Köln – An vielen Kölner Straßen wird gebaut, das ist nicht zu übersehen. Neben etlichen kleineren Eingriffen muss die Verwaltung in den kommenden Jahren Dutzende Großprojekte stemmen. Denn die Infrastruktur ist marode und dem beständig steigenden Verkehrsaufkommen nicht mehr gewachsen, weshalb die Stadt einen Berg an Bauvorhaben vor sich herschiebt.
Die 15 größten davon, die im kommenden Jahr begonnen oder fertiggestellt werden, hat die Stadt nun vorgestellt. Die meisten haben sich verzögert. Das stellt Verkehrsteilnehmer auf eine harte Geduldsprobe. Offenbar sind Projekte mit diesen Dimensionen mit so vielen Unwägbarkeiten behaftet, dass es fast unmöglich ist, einen avisierten Zeitplan einzuhalten.
Zudem wagt die Verwaltung einen Ausblick auf das Großbaustellenjahr 2020. So viel steht jetzt schon fest: Es wird auch künftig erhebliche Einschränkungen geben. Ein Überblick über die wichtigsten Großbaustellen auf den Kölner Straßen:
Die Sanierung der Mülheimer Brücke ist unvermeidbar. Seit einigen Tagen dürfen mit Ausnahme der Straßenbahn keine Fahrzeuge, die schwerer sind als zwölf Tonnen, das Bauwerk befahren, „um weitere Schäden zu vermeiden“, sagt Verkehrsdezernentin Andrea Blome. Die Tragfähigkeit der Brücke sei jedoch noch nicht in Gefahr. Nun würden schleunigst „Notabstützungen“ oder andere stabilisierende Eingriffe an der Brücke vorgenommen, damit „in den nächsten Tagen“ wieder Fahrzeuge bis 30 Tonnen zugelassen werden können, sagt Blome. Die eigentliche Generalsanierung beginnt im ersten Quartal 2019; ab dann gibt es für 30 Monate nur eine Fahrspur pro Richtung. Zwischen Osterferien 2020 und Sommerferien 2020 darf zudem die Straßenbahn nicht mehr über die Brücke fahren. Voraussichtlich Mitte 2022 soll die Sanierung abgeschlossen sein.
Stadtautobahntunnel
Die Sanierung des Kalker Stadtautobahntunnels begann hervorragend, um dann durch immer neue Baumängel wie nicht haftenden Spritzbeton zurückgeworfen zu werden. Nun jedoch ist ein Ende in Sicht. Mitte Januar 2019 sollen wieder drei Spuren in jede Richtung zur Verfügung stehen – drei in der oberen und drei in der unteren Tunnelröhre, kündigt Gerd Neweling, Leiter des Amts für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau an. Anfang 2020 soll dann das 30-Millionen-Euro-Projekt vollständig abgeschlossen sein. Wegen der entstandenen Baumängel haben die Stadt und die Arbeitsgemeinschaft der beteiligten Baufirmen ein Gutachten in Auftrag gegeben, das noch nicht vorliegt, sagt Neweling. Erst dann ist klar, wer für die Baumängel haftet.
Luxemburger Straße
Zwischen Barbarossaplatz und Militärringstraße werden für 6,1 Millionen Euro insgesamt 20 Ampelanlagen samt Leitungen und Steuerelementen komplett erneuert. Unter anderen solle der Radverkehr eine eigene Signalisierung erhalten, Bereiche vor Schulen bekämen längere Grünphasen, Detektoren sollen den fließenden Verkehr erfassen und Straßenbahnen würden bevorzugt, sagt Patric Stieler, Leiter des Amts für Verkehrsmanagement. Im vierten Quartal 2019 soll alles fertig sein.
Zoobrücke
Die Erneuerung der Fahrbahn ist im Grunde abgeschlossen, in den kommenden Wochen werden die endgültigen Fahrbahnmarkierungen aufgebracht. Das ist auch zwingend nötig, denn die Zoobrücke soll während der Sanierung der Mülheimer Brücke einen Teil des Ausweichverkehrs auffangen.
Bonner Straße
Zwischen Schönhauser Straße und Bonner Verteiler soll auf der Bonner Straße einmal die neue Nord-Süd-Stadtbahn fahren. Hundert Straßenbäume sind dafür unter großem Protest bereits gefällt worden. Doch bevor neue Autospuren, Fuß- und Radwege oder Schienenstränge entstehen, erneuert die Rhein-Energie dort für etwa 18 Millionen Euro Versorgungsleitungen für Trinkwasser oder Fernwärme. Im Anschluss fangen die Stadtentwässerungsbetriebe mit ihren Arbeiten an, bevor die Straße auch oberirdisch umgestaltet wird. Im zweiten Quartal 2022 soll die Bonner Straße für die Straßenbahn bereitet sein.
Autobahn Kreuz Köln-Nord
Der Knotenpunkt wird modernisiert, damit die Verkehrsströme besser fließen können. Der gesamte Umbau kostet 70 Millionen Euro. Das zentrale Bauwerk – die Brücke der A57 über die A1 – kostet allein 16 Millionen Euro und soll Mitte 2019 fertig sein, teilt der Landesbetrieb Straßen NRW mit. Der weitere Umbau des Kreuzes wird indes noch länger dauern.
A1/Neubau Leverkusener Brücke
An der Anschlussstelle Niehl kommt es weiterhin zu Engpässen, weil die Brücke der Industriestraße über die Autobahn 1 neu gebaut wird. Beim Autobahnkreuz Leverkusen entsteht eine neue Rampe, während des Abbruchs der alten Rampe ist die A1 vom 19. bis 22. Oktober 2018 voll gesperrt. In der Zeit danach wird es weiterhin zu starken Beeinträchtigungen kommen. Der erste nördliche Teil der neuen Leverkusener Brücke soll bis 2020 soweit fertig sein, dass er ohne Einschränkungen nutzbar ist, sagt Straßen NRW. Ende 2024 könnte dann die neue Rheinquerung komplett fertig sein, heißt es.
Vogelsanger Straße
Zwischen Ehrenfeldgürtel und Innerer Kanalstraße wird die Vogelsanger Straße saniert und umgestaltet. Die Arbeiten verschieben sich um ein Dreivierteljahr. Beginn ist Anfang 2019, Ende voraussichtlich im vierten Quartal 2020.
Autobahn 59
Die Autobahn 59 soll zwischen Anschlussstelle Flughafen und Dreieck Porz auf sechs Spuren ausgebaut werden. Gebaut werden soll ab dem dritten Quartal 2019 zwei Jahre lang.
Die wichtigsten Bauprojekte ab 2020
Der Tunnel an der Philharmonie zwischen Trankgasse und Rheinufertunnel soll ab 2020 generalsaniert und mit einer neuen Sicherheitstechnik ausgestattet werden. Das Vorhaben befindet sich derzeit in der Planung und soll Mitte 2021 abgeschlossen sein.
Der gedeckte Abschnitt der Herkulesstraße kurz vor Beginn der A57 ist marode, weshalb dort die Höchstgeschwindigkeit auf 50 Kilometer pro Stunde reduziert wurde. Er soll zwischen dem zweiten Quartal 2020 und Ende 2022 saniert werden.
An der berüchtigten Kreuzung Luxemburger/Militärringstraße soll die Straßenbahn dereinst unter der Militärringstraße verlaufen. Ziel ist es, die Wartezeiten für Autofahrer zu verkürzen, weil die Straßenbahn nicht mehr kreuzt. Auf dem Plan der Stadt steht als Baubeginn „ab 2020“, Gerd Neweling, Leiter des Amts für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau sagte aber schon jetzt: „Das wird eher später.“
Die Bahn-Brücken über der Deutz-Mülheimer Straße an der Lanxess-Arena werden umfangreich saniert. Die Stahlbögen, gegen die immer wieder Lkw fahren, weil sie deren Höhe unterschätzen, verschwinden. Zudem wird die Brücke auf Wunsch der Stadt verbreitert, um mehr Platz auf der Deutz-Mülheimer Straße zu schaffen. Ebenso wird die Gleisführung auf den Brücken optimiert. Baubeginn ist 2020, voraussichtlich 2031 soll alles fertig sein.
Die Neusser Straße soll zwischen der HGK-Brücke und der Scheibenstraße in Weidenpesch umgestaltet werden. Start ist Ende 2020, die Arbeiten sollen Ende 2022 abgeschlossen sein. Die Geestemünder Straße wird von Ende 2020 bis Ende 2022 generalüberholt.