Bis heute hat niemand einen Vorschlag gemacht, wie sich diese verkehrspolitische Bankrotterklärung in Köln abwenden lässt, schreibt unser Autor.
Haaks löst Vertrag aufDie Chefin geht – und die KVB ist führungslos
Sagen wir mal so: Für den vorzeitigen Abgang der KVB-Vorstandsvorsitzenden, die ihren Job im März 2026 und damit drei Jahre früher als geplant aufgeben wird, gibt es gute Gründe, die alle im persönlichen Bereich liegen. Der Mann im Ruhestand, das erste Enkelkind, ein neuer Lebensabschnitt für die gesamte Familie. Da kann einem die Lust an der wöchentlichen Pendelei zwischen Köln und Karlsruhe und die Aussicht, das noch knapp fünf Jahre vor sich zu haben, schon vergehen.
Die KVB sind nicht vergnügungssteuerpflichtig
Zumal die Kölner Verkehrs-Betriebe in ihrem aktuellen Zustand nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig sind: ausgedünnter Fahrplan, marode Fahrzeugflotte, Lieferprobleme bei den neuen Bahnen, Mangel an Fahrpersonal, gestiegene Kosten für eben jenes Personal und Energie, eine Kommunalpolitik, die endlos über die Entscheidung streitet, ob die Ost-West-Achse oberirdisch oder unterirdisch ausgebaut werden soll.
Dazu ein Stadtrat, der die Augen vor einem Millionendefizit nicht bloß verschließt, sondern von der KVB und seiner Chefin verlangt, sie möge endlich die Probleme in den Griff kriegen. Dazu eine Stadtverwaltung, die in Person des Verkehrsdezernenten allen Ernstes die Einführung des autonomen Fahrens als Lösung für den Fahrermangel vorschlägt.
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Schonungslose Offenheit
Alles Dinge, für die man die KVB-Chefin nur sehr bedingt verantwortlich machen kann. Sicher hat Stefanie Haaks in einigen Situationen auch unglücklich agiert. Den eigenen Betrieb als unzumutbar für die Fahrgäste zu bezeichnen, dürfte weder die Kunden noch die Belegschaft motivieren.
Diese schonungslose Offenheit muss man Stefanie Haaks an anderer Stelle aber auch zugutehalten. Sie hat im Sommer knallhart ausgesprochen, was von den Ausbauplänen für die Verkehrswende bei der KVB übrigbleibt, wenn die Finanzprobleme nicht gelöst werden. Der Ausbau der Ost-West-Achse und die Inbetriebnahme der Nord-Süd-Stadtbahn. Mehr nicht.
Da haben alle aufgeschrien. Im Stadtrat und in der Stadtverwaltung. Aber keiner hat bis heute einen Vorschlag gemacht, wie sich diese verkehrspolitische Bankrotterklärung abwenden lässt. Stefanie Haaks muss sich darüber keine Gedanken mehr machen. Auch nicht über die Frage, welche neue Führungsmannschaft übernehmen wird. Sie geht, der Technikvorstand ebenfalls, der Posten des Finanzvorstands ist vakant. Einzig der Vertrag mit dem Arbeitsdirektor ist gerade verlängert worden.
Insofern hat sich die Vision des Verkehrsdezernenten vom autonomen Fahren erfüllt. Die KVB ist führungslos. Ihren Straßenbahnführerschein wird Stefanie Haaks behalten. In Köln wird sie aber bald nicht mehr fahren.