. Weitermachen wolle man nach dem ersten Projektjahr trotzdem: „Weil wir sehen, dass das für die Kinder toll und wichtig ist.“ Man werde von der Schulaufsicht unterstützt und wolle sich dann andere Partner ins Boot holen, etwa die umliegenden Sportvereine.
Andreas Rettig ist stolz auf sein Projekt und froh über die Zusammenarbeit mit der Stadt Köln – hat aber auch Kritik mitgebracht. Der Fußball werde in der Stadt „stiefmütterlich“ behandelt, sagt er mit Verweis auf die Platznöte von Klubs wie dem 1. FC Köln und Viktoria. „In Köln fehlt die Unterstützung der Politik, was den Sport angeht“, betont Rettig. Und insgesamt, nicht allein auf Köln oder den Fußball bezogen, wünsche er sich, „dass wir endlich mal den Hinter hochbekommen und begreifen, was der Sport für eine Kraft hat“.