Köln – Die Fenster in der Gerling-Villa in Marienburg waren weit aufgerissen, eine Klimaanlage gab es nicht. Viele der Gäste tummelten sich daher so oft sie konnten auf der Terrasse, genossen den leichten Windzug. Dazu gab es reichlich Kaffee zum Aufputschen und Wasser zur Abkühlung.
Denn was nach einem entspannten Tag in traumhafter Atmosphäre aussah, war in Wirklichkeit die Erfüllung einer wichtigen Aufgabe – und das, obwohl die 45 Gäste von morgens bis abends hauptsächlich vor dem Fernseher saßen. Am Donnerstag, trafen sich bereits zum elften Mal ausgewählte Experten der Fernsehbranche, um eine Vorauswahl für die 45. Internationalen Emmy Awards zu treffen, die am 20. November in New York verliehen werden.
Leidenschaftliche Netflix-Gucker haben einen Vorteil
Gastgeber waren erneut Filmproduzent und Emmy-Botschafter Leopold Hoesch, der den Vorentscheid, der jährlich in über 20 Städten weltweit stattfindet, 2007 nach Köln holte, sowie der WDR. Bewertet wurden in diesem Rahmen Beiträge aus den Kategorien „Beste Schauschauspielerin“, „Comedy“ und „Dokumentation“ – also viele Filme, die nacheinander angesehen werden mussten.
Doch viereckige Augen vom auf den Bildschirm schauen hatte in der Mittagspause noch niemand: „Aber ich bin ja auch geübt, meine Generation ist schließlich leidenschaftlicher Netflix-Gucker“, sagte Schauspieler Jannik Schürmann, der unter anderem durch den Kinofilm „Die Mitte der Welt“ bekannt wurde und mit seinen 24 Jahren einer der Jüngsten in der Jury war.
Zu den Juroren gehörten auch Komikerin Carolin Kebekus sowie die Schauspieler Benno Fürmann, Anna Loos, Dennenesch Zoudé und Maria Schrader. Wobei Letztere sogar selber Emmy-Erfahrung vorzuweisen hat, da die Serie „Deutschland 83“, in der Schrader die Führungsoffizierin Lenora Rauch spielte, im vergangenen Jahr als „Beste Dramaserie“ mit der internationalen Variante des Fernseh-Oscars ausgezeichnet wurde.
Über Favoriten darf nicht gesprochen werden
Wer in diesem Jahr die jeweiligen Favoriten der Juroren sind, darüber durfte während des Schauens allerdings nicht gesprochen werden. Das sei aber auch gut so, fand Nathaniel Brendel, der als Academy-Judging-Director die Juroren überwachte und die Bewertungsbögen mit den Nominierungsergebnissen nun nach New York bringt: „Hier sind viele Experten aus verschiedenen Bereichen. Darum haben alle einen anderen Blickwinkel auf die Beiträge.“ Wie etwa Regisseur Tobi Baumann, unter anderem bekannt durch die Serie „Pastewka“: „Ich finde es total spannend, in der Kategorie „Comedy“ Sachen zu sehen, die man sonst vielleicht gar nicht zu sehen bekommen würde. Das kann sehr inspirierend für die eigene Arbeit sein.“
Den Abend ließen die Juroren mit mehr als hundert weiteren geladenen Gästen beim Emmy-Cocktail mit kühlen Getränken ausklingen. Mit dabei: Oberbürgermeisterin Henriette Reker mit Ehemann Perry Somers, die Schauspielerinnen Annette Frier und Rike Schmid sowie Verlags-Geschäftsführer Philipp M. Froben mit Ehefrau Bea Froben.