AboAbonnieren

Prozess in KölnLebensgefährtin mit Küchenmesser angegriffen – Passanten schreiten ein

Lesezeit 3 Minuten
Der Angeklagte mit seiner Verteidigerin Pantea Farahzadi beim Prozessauftakt im Landgericht Köln

Der Angeklagte mit seiner Verteidigerin Pantea Farahzadi beim Prozessauftakt im Landgericht Köln

Beim Prozessauftakt im Landgericht sprach die Verteidigerin für den Angeklagten.

Es war ein Todeskampf auf offener Straße in Buchforst, so beschreibt die Staatsanwaltschaft ein blutiges Geschehen im vergangenen April. Eine Frau wehrte sich gegen Messerstiche ihres Lebensgefährten, Passanten verhinderten Schlimmeres. Seit Dienstag muss sich nun ein 35-Jähriger wegen versuchten Totschlags und Körperverletzung vor dem Landgericht verantworten.

Köln: Geschädigte spricht von toxischer Beziehung

Es sei eine toxische Beziehung gewesen, so erklärte es die Geschädigte im Zeugenstand. Mehrfach habe sie ihren Lebensgefährten verlassen wollen. Dieser sei eifersüchtig gewesen und habe ihr ein Verhältnis mit seinem Bruder unterstellt. Dem sähe die kleine Tochter ähnlich und nicht ihm. Dabei sei sie ihm immer treu gewesen, sagte die 39-Jährige dem Richter.

Immer wieder sei sie zu dem Mann zurückgekehrt. „Ich wusste nicht, wohin“, erklärte die Zeugin. Nach einem handfesten Streit in der Vergangenheit habe sie die Polizei gerufen, sei dann mit der Tochter in ein Mutter-Kind-Heimgekommen. „Da hat man mich dann am nächsten Tag um acht Uhr vor die Tür gesetzt“, so die Frau.

Alles zum Thema Amts- und Landgericht Köln

Köln: Streit in Buchforster Wohnung eskaliert

Am Tattag habe sie mit der Tochter einen Kindergeburtstag besucht. Am Abend habe ihr Freund dann angerufen. Der habe gesagt, sie nicht mehr in die von ihm angemietete Wohnung zu lassen, sollte sie jetzt nicht kommen. Kurz darauf habe er erneut angerufen. Ihr Koffer stehe schon bereit, sie solle die Wohnung verlassen. „Das wollte ich dann auch, egal wohin.“

Zurück in der Wohnung habe sie dann noch weitere Sachen gepackt, doch dann habe der Angeklagte den Koffer wieder ausgekippt. Nach einem verbalen Streit sei er in die Küche gegangen und habe ein Messer geholt. „Ich verletze mich selber und lasse es so aussehen, als ob du das warst“, habe er sinngemäß gesagt. Die Frau flüchtete danach laut Anklage mit Kind aus der Wohnung.

Köln: Messerangriff auf der Straße in Buchforst

Draußen angekommen bat die Geschädigte an einer Bushaltestelle einen Mann, von dessen Handy die Polizei rufen zu können – nachdem der Angeklagte zuvor das Handy der Frau zerstört haben soll. Der Beschuldigte soll dem Zeugen gegenüber beteuert haben, dass in der Wohnung nichts passiert sei, dann aber plötzlich das Messer gegen seine Lebensgefährtin eingesetzt haben. Sie wehrte sich, erlitt aber mehrere Schnitte im Gesicht und am Hals. Dann riss der Zeuge den Mann weg.

Über Verteidigerin Pantea Farahzadi räumte der Angeklagte das Geschehen weitgehend ein. Er habe das Messer aber in der Wohnung nicht selbst ergriffen, sondern es seiner Lebensgefährtin abgenommen. Draußen sei er ausgerastet – weil die Frau ihm suggeriert habe, dass das Kind tatsächlich nicht von ihm stamme. Zumindest habe er das so verstanden.

Er habe aber bewusst nur die stumpfe Seite des Messers eingesetzt. Nach dem ersten „Schlag“ könne er sich an weitere Details nicht erinnern. „Ich übernehme die volle Verantwortung, es tut mir sehr leid“, so der Mann, der in Untersuchungshaft sitzt. Er werde an seiner Selbstbeherrschung arbeiten. Der Prozess wird fortgesetzt.