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Hunderttausende Euro gedrucktFahnder entdecken Fälscherwerkstatt in Kölner Südstadt

Lesezeit 3 Minuten
Falschgeld 1

Die Blüten sind zwar auf den ersten Blick identisch mit dem Original, aber bei genauerem Hinsehen schon zu unterscheiden.

Köln – Den drei hochrangigen Ermittlern, die am Freitagmittag im Kölner Polizeipräsidium vor die Presse treten, ist die Zufriedenheit anzusehen. Schließlich sind die Vertreter von Polizei, Staatsanwaltschaft und Bundeskriminalamt (BKA) gekommen, um über einen ihrer größten Erfolge im Kampf gegen das Falschgeld zu sprechen: Ein Mann, der aus der Kölner Südstadt heraus mit einfachstem Material Scheine im Nennwert von wahrscheinlich mehreren hunderttausend Euro selbst gedruckt haben soll, ist gefasst.

Die Ermittler fanden in der Fälscherwerkstatt des Kölners 20.000 Euro an unechten Banknoten und dazu Papierreste, „die für weitere 240.000 Euro gereicht hätten“, sagt Kripo-Chef Stephan Becker. Mitte Juli wurde der Verdächtige bei einer groß angelegten Razzia verhaftet, außerdem zwei weitere Männer in Berlin und Baden-Württemberg, die seine Kunden gewesen sein sollen.

Einfachste Mittel für die Geldfälschung

Die Mittel, mit denen der im Rhein-Erft-Kreis wohnhafte 33-Jährige seine Werkstatt betrieb, waren sehr bescheiden: Ein herkömmlicher Farbdrucker, ebenso handelsübliches, wenn auch etwas hochwertigeres Kopierpapier, dazu ein Lineal und Schneidwerkzeug – alles zu bekommen in Geschäften für Bürobedarf. Dazu kamen illegal aus China erworbene Hologrammaufkleber für die Banknoten – „und jede Menge kriminelle Energie“, wie Oberstaatsanwalt Markus Hartmann von der in Köln ansässigen Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime NRW sagte. Dem Vernehmen nach soll der Kölner aus der Wormser Straße agiert haben, wo bei der Razzia ebenfalls – gut versteckt – echtes Bargeld in Höhe von 15.000 Euro gefunden wurde.

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Stephan Becker

Kripo-Chef Stephan Becker mit dem sichergestellten Falschgeld

Nach dem, was die Fahnder bisher wissen, soll der Verdächtige seine Blüten auf ebenso einfachem wie professionellem Weg zu echtem Geld gemacht haben. Die falschen Banknoten bat er im Darknet für ein Fünftel des Nennwerts an. Seine Abnehmer verkauften diese wiederum für das Doppelte. So haben alle Beteiligten Gewinn gemacht. „Wir reden hier über Schwerstkriminalität“, sagt Hartmann. Die Mindestfreiheitsstrafe liege bei zwei Jahren. Erschwerend kommt hinzu, dass der Verdächtige wegen Drogendelikten schon mal in Haft war und erst im September frei kam. Zwei Monate später begannen die Ermittlungen gegen ihn. Auf seine Spur kamen die Fahnder durch einen kuriosen Zufall: Das Falschgeld verschickte er mit fremden Anschriften im Absender-Feld der Pakete. In einem Fall wählte er die eines Kölner Geschäftsmannes. Zufällig kam diese Sendung zurück, der Geschäftsmann öffnete das Päckchen, sah das Falschgeld und ging zur Polizei.

Blüten vom Original zu unterscheiden

Bei den beiden Festgenommenen in Berlin und im Breisgau soll es sich um sogenannte „Reseller“ gehandelt haben. Der 26-Jährige aus Berlin legte nach Angaben der dortigen Behörden ein umfassendes Geständnis ab. Er soll das Falschgeld in mehreren Tranchen bezogen haben, für deren Übergabe er jeweils mit dem Zug nach Köln reiste. Der Verdächtige aus Baden-Württemberg soll dagegen seinem kriminellen Geschäftspartner nie begegnet sein und die per Post gelieferten Noten mit Kryptowährung bezahlt haben. „Mehr als die Hälfte des Falschgelds wird inzwischen über das Darknet vertrieben“, sagt der Leitende Kriminaldirektor Markus Koths vom BKA. Die Ermittler sind davon überzeugt, dass es noch deutlich mehr dieser „Reseller“ gegeben hat. Dieser nun habhaft zu werden, ist ein Ziel der noch laufenden Ermittlungen.

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Die sichergestellten Blüten, die die Polizei am Freitag der Öffentlichkeit zeigte, sehen auf den ersten Blick echt aus, sind aber bei genauerem Hinsehen vom Original zu unterscheiden. Der sogenannte Sicherheitsfaden in der Mitte fehlt, ebenso das Wasserzeichen links und das durchsichtige Porträt-Fenster rechts oben. Das war mit den dürftigen Mitteln der Kölner Fälscherwerkstatt offenbar nicht zu kopieren. Außerdem haben alle Scheine die selbe Seriennummer. „Ein Geldscheinprüfer, wie es sie zum Beispiel im Supermarkt gibt, hätte die Fälschungen erkannt“, sagt Becker. Viele der gefundenen Imitate sind aber 20-Euro-Noten für den „schnellen Zahlungsverkehr“, wie die Ermittler sagen. Am Kiosk oder am Imbiss prüft die Scheine meist niemand so genau.