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Zwei junge Kölner vor GerichtFinanzbeamter auf der Schildergasse mit Messer attackiert und fast verblutet

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Die beiden Angeklagten mit ihren Verteidigern im Amtsgericht Köln

Die beiden Angeklagten mit ihren Verteidigern Frank Mittmann und Günter Teworte im Amtsgericht Köln

Der 31-Jährige wurde auf dem Nachhauseweg zum Zufallsopfer. In Haft muss nun nur ein Täter. Das Opfer zeigt sich enttäuscht.

Für eine brutale und fast tödlich verlaufene Messerattacke auf einen Passanten in der Kölner Innenstadt muss ein 19-Jähriger für vier Jahre ins Gefängnis. Das entschied am Donnerstag eine Jugendabteilung des Amtsgerichts. Fünfmal hatte der Heranwachsende vor dem Modegeschäft Peek & Cloppenburg auf der Schildergasse auf das ihm völlig unbekannte Opfer eingestochen.

Köln: Attacke vor dem Weltstadthaus in der Innenstadt

Der spätere Geschädigte hatte im Januar dieses Jahres mit Freunden im Dorint Hotel am Heumarkt, zu dem Zeitpunkt die Hofburg des Kölner Dreigestirns, gefeiert. Gegen fünf Uhr am frühen Morgen hatte der 31-Jährige den Heimweg über die Fußgängerzone angetreten, dabei mit seiner Lebensgefährtin telefoniert. Diese sollte so am Telefon zur Zeugin des Verbrechens werden.

Vor dem Weltstadthaus in der Schildergasse geschah die brutale Messerattacke.

Vor dem Weltstadthaus in der Schildergasse geschah die brutale Messerattacke.

Vor dem Weltstadthaus hatten sich dem Finanzbeamten plötzlich zwei junge Männer genähert. Laut Urteil waren sie auf Geld aus, doch der resolute Mann wehrte sich. „Verpisst euch“, rief er den Gestalten zu. Da griff der 19-Jährige zum Messer und stach zu, wie er selbst vor Gericht einräumte. Fünfmal wirkte der Täter mit der Waffe auf sein Opfer ein, bis dieser mit seinem Kumpel flüchtete.

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Köln: Nur eine Not-Operation rettete Opfer das Leben

Er habe gar nicht realisiert, mit einem Messer gestochen worden zu sein, sagte das Opfer vor Gericht aus. Doch dann habe er bemerkt, dass Blut aus seinem Körper strömte. Die Klinge hatte eine Arterie getroffen, dazu die Leber verletzt. Der Schwerverletzte setzte einen dramatischen Notruf ab, Polizei und Notarzt rasten in die City. Nach der Erstversorgung folgte eine Not-Operation in der Klinik.

In einer ländlichen Gegend mit weiteren Wegen zu einem Krankenhaus hätte das Opfer den Angriff wohl nicht überlebt und wäre verblutet, sagte ein Gerichtsmediziner im Prozess aus. Dazu der glückliche Umstand, dass der Mann nach der Attacke nicht zusammengebrochen war und noch selbst das Handy bedienen konnte. Denn in der City hielten sich zu dem Zeitpunkt kaum Menschen auf.

Köln: Enttäuschung über Bewährung für Mitangeklagten

Dass das Opfer zunächst noch auf den Beinen war, kam im Strafmaß auch dem Messerstecher zugute. Der Staatsanwalt und letztlich auch das Gericht nahmen einen sogenannten Rücktritt vom Tötungsversuch an, da der 19-Jährige von seinem Opfer abgelassen und auf weitere Stiche verzichten habe. Er habe nicht unbedingt realisieren können, dass bereits eine akute Lebensgefahr bestand.

Während der Haupttäter wegen versuchten Raubes und gefährlicher Körperverletzung ins Gefängnis muss, wurde dem Mitangeklagten, der alles abstritt, der Messerangriff nicht zugerechnet. Er erhielt anderthalb Jahre Haft auf Bewährung. Darüber zeigte sich das Opfer, das bis heute krankgeschrieben ist, enttäuscht. Der zweite Beschuldigte sei der Initiator gewesen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.