AboAbonnieren

Gespaltene Reaktionen„Hört sich gehobener an“ – Kölner Spoho prüft neuen Namen

Lesezeit 4 Minuten
Im Bild der Eingangsbereich der Sporthochschule Köln.

Haupteingang in die Spoho in Müngersdorf.

Die Deutsche Sporthochschule Köln genießt einen guten Ruf. Der neue Rektor findet: Die Sportwissenschaft wird unterschätzt.

Der Name prangt in großen blauen Lettern am Eingang zum Hauptgebäude: Deutsche Sporthochschule Köln. Ein Name, der international bekannt ist. Diesen Schriftzug müsste man zusammen mit etlichen weiteren auf dem Campus in Müngersdorf austauschen, wenn die Sporthochschule, in Köln unter dem Spitznamen Spoho bekannt, sich dazu entschließen würde, sich umzubenennen.

Das Szenario einer Namensänderung ist nicht mehr nur lockerer Gesprächsstoff im Hörsaal, auf dem Sportplatz oder in den Büros – sie soll ernsthaft geprüft werden und das erstmals. Das Rektorat hat eine Status-Quo-Analyse beschlossen, die in den nächsten anderthalb bis zwei Jahren die Vorteile und Nachteile einer Namensänderung ermitteln soll. Eine Spoho-Sprecherin hat das auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ bestätigt. Zur Debatte steht der Name „Deutsche Sportuniversität“. Ob „Köln“ darin erhalten bleiben würde, sei noch nicht klar, so die Sprecherin.

Neuer Rektor der Spoho möchte die öffentliche Wahrnehmung der Sportwissenschaft stärken

Man werde unter anderem Interviews mit Studieninteressierten, Studierenden, Kooperationspartnern und Absolventen führen, sagt der neue Rektor Ansgar Thiel, der seit Mai im Amt ist. Die Marketing-Abteilung ist mit der Durchführung der Analyse beauftragt, deren Ausgestaltung noch nicht feststeht.

Rektor Thiel ist Treiber des Prozesses. Auf Anfrage dieser Zeitung sagt er: „Wir sind eine Universität mit Promotions- und Habilitationsrecht, im Grunde eine monothematische Volluniversität, die von Philosophie und Molekularbiologie alle Fächer bedient. Von außen wird aber oftmals gefragt: Seid ihr eine Fachschule? Eine Fachhochschule?“

In seinem ersten Interview mit dieser Zeitung sprach Thiel, der zuvor Dekan der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen war, konsequent von der „Sportuni“. „Als Sportwissenschaftlerin und Sportwissenschaftler hat man es nicht leicht, den Leuten klarzumachen, dass Sport ein gesellschaftlich relevantes Feld und wissenschaftlicher Gegenstand ist. Manche denken: Sport macht man oder nicht“, so Thiel.

Ansgar Thiel vor dem Haupteingang

Ansgar Thiel ist seit Mai neuer Rektor der Sporthochschule Köln

Namensänderung der Spoho Köln soll aber nur erfolgen, wenn Nutzen höher sind als Kosten

Daher könne er sich die Umbenennung gut vorstellen, um das Ansehen der Sportwissenschaft zu steigern, das ihr gebühre. Ein Aber bleibe jedoch nicht aus: „Ich würde es nur dann befürworten, wenn die Prüfung ergibt, dass der Nutzen höher ist als die Kosten, die verursacht werden“, so Thiel.

Denn gegen eine Umbenennung würde laut Thiel sprechen, dass es ein aufwändiger Prozess ist, der eine Änderung der Webseite, der Dokumente bis hin zu einem Austausch von Straßenschildern nach sich ziehen würde. Auch ein Argument seien der Bekanntheitsgrad und das gute Renommee der 1947 gegründeten Deutschen Sporthochschule Köln gerade als solche.

Die Spoho ist für Generationen von Absolventen, aber auch für aktuelle Studierende identitätsstiftend. Ein Absolvent aus dem Jahr 2008 erzählt, dass sich Hunderte Alumni der Nullerjahre in den sozialen Netzwerken unter dem Gruppennamen Spoho austauschen und gemeinsame Partys veranstalten.

Für andere ist der Begriff emotional nicht so aufgeladen. Masterstudent Felix Wittmann hat von den Diskussionen einer Namensänderung noch nie etwas gehört. Seine erste Reaktion fällt jedoch positiv aus: „Ich fände es ganz cool. Universität hört sich gehobener an.“

Der Deutsche U23-Meister im 800-Meter-Lauf weist darauf hin, dass der Begriff „Universität“ bereits im englischen Namen der Spoho enthalten ist: „German Sport University Cologne“. „Dann wäre es einheitlich. Ich hänge nicht an dem Namen Deutsche Sporthochschule Köln, an der Abkürzung Spoho schon eher. Aber ich glaube, die würde sich bei einer Umbenennung halten“, sagt Wittmann.

Ansichten der Spoho-Köln, Sporthochschule Köln.
Innenansicht des Leistungszentrum Turnen, bzw. Mehrzweckhalle Turnen.

Innenansicht des Leistungszentrums Turnen an der Deutschen Sporthochschule Köln

Spoho Köln: Olympia-Siegerin würde Namensänderung begrüßen, Kanu-Weltmeister nicht

Für die Absolventin und zweimalige Olympiasiegerin im Hochsprung Ulrike Nasse-Meyfarth wäre die Umbenennung „in erster Linie eine Aufwertung des Sportstudiums, in Anbetracht dessen, dass der Sport in unserer Gesellschaft nicht ein so hohes Ansehen hat“, so die 68-Jährige. Für die Abkürzung Spoho hege sie keine nostalgischen Gefühle.

Markus Gickler, fünfmaliger Kanu-Weltmeister im Wildwasserrennsport, hingegen sagt: „Wenn man so wenig Selbstbewusstsein hat, dass man sich von der Sporthochschule in Universität umbenennen muss, finde ich das sehr schade. Bei Spoho weiß jeder in Köln und darüber hinaus, was gemeint ist.“

Die Sporthochschule Köln ist die einzige deutsche Sportuniversität. Aktuell sind rund 6000 Studierende eingeschrieben, sie beschäftigt rund 1100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter 32 Professoren. Berühmt ist die Spoho für ihren schweren Eignungstest, bei dem auch schonmal nur die Hälfte besteht. Prominente Absolventinnen und Absolventen sind etwa Sportkommentator Tom Bartels, Journalistin Dunja Hayali oder Turn-Olympiasieger Fabian Hambüchen.