Unter den Angeklagten befindet sich auch ein Kölner Großhändler.
Prozess am Landgericht KölnHalbe Tonne Kokain in Bananenkisten entdeckt – Fahnder wenden Trick an
Die heiße Ware war versteckt zwischen Bananen aus dem südamerikanischen Ecuador. 520 Kilo Kokain, verschifft in einem Container. Über das Meer ging es bis zum Hafen in Hamburg, das Endziel lautete Köln. Doch für die mutmaßlichen Drogenschmuggler klickten die Handschellen, der Zoll hatte ihnen eine Falle gestellt. Seit Donnerstag müssen sich die Beschuldigten, darunter laut Anklage ein Händler vom Kölner Großmarkt, vor dem Landgericht verantworten. Allen drohen hohe Haftstrafen.
Ermittler stellen 520 Kokain-Blöcke sicher
Im Januar dieses Jahres hatte das ecuadorianische Containerschiff mit den Bananenkisten die Hansestadt Hamburg erreicht. Ihre Entdeckung bei einer Kontrolle nannten die Zollfahnder später in einer Pressemitteilung einen „großen Coup“. Von den mehr als 1000 gelagerten Kartons auf dem Schiff sei das Obst in 48 Paketen mit den Drogen durchmischt gewesen. 520 verpackte Blöcke mit Kokain stellten die Ermittler damals insgesamt sicher, mit einem Gewicht von je einem Kilogramm.
Geht man von einem Straßenverkaufswert von durchschnittlich 50 Euro pro Gramm Kokain aus, so hätten Dealer mit dem beschlagnahmten weißen Pulver einen potentiellen Erlös von 26 Millionen Euro erzielen können. Unbekannt gebliebene Komplizen in Ecuador hatten den Container mit der Drogenladung bestückt. Wieviel die mutmaßlichen Schmuggler aus Köln und der Umgebung den Händlern aus Südamerika dafür bezahlt haben sollen, darüber schweigt sich der Anklagesatz aus.
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Anklage: Drogen sollten nach Köln gebracht werden
Nach dem Drogenfund am Hafen sicherten die Ermittler das Kokain und tauschten es mit einem Ersatzstoff aus. Die Bananenkisten konnten danach wie geplant an ein Transportunternehmen in der Nähe weitergeleitet werden. Von dort, so die Staatsanwaltschaft, sollte es weiter zum Kölner Großmarkt gehen. Mit zwei Sattelschleppern hätten die Angeklagten die Bananen und die Drogen zum Abtransport ins Rheinland verladen wollen. Doch vorher erfolgte der Zugriff der Polizei.
Vier der fünf Beschuldigten im Alter zwischen 36 und 58 Jahren sitzen in Untersuchungshaft. Bei Durchsuchungsmaßnahmen hatten die Ermittler noch mehr als 30.000 Euro Bargeld sichergestellt. Dazu eine Vielzahl an elektronischen Speichermedien, die auf Beweismittel hin ausgewertet wurden. Am Donnerstag beim Prozessauftakt schwiegen die Männer zu den Tatvorwürfen der unerlaubten Einfuhr von und des illegalen Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge.
Köln: Ein Beschuldigter beteuert seine Unschuld
Verteidiger Ulrich Sommer kündigte eine Einlassung seines Mandanten an. „Der Vorwurf ist falsch und das wollen wir auch näher ausführen“, so Sommer, der den 58-jährigen Angeklagten vertritt. Der soll laut Anklage für den Abtransport der Ware vorgesehen gewesen sein. Womöglich unwissend, dass sich Drogen darunter befanden, wie der Anwalt andeutete. Der Mandant habe die Hoffnung gehabt, dass die Mitangeklagten ihn entlasten. Sommer: „Er will nicht im Gefängnis sterben.“
Der aktuelle Fall, für den bis Ende Januar 16 Verhandlungstage vorgesehen sind, erinnert an ein Verfahren vor dem Landgericht Hamburg im vergangenen Jahr. Auf der Anklagebank saßen zwei Händler vom Kölner Großmarkt, die ihre Firma für den In- und Export von Lebensmitteln laut Anklage dazu genutzt haben sollen, sogar 2,3 Tonnen Kokain mit einem Schwarzmarktwert von rund 115 Millionen Euro nach Deutschland zu schmuggeln – und zwar zwischen Spargelkonserven aus Peru.
Kölner Großhändler erhielten bereits Gefängnisstrafen
Auch in diesem Fall hatten Zoll und Polizei das Kokain nach der Entdeckung am Hamburger Hafen ausgetauscht. Ein Tipp aus Südamerika hatte die Fahnder auf die Spur der Schmuggler gebracht. Ein verdeckter Ermittler hatte den Drogen-Spargel danach zu den Beschuldigten nach Köln gebracht. Danach kam es zur Festnahme. Sieben und elf Jahre Haft lautete das Urteil. Die Angeklagten hatten die Vorwürfe über ihre Verteidiger Ingo Lindemann und Dörthe Clemens bis zuletzt bestritten.
Der Drogenschmuggel zwischen Obst und Gemüse hatte jüngst völlig kuriose Formen angenommen. Mitarbeiter eines großen Discounters stießen im September beim Auspacken einer Bananenlieferung aus Südamerika auf Kokain. Offenbar wurde die Lieferung an ein Zentrallager fehlgeleitet, sodass die Schmuggler den Zugriff darauf verloren hatten. In mehreren Filialen des Discounters in Nordrhein-Westfalen stellten die Ermittler daraufhin insgesamt 95 Kilogramm der Droge sicher.