- Der Streit über den geplanten Ausbau des FC-Trainingsgeländes am Geißbockheim wird immer schärfer.
- Gerade erst hat die Stadt dem Umweltdezernenten einen Maulkorb verpasst. Nun positionieren sich Grüne und Umweltverbände noch einmal deutlich.
- Und auch Konrad Adenauers Enkel meldet sich zu Wort. Der Plan sei eine „Misshandlung“ des Bodens im Grüngürtel.
Köln – Die Grünen haben sich noch einmal deutlich gegen die Pläne des 1. FC Köln ausgesprochen, das Trainingsgelände am Geißbockheim im Äußeren Grüngürtel zu erweitern. Damit positionieren sich Partei und Ratsfraktion auch gegen die von ihnen unterstützte Oberbürgermeisterin Henriette Reker. „Wir befinden uns in dieser Sache im Dissens mit der Oberbürgermeisterin“, sagte Sven Lehmann, Bundestagsabgeordneter der Grünen, am Montag bei einer Pressekonferenz von Bürgerinitiativen, die sich für den Erhalt der Grünfläche einsetzen. Er finde es „sehr irritierend“, dass die Stadt einerseits den Klimanotstand ausrufe und andererseits kein Problem damit habe, dass ein Stück des Äußeren Grüngürtels bebaut werden soll. Der Konflikt zwischen den Grünen und der Oberbürgermeisterin dürfte auch in Gesprächen um eine erneute Kandidatur Rekers bei der Kommunalwahl im kommenden Jahr eine Rolle spielen.
Insbesondere Metropolen wie Köln seien von der Klimakrise betroffen, sagte Lehmann. Daher sei es dringend geboten, die vorhandenen Grünflächen zu schützen. Der Äußere Grüngürtel habe eine große ökologische Bedeutung für Köln und sei zudem ein Ort, an dem sich Menschen frei bewegen könnten. Dahinter steh auch die Sorge um eine zunehmende Privatisierung des öffentlichen Raums. Der 1. FC Köln will das Trainingsgelände um eine Fläche mit einer Größe von 36 000 Quadratmetern erweitern. „Da ist es schon extrem begründungswürdig, wenn man den Kölnern das wegnehmen will“, sagte Lehmann.
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Brigitta von Bülow, Fraktionschefin der Grünen im Stadtrat, forderte einen Umzug des Bundesligisten auf eine Ackerfläche in Marsdorf. „Das ist keine Absage an den 1. FC Köln“, sagte sie. Der Klub könne seinen notwendigen Ausbaubedarf in Marsdorf umsetzen, ohne den für das Kölner Stadtklima wichtigen Äußeren Grüngürtel weiter zu versiegeln. „Wir müssen diese Option nun ernsthaft angehen“, sagte von Bülow. Die Grünen kündigten an, im Stadtrat weiterhin gegen den FC-Ausbau im Grüngürtel zu stimmen.
Auch Adenauer-Enkel gegen Bebauung der Wiese
Da SPD und CDU den Plänen des 1. FC Köln im Regionalrat des Regierungsbezirks Köln im Juli zugestimmt hatten, ist davon auszugehen, dass beide Fraktionen sich auch im Stadtrat weiterhin dafür einsetzen werden. Beide verfügen zusammen über eine deutliche Mehrheit. CDU und Grüne bilden zwar im Stadtrat ein Bündnis, gehen aber in der Frage der Geißbockheim-Erweiterung getrennte Wege.
Konrad Adenauer, dessen Großvater – der Bundeskanzler und Oberbürgermeister Konrad Adenauer – zu den Begründern des Grüngürtels gehörte, hat sich am Montag ebenfalls gegen die Bebauung der Gleueler Wiese ausgesprochen. „Ich bin energisch dagegen, dass der Boden des Grüngürtels auf diese Weise misshandelt wird“, sagte er. Die Gleueler Wiese strahle Kälte ab – das wäre nach einer Versiegelung nicht mehr der Fall.
Rolfjosef Hamacher, Vorstandsmitglied im Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (RVDL), warf dem 1. FC Köln vor, starken Druck auszuüben, um das Verfahren möglichst rasch durchzuziehen. „Wir haben alle nichts gegen den 1. FC Köln, aber es gibt nun mal Ausweichflächen“, sagte er. Aus Sicht des RVDL bestehe kein „überwiegend öffentliches Interesse“ an einer Erweiterung des Geißbockheims. Genau das sei aber als Argumentation genutzt worden, um laut Bundesnaturschutzgesetz eine Ausnahme geltend zu machen. „Das ist ganz klar ein privates Interesse“, sagte Hamacher. Auch eine Umweltverträglichkeitsprüfung habe aufgrund des überwiegenden öffentlichen Interesses bislang nicht stattgefunden, obwohl sich das Grundstück in Zukunft innerhalb einer Wasserschutzzone befinden werde. Unterhalb der Gleueler Wiese existiere zudem der Bunker eines Stützpunktes für Flugabwehrkanonen. „Niemand weiß, was sich darin befindet“, sagte Hamacher.
Stadtrat entscheidet über Erweiterung
Roland Schüler, stellvertretender Bezirksbürgermeister in Lindenthal, wies darauf hin, dass die Gleueler Wiese mit Erde aufgeschüttet werden soll, so dass die geplanten Trainingsplätze um 1,50 Meter erhöht würden. Das sei nötig, weil aus Denkmalschutzgründen nur 15 Zentimeter Erdreich abgetragen werden dürfen. Es würde aber nicht ausreichen, um einen Trainingsplatz zu bauen.
Der 1. FC Köln beruft sich darauf, dass das Geißbockheim ein Standort mit Tradition sei. „Mit dem Projekt folgt der 1. FC Köln der Vision von Konrad Adenauer, dessen Landschaftsplaner schon Ende der 1920er Jahre Sportanlagen an genau der Stelle vorgesehen hatten, an der nun die Plätze geplant sind“, heißt es in einer Stellungnahme des Klubs.
Bis zum 30. August ist es noch möglich, Stellungnahmen gegen die Erweiterung des Rhein-Energie-Sportparks an die Stadt Köln zu richten, über die der Stadtrat entscheiden wird.