AboAbonnieren

Rea Garvey im Interview„Köln ist ein Rock’n’Roll-Zentrum. Ich liebe diese Energie“

Lesezeit 5 Minuten

Sänger Rea Garvey

KölnDas Wichtigste zuerst: Ihr Auftritt am 1. Juni am Tanzbrunnen. 2018 haben Sie noch im deutlich kleineren Palladium gespielt. Ist der Ansporn dieses Jahr größer?

Ich habe schon öfter, auch mit meiner damaligen Band Reamonn, am Tanzbrunnen gespielt und ich muss ehrlich sagen, es ist einer meiner Lieblingsauftrittsorte. Das Ambiente, die Kulisse, das ist immer ein besonderes Konzert. Köln ist sowieso ein Rock’n’Roll-Zentrum. Ich komme auf die Bühne, zupfe nur ein paar Saiten an und die Menge tobt. Ich liebe diese Energie.

Sie haben mit Straßenmusik angefangen – heute beginnen viele junge Künstler auf Youtube. Ist das einfacher? Oder bleibt die Straße weiterhin der beste Lehrer?

Alles zum Thema Tanzbrunnen

Es ist immer schwierig, solche Dinge zu vergleichen. Auf Youtube dauert es länger, bis man einen Künstler findet, dem man sonst einfach auf der Straße begegnet. Es ist ein anderer Weg, aber genauso toll. Doch als Musiker lernt man vieles auf der Straße, was man nicht auf Youtube lernen kann. Wenn man dafür lebt, besteht der Freitagabend daraus, eine erfolgreiche Karriere auf der Straße zu starten. Da gibt man sich mehr Mühe, als wenn man alleine zu Hause ein Lied aufnimmt. Ich habe als Student viel mit Freunden auf der Straße gespielt. Was wir verdient haben, haben wir anschließend mit in die Kneipe genommen. So hatte man immer ein Ziel vor Augen.

Zur Person

Rea Garvey wurde 1973 in der irischen Stadt Tralee geboren. Bis 2010 war er Frontmann der Band Reamonn, die er 1998 mitgegründet hatte. Seitdem ist der 45-Jährige als Solo-Künstler unterwegs. Zuletzt veröffentlichte Garvey 2018 das Album „Neon“, das für 31 Wochen in den deutschen Charts war. Der Sänger wohnt mit seiner Familie im hessischen Hadamar. In Köln tritt er am Samstag, 1. Juni, Open Air am Tanzbrunnen auf. Los geht es um 19 Uhr. Karten sind ab 57 Euro zzgl. Gebühren im Vorverkauf erhältlich. (hof)

Haben Sie eine Vorstellung davon, was gewesen wäre, wenn Sie die Musik nicht von der Straße auf die großen Bühnen gebracht hätte?

Ich habe in meinem Leben schon vieles gemacht. Ich habe im Schlachthof gearbeitet, hinter der Theke, ich habe sogar Haargel verkauft. Aber es ging immer darum, Musik zu machen. Deswegen ist es mir unmöglich, die Frage zu beantworten. Selbst wenn ich plötzlich nicht mehr singen könnte, wüsste ich, dass mich die Musik immer begleiten würde. Denn wenn du weißt, was du willst, darf dir nichts im Weg stehen, da muss es keinen Plan B geben.

Vor knapp zehn Jahre haben Sie und die Band Reamonn getrennte Wege eingeschlagen, nachdem Sie zwölf Jahre gemeinsam Musik gemacht haben. Gefunden haben Sie sich damals über eine Zeitungsanzeige. Ist es bald an der Zeit für die nächste Anzeige?

Ob wir uns bald alle wiedersehen? Ich kann es nicht sagen. Ich bin jemand, der jeden Morgen aufsteht und sich auf den Tag freut. Wenn der Tag kommt, an dem es heißt, dass ich und die Jungs wieder ein Konzert spielen, dann wird das mit Sicherheit der richtige Tag sein. Aktuell habe ich das Gefühl, dass wir noch nicht da sind. Mit manchen habe ich immer noch keinen Kontakt und der Moment muss für jeden richtig sein. Nicht nur für mich.

Das könnte Sie auch interessieren:

Als Solo-Künstler sind Sie viel unterwegs, reisen durch die ganze Welt. Wie viel Zeit bleibt da für die Familie?

Ich glaube dadurch, dass mir meine Familie einfach wichtiger ist, bleibt auch genug Zeit. Das war eine konsequente Entscheidung von mir und meiner Frau, dass es mir wichtiger sein muss, bei meiner Familie zu sein. Gott sei Dank muss ich keine Wahl treffen, ich kann beides haben. Irgendwann ist es egal, wie viele Platten oder Tickets du verkaufst, denn es muss einen Ausgleich geben. Meine Familie gibt mir Energie und Inspiration. Die brauche ich für meine Musik.

Ihnen folgen auf Instagram aktuell rund 150.000 Menschen. Jeden Post beenden Sie mit den Worten „God bless“. Sind Sie ein sehr gläubiger Mensch?

150.000? So viele? Cool. Aber bin ich ein gläubiger Mensch? Offensichtlich ja (lacht). Ich sage immer, ich bin ein gläubiger, kein religiöser Mensch. Das ist eine große Stärke, ich fühle mich geschützt und geleitet. Für alles, was ich im Leben erreicht habe, bin ich zuerst auf meine Knie gegangen und habe darum gebeten. Ich bin glücklich, dass ich so eine Beziehung mit Gott habe.

Bleiben wir bei Instagram. In einem Post unterstützen Sie Greta Thunbergs Bewegung „Fridays For Future“, zudem das Projekt „Clearwater“, das Menschen in Ecuador mit Trinkwasser versorgt. Wie wichtig ist es, dass sich jeder Einzelne für das Klima einsetzt?

Dass das Thema wichtig ist, ist selbstverständlich. Es gibt keinen Ersatzplaneten. Das Problem in der westlichen Welt ist, dass wir an der Situation schuld sind und trotzdem von anderen Ländern Dinge fordern. Etwa das Öl aus Ecuador. Die Menschen vor Ort leiden darunter. Der Amazonas ist durch das Ölbohren verschmutzt. Dabei nennen wir ihn nicht umsonst das „Herz der Erde“. Das ist eine Schande. Denn wir haben die Möglichkeit, es zu ändern. Und wenn wir kein Plastik mehr verlangen, wird es auch nicht mehr produziert. Wenn wir nicht mehr so viel Auto fahren, wird weniger Benzin gebraucht. Aber wir müssen bereit sein, dafür zu zahlen.